Tiffany Duo 40
wenn sie
versuchte, Olivers Gedanken zu ergründen. Als sie in Hose und einem dazu
passenden weitausgeschnittenen Oberteil in Dunkelrosa herunterkam, erntete sie
für ihre Bemühungen einen langen zustimmenden Blick von Oliver, aber keinen
Kommentar.
Oliver half ihr beim Einsteigen, verstaute ihr Gepäck im Kofferraum und fuhr los. Er redete nicht, sondern schien sich auf die Straße und den Verkehr zu konzentrieren.
Claire war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.
»Du bist sehr schweigsam«, sagte Oliver endlich, als sie die Außenbezirke
Jerusalems erreicht hatten.
»Du auch.«
»Kommen dir Bedenken?«
Sie lächelte flüchtig. »Ungefähr alle dreißig Sekunden. Und dir?«
Er verlangsamte die Geschwindigkeit des Wagens und wandte den Kopf, um Claire
zu betrachten. Sie wirkte entspannt und nicht wie eine Frau, die nicht wusste, was in ihr vorging. Sie hatte sich in die Polstern gelehnt, und ihr rotbraunes Haar umrahmte ihr schönes Gesicht. Offen und direkt erwiderte sie seinen Blick.
Oliver schaute wieder auf die Straße. »Mir sind letzte Nacht auch ein paar Zweifel
gekommen«, gab er zu. »Ich habe kaum geschlafen.«
Claire lachte auf, während sie sich auf ihrem Sitz zu ihm drehte und die Beine anzog.
»Du auch nicht?« Sie beobachtete sein Mienenspiel und fragte sich, ob er jetzt
bereute, dass er sie so impulsiv eingeladen hatte, mit nach Tel Aviv zu kommen.
Oliver zündete sich nervös eine Zigarette an, zog den Rauch ein und dachte einen
Moment nach. »Das ist eine der Eigenschaften, die ich an dir bewundere, deine
Aufrichtigkeit. Die meisten anderen Frauen hätten behauptet, wie ein Murmeltier
geschlafen zu haben.«
»Um so zu tun, als wäre es ihnen gleichgültig, ein Wochenende mit einem Mann zu
verbringen?« fragte sie leise. »Vermutlich hast du recht«, stimmte sie dann zu.
»Nun, mir ist es nicht gleichgültig, und ich sehe keinen Sinn darin, dir etwas
vorzumachen. Das ist nicht meine Art.«
Tief in seinem Inneren freute Oliver sich über Claires Worte. Dann fiel ihm Ron Wiley wieder ein, und er spürte einen Stich von Eifersucht. »Nein?« fragte er mit einem
zweifelnden Unterton.
Claire hob den Kopf und betrachtete seinen verschlossenen Gesichtsausdruck.
»Wenn du die Wahrheit hören willst, ich war heute mit den Nerven völlig am Ende.
Ich habe befürchtet, du würdest nicht anrufen.«
Oliver lachte freudlos auf. »Ich wollte schon früher anrufen, aber ich dachte, ich
sollte dir Zeit geben, eine Entscheidung in Ruhe zu treffen. Als ich schließlich anrief, und du nicht da warst.« Er unterbrach sich. Verdammt Kellogg, du verrätst dich noch
völlig, wenn du nicht aufpasst, rief er sich zur Ordnung.
Aber Claire spürte, was er hatte sagen wollen - , dass er angenommen hatte, sie
würde nicht ans Telefon gehen, weil sie nicht mit ihm sprechen wollte. »Ich war
unterwegs, um mir eine Schreibmaschine zu leihen. Ich hätte auch bis Montag
warten
können, aber ich musste einfach mal raus. Ich dachte, es würde mir helfen zu
entspannen. Aber das hat es nicht. Und als ich zurückkam, wurde ich den Eindruck
nicht los, als wäre jemand während meiner Abwesenheit in der Wohnung gewesen.
Ich bin froh, dass ich für ein paar Tage wegkomme. Das hilft mir, die Dinge wieder im richtigen Verhältnis zu sehen.«
»Wie bist du darauf gekommen, dass jemand in deiner Wohnung gewesen sein
könnte?« fragte er. Seine Stimme klang plötzlich scharf.
»Oh, es war nichts Konkretes«, erwiderte Claire. »Mir kam es nur so vor, als hätte
ich ein Männerparfum gerochen. Und als ich in meinem Aktenkoffer einige Papiere
suchte, habe ich festgestellt, dass sie nicht da waren, wo ich sie vermutet hatte.«
Oliver gefiel die Geschichte gar nicht. »Hast du Fenster und Türen überprüft?«
»Ja. Sie waren alle verschlossen und unversehrt. Ich bin sicher, dass meine Nerven
mir einen Streich gespielt haben. Dennoch habe ich mit dem Hausverwalter geredet,
und er wird dieses Wochenende neue Schlösser in beide Türen einbauen.«
»Gut. Man kann nicht vorsichtig genug sein, besonders in einem fremden Land.«
Seine Worte jagten ihr einen leichten Schreck ein. »Willst du mir angst machen?«
Oliver spürte den spontanen Drang, sie zu beschützen. »Nein, ich will dich nur daran erinnern, wachsam zu sein, und vorsichtig.«
Beide schwiegen eine Weile.
»Wie lange wirst du noch in Israel bleiben, Oliver?« fragte Claire schließlich.
Er war froh, dass sie das Thema wechselte. Denn
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