Tiffany Duo 40
was sie ihm gerade gesagt hatte,
passte mit ihrem Beinahunfall in Jerusalem zusammen und versetzte ihn in höchste
Alarmbereitschaft. Dennoch wollte er sie nicht übermäßig beunruhigen. Vielleicht
übertrieb er, aber seine Faszination für sie machte es ihm
schwer, objektiv zu bleiben. Darüber würde er später nachdenken. Inzwischen war
er froh, dass Claire die nächsten paar Tage nicht in Jerusalem sein würde.
»Ich weiß noch nicht genau«, antwortete er lächelnd. »Warum fragst du? Wirst du
mich vermissen, wenn ich gehe?«
Sie lachte. »Du möchtest gern ein Kompliment hören, ja?«
»Ich höre Komplimente genauso gern wie jeder andere Mann«, konterte er.
Sie lachte erneut. »Du überraschst mich. Ich hätte gedacht, dass du in keiner
Beziehung wie die anderen bist, jedenfalls nicht wie die, die ich kenne.«
Der spöttische Blick, den er ihr zuwarf, wurde eindringlich, als sie sich anschauten, und er schien Mühe zu haben, ihn wieder auf die Straße zu richten. »Was hältst du
eigentlich von mir?«
»Du bist verschlossen«, sagte sie. »Geheimnisvoll. Ich glaube nicht, dass du vielen
Leuten dein wahres Ich zeigst.«
Ich glaube nicht, dass du mein wahres Ich mögen wirst, wenn du es kennen lernst,
dachte er. Er fragte sich, was Claire wohl tun würde, wenn sie die Wahrheit über ihn herausfand. Wirst du mich hassen, weil ich dich getäuscht habe? Aber mit solchen
Gedanken wollte er sich jetzt nicht belasten. Er wollte das Wochenende mit Claire
genießen.
Oliver wusste, dass er egoistisch war, und er hatte den größten Teil der letzten
Nacht damit verbracht, sich das Wochenende auszureden, aber vergeblich. Er wollte
ein paar Tage so tun, als wären sie zwei Amerikaner, die sich zufällig in Jerusalem
kennen gelernt hatten. War das zuviel verlangt?
Vielleicht war es das. Irgendwie wusste er, dass Claire das sagen würde, wenn sie
herausgefunden hätte, wer er wirklich war und was er in Israel tat. Darüber grübelte er nach, bis sie ihr Hotel in Tel Aviv erreicht hatten. Er hatte das Glück gehabt, in dem Hotel, in dem Bob Green Zwischenstation machte, ein Zimmer zu bekommen,
obwohl Hochsaison war. Es lag am Strand, und von ihrer Zweizimmersuite hatten sie
einen herrlichen Ausblick auf das blauschimmernde Mittelmeer. Claire reagierte
genauso, wie er es erhofft hatte.
»O, Oliver, es ist wundervoll!«
Er hatte dem Hotelpagen ein Trinkgeld gegeben und die Tür hinter sich geschlossen.
Nun stand er da und sah Claire zu, wie sie die wandhohen Fenster öffnete und
hingerissen auf das Meer blickte.
Sie ist die aufregendste Frau, die ich je getroffen habe, dachte er. Und dieses
Wochenende hatten sie für sich allein. Nichts, außer dem Treffen mit Green, würde
dazwischen stehen.
Oliver ging zu ihr hinüber und berührte mit unsicheren Fingern ihr Haar. »Aber
längst nicht so wundervoll wie du«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Überrascht von Olivers zärtlicher Berührung und seinen Worten, wandte Claire sich
um und schaute zu ihm hoch. Seine Augen hatten das gleiche lebhafte Blau wie das
Meer, und sein Blick war voller Verlangen. Es durchfuhr sie wie ein Blitz. Wie konnte man nur durch einen Blick so erregt werden? Einen kurzen Moment flackerte Angst
in ihr auf. Sie in einem Hotelzimmer allein mit einem Mann, den sie kaum einen
Monat kannte und vielleicht überhaupt nie kennen lernen würde. Er ist gefährlich!
Dieser Gedanke schoss ihr durch den Kopf, und sie hatte das Gefühl, sich über den
Rand eines tiefen Abgrundes zu beugen. Was ich ihm gebe, werde ich nie
zurückfordern können, dachte sie, und ich werde nicht mehr dieselbe sein.
Oliver umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. Reglos stand Claire da, während sein
Blick in ihrem versank. Dabei musste er ihre Unsicherheit bemerkt haben, denn er
sagte: »Noch ist es nicht zu spät, deine Meinung zu ändern.« Nur mühsam brachte
er diese Worte hervor, weil ihm die Kehle wie zugeschnürt war.
Es waren genau die richtigen Worte gewesen. Sie machten Claire deutlich, dass sie
sich weiterhin in der Gewalt hatte. Aber hingebungsvoll schlang sie ihm die Arme
um den Nacken.
»Dafür war es schon vor ein paar Tagen zu spät.«
»Ja«, sagte er und beugte den Kopf zu ihr herunter. Während er den Mund
besitzergreifend und verführerisch auf ihren presste, fuhr er mit den Händen durch
ihr seidiges Haar.
Sein Kuss überwältigte Claire mit derselben unwiderstehlichen Heftigkeit wie damals
in dem Garten über
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