Tiffany Duo 40
nicht anders.
Claire war von seiner Reaktion sichtlich verwirrt. »Nein. Ich weiß auch nur, was ich in der Zeitung gelesen habe. Wenn bewiesen werden kann, dass Wiamcyn die Ursache
ist, werden die Betroffenen voll und ganz dafür entschädigt werden.«
»Hast du die Forschungsberichte über das Medikament gelesen?«
»Eigentlich hätte ich sie.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht genau daran erinnern. Weißt du, es ist schon komisch. Als ich den Artikel las, musste ich an den Traum denken, den ich in Tel Aviv hatte. Erinnerst du dich? Der Streit mit Ron Wiley.
Mir ist nicht eingefallen, worüber wir gestritten haben. Mittlerweile bin ich sicher, dass wir eine Auseinandersetzung hatten, bevor ich Atlanta verließ. Und der Artikel
hat mir das seltsame Gefühl vermittelt, dass der Streit etwas mit Wiamcyn zu tun
gehabt haben könnte.«
Oliver hörte die Verwunderung in Claires Stimme und formulierte die nächste Frage
sehr vorsichtig. »Erinnerst du dich an Einzelheiten?«
»Nein, es war nur ein Gefühl. Aber mir fallen langsam immer mehr Bruchstücke von
diesem Monat vor dem Unfall ein. Heute habe ich mich erinnert, dass ich mit einem
der Verkäufer zwei Wochen vor dem Unfall zum Lunch gegangen bin. Ich habe etwas
an meinem Schreibtisch getan, und da muss ich es erfahren haben. Ich habe
versucht, mich zu erinnern, was ich danach gemacht habe, aber ich konnte es
nicht.«
Oliver unterdrückte den Zwang, mehr Informationen aus ihr
herauszuholen. »Nun, wenigstens hast du dich an etwas erinnert«, sagte er statt
dessen. »Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass dir bald alles wiedereinfällt.«
»Hoffentlich. Mein Gefühl sagt mir, dass es wichtig für mich ist, mich an den Streit mit Ron zu erinnern. Vor allem, wenn er etwas mit Wiamcyn zu tun hatte. In dem
Artikel wurde der Ehemann einer der Klägerinnen zitiert, der.« Sie bückte sich und
hob die Zeitung auf. Sie fand den Artikel und überflog ihn kurz, bevor sie
weiterredete. »Er heißt Ted Burgess und sagt, dass die Kosten für die Therapie
seiner Frau erschreckend hoch seien. Sie leben in New Orleans.« Nachdenklich
schaute sie Oliver an. »Hast du nicht gesagt, dass deine Schwester auch in New
Orleans lebt?«
Einen Moment lang glaubte Oliver, dass jetzt die Stunde der Wahrheit gekommen
war. Doch er schaffte es, ruhig zu bleiben und zu überlegen, bevor er antwortete. Er hatte Claire Janets Namen nicht genannt. Also konnte sie unmöglich Ted Burgess als
Janets Ehemann erkennen. »Doch«, erwiderte er und beobachtete Claire, wie sie die
Zeitung zusammenfaltete und weglegte. Offensichtlich war die Frage nur beiläufig
gewesen, und sie hatte bisher keinen Verdacht geschöpft. Er entspannte sich
wieder.
Irgend etwas an dem Artikel löste in Claires Kopf ein Warnsignal aus, aber sie konnte es nicht benennen. Schließlich gab sie es auf, als Oliver sie nach ihrer Großmutter
fragte. Sie erzählte ihm von deren letzten Brief an sie.
»Wie findet sie es denn, dass du jetzt hier bist?« fragte er.
»Das hat sie nicht gesagt. Großmutter hat sich noch nie in mein Leben eingemischt.«
»Du bist sehr stolz auf sie, nicht wahr?«
Claire nahm das halbvolle Weinglas in beide Hände. »Sie ist der wichtigste Mensch
in meinem Leben, seit ich mich erinnern kann.« Bis ich dich getroffen habe, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie hob den Kopf und warf Oliver einen langen Blick zu. »Und
wer ist der wichtigste Mensch in deinem Leben?«
Ihre Kopfhaltung und ihr herausfordernder Blick erregten ihn. Er hörte auf zu essen, nahm ihr das Weinglas aus der Hand, nahm sie an beiden Händen und zog sie hoch.
Dann küsste er sie auf Stirn und Nase. Claire lehnte sich an ihn. »Du versuchst ja
schon wieder, in meiner Vergangenheit zu forschen«, sagte er, als er sich seiner
Stimme wieder sicher war.
»Ich rede nicht von der Vergangenheit«, verbesserte sie ihn, »sondern von der
Gegenwart.«
Ihre Bemerkung erstaunte Oliver. »Ich lebe allein, weil ich nicht von irgend
jemandem abhängig sein will.«
»Oder weil niemand von dir abhängig sein soll?«
»So könnte man es auch nennen.«
Claire legte die Arme locker um seine Hüften, ihre Hände auf seinen Rücken und sie
schmiegte die Wange an seine Schulter. »Oliver, du brauchst keine Angst zu haben,
dass ich von dir abhängig sein werde.«
Er spürte ihren regelmäßigen Herzschlag und war in diesem Moment von
vollkommener Liebe zu ihr erfüllt. Alle Zweifel und Bedenken waren
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