Tiffany Duo 40
zurückkam. »Ich habe einen
solchen Hunger, dass mir alles schmecken wird.«
Im Waschraum spritzte sie sich erfrischendes Wasser ins Gesicht und betrachtete
sich dann im Spiegel. Ihr Make-up war verschwunden, dafür war ihre Haut leicht
gebräunt. Während sie das Make-up erneute, dachte sie wieder an Oliver. Jetzt,
nachdem sie den ganzen Tag mit ihm verbracht hatte, fühlte sie sich sicherer, was
ihre Beziehung betraf. Sie bedeutete ihm viel. Das merkte sie jedes Mal, wenn er sie ansah. Und als sie ihn gefragt hatte, ob sie morgen gemeinsam Hezekiahs Tunnel
besichtigen wollten, hatte er, ohne zu zögern, zugestimmt. Claire warf noch einen
prüfenden Blick in den Spiegel, dann ging sie in das Cafe zurück.
Als Claire sich ihrem Tisch näherte, sah sie einen Mann auf ihrem Stuhl sitzen, der
sich ernsthaft mit Oliver unterhielt. Er drehte sich um, und sie erkannte ihn sofort.
Es war Bob Green, der Mann, den sie schon in Tel Aviv getroffen hatten. Die beiden
waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie Claires Nahen nicht bemerkten. Ein paar
Schritte vor ihnen blieb sie
stehen.
»Was gibt's Neues von Janet?« fragte Green.
»Es gibt ein oder zwei ermutigende Zeichen«, antwortete Oliver.
»Aber das ist nicht genug, um Hoffnung zu schöpfen.«
»Es ist eine Schande. Sie war immer so aktiv.«
Oliver drückte energisch die Zigarette aus. »Ein Verbrechen ist es! Aber wenn es
nach mir geht, werden sie dafür bezahlen!«
Claire stand reglos da und glaubte, nicht richtig verstanden zu haben. Was stimmte
nicht mit Olivers Schwester? Er hatte nie erwähnt, dass sie krank war. Und wer sollte wofür bezahlen? Langsam ging sie auf die beiden zu.
Sie erblickten sie im selben Moment. Green sprang förmlich von dem Stuhl auf.
»Hallo, Mr. Green«, begrüßte Claire ihn. »Wie war Ihre Reise nach Saudi-Arabien?«
Green schaute Oliver hilfesuchend an. »Oh, gut, aber ich bin froh, dass ich wieder
auf dem Heimweg bin. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. «
»Sie brauchen meinetwegen nicht zu gehen«, sagte Claire. »Wir können den Kellner
bitten, noch einen Stuhl zu bringen.« Sie erwartete, dass Oliver ihr zustimmte, aber er schwieg.
»Ich habe sowieso noch eine Verabredung«, meinte Green. »Wir treffen uns später,
Oliver.«
Claire schaute Oliver an, als sie sich setzte. »Verrückt, dass wir ihm schon wieder
begegnet sind. Wie klein die Welt doch ist.«
»Hm«, machte Oliver nur und schien erleichtert zu sein, dass der Kellner mit ihrem
Essen auftauchte.
Claire wartete unwillkürlich, bis er wieder gegangen war. »Was stimmt nicht mit
deiner Schwester?«
Oliver ließ sich sehr viel Zeit, um seinen Tee zu zuckern. »Janet leidet an! einer sehr langwierigen Krankheit, und wir
wissen nicht, ob sie jemals wieder gesund werden wird. Ich mache mir große Sorgen
um sie.«
»Aber du hast das nie erwähnt.«
»Reden hilft nicht.«
Claire ließ seine Worte auf sich nachwirken. Eine lange Krankheit. Ungenauer konnte
man nicht sein. Und sie kaufte ihm auch die Erklärung nicht ab, warum er nie davon
gesprochen hatte. Liebende teilten ihre Sorgen, und wenn Oliver sie so liebte, wie er gesagt hatte. Die Richtung, in die ihre Gedanken gingen, gefiel ihr nicht. »Hat die
Krankheit auch einen Namen?«
Oliver schaute sie eindringlich an. »Ich würde lieber nicht darüber reden.«
»Vielleicht ist es leichter für dich, wenn du deine Gefühle mit mir teilst.« Sie merkte, dass sie seine Meinung nicht ändern würde.
Oliver antwortete ihr nicht, sondern begann entschlossen zu essen.
»Hast du nicht gesagt, dass du mit Bob Green zusammenarbeitest?« fragte sie nach
ein paar Minuten, in denen die Spannung gestiegen war.
»Hab ich das?« Oliver schaute sie gereizt an.
Claire ließ sich Zeit, trank einen Schluck Wasser und setzte das Glas langsam ab. »Ich glaube schon. Er ist ein alter Freund, nicht wahr? Immer wenn ich ihn sehe, verhält
er sich so verdächtig. wie ein Spion, der fürchtet, sein Inkognito könnte auffliegen.«
Oliver seufzte und legte die Gabel weg. »Er ist kein Spion. Er arbeitet als Reporter für eine amerikanische Presseagentur, die, World Press'. Zur Zeit schreibt er an einer heißen Geschichte und will kein Aufsehen erregen.«
Claire glaubte ihm, weil es keinen Grund gab, warum er sie belügen sollte. Aber
warum hatte er in Tel Aviv gesagt, dass Green ein Reiseschriftsteller sei? Irgend
etwas verbarg er vor ihr, und sie war sicher, dass es mit der Krankheit
Weitere Kostenlose Bücher