Tiffany Duo 40
der
dreizehnten oder vierzehnten Woche schwanger sein, nicht in der neunten oder
zehnten, wie Sie glauben. Wenn der Embryo ein wenig gewachsen ist, werden wir
eine Ultraschalluntersuchung vornehmen, dann kann ich bezüglich des
Geburtstermins eine genauere Prognose stellen. Es könnte auch ein besonders
großes Baby sein. Oder Sie erwarten Zwillinge. Wie ich
sehe, war ihre Großmutter mütterlicherseits ein Zwilling, und Mehrfachgeburten
vererben sich oft in der weiblichen Linie.«
Ray richtete sich auf. »Ist es gefährlich, Zwillinge zu gebären?«
»Eigentlich nicht«, entgegnete der Arzt. »Meistens melden sie sich etwas früher an,
und in dieser Hinsicht müssen wir aufpassen. Aber in diesem Stadium sorge ich mich
eher wegen eines überdurchschnittlich großen Babys als um Zwillinge. Ihre Frau
müsste problemlos Zwillinge zur Welt bringen, denn die sind normalerweise kleiner
als einzelne Babys. Wie schwer waren Sie bei Ihrer Geburt, Mr. Duncan?«
»Zehn Pfund und sieben Gramm.« Ein grimmiger Zug lag um Rays Mund.
»Wenn sich ein besonders großes Baby entwickelt, müssen Sie Ihre Frau vor der
Niederkunft aufmerksam im Auge behalten, Mr. Duncan. Sie hat ein schmales
Becken. Das ist nicht weiter schlimm, aber wenn das Baby zehn Pfund wiegt, könnte
ein Kaiserschnitt erforderlich werden.«
Danach gab er Madelyn Anweisungen bezüglich ihrer Diät und der Einnahme von
Vitaminpillen. Dann ermahnte er sie, sich zu schonen, und reichte ihr mehrere
Broschüren über Schwangerschaftsvorsorge, sowie Rezepte.
Sie verließen die Praxis, und Ray fuhr mit seiner Frau zur Apotheke, wo sie die
Medikamente kauften.
Auf dem Rückweg zur Ranch saß sie stumm neben ihm, und plötzlich wurde ihr
bewusst, dass sie ihn an diesem Tag noch kein einziges Mal angeschaut hatte.
11. KAPITEL
Als Ray am nächsten Morgen aufbrechen wollte, fragte Madelyn kühl: »Kannst du's
auf der Weide hören, wenn ich hier auf die Autohupe drücke?« Er blinzelte verwirrt.
»Natürlich nicht.«
»Wie soll ich dann Verbindung mit dir aufnehmen?«
»Warum solltest du das wünschen?« erkundigte er sich sarkastisch.
»Immerhin bin ich schwanger. Ich könnte stürzen, eine Fehlgeburt erleiden oder in
irgendwelche Schwierigkeiten geraten.«
Diesem Argument durfte er sich nicht verschließen. Nun musste er entscheiden, ob
er Madelyn eine Fluchtmöglichkeit in die Hand geben oder ihr Leben und damit auch
sein Baby gefährden sollte. Selbstverständlich hatte er keine Wahl. Er zog den
Autoschlüssel aus der Tasche, warf ihn auf den Küchentisch, legte aber die Hand
darüber. »Versprichst du mir, dass du nicht wegfahren wirst?«
Endlich sah sie ihn an, aber ihre Augen waren ausdruckslos. »Nein. Ich habe keine
Lust, meinen Atem zu verschwenden, wenn du mir ohnehin nicht glaubst.«
»Und was soll ich dir glauben? Dass du mich nicht hintergangen hast, um einen Teil
meiner Ranch beanspruchen zu können? Einmal hat mich eine Frau zum Narren
gemacht und mir die Hälfte meines Eigentums weggenommen. Aber das wird nicht
noch mal passieren, selbst wenn ich dieses Haus niederbrennen und das Land mit
Verlust verkaufen muss. Ist das klar?« Die letzten Worte schrie er beinahe, und er
starrte Madelyn an, als würde er sie hassen.
Ihr Gesicht zeigte keine Regung. »Wenn das alles wäre, was ich wollte, hätte ich den Kredit schon längst zurückgezahlt.«
Dieser Einwand gab ihm zu denken, das las sie in seinem Blick. Sie hätte das Thema
weiterverfolgen können, doch sie schwieg. Sollte er sich erst einmal den Kopf
darüber zerbrechen. Sie würde ihm noch viel mehr zu denken geben, bevor der
Kampf ausgestanden war.
Ray stürmte wütend aus dem Haus. Den Autoschlüssel hatte er auf dem Tisch liegen
lassen. Madelyn griff danach, und während sie die Treppe hinaufstieg, warf sie ihn
ein paar Mal hoch und fing ihn wieder auf. Einige ihrer Sachen hatte sie schon
gepackt. Ihr
Entschluss stand fest.
In der Nacht hatte sie einen Plan geschmiedet. Ray würde erwarten, dass sie nach
New York zurück kehrte, nachdem ihr nun ein Anteil an seiner Ranch zustand. Aber
um ihm die Lektion zu erteilen, die er brauchte, musste sie in seiner Nähe bleiben.
Es würde ihm ähnlich sehen, auf einer Weide dicht beim Haus zu arbeiten, für den
Fall, dass sie zu fliehen versuchte. Das tat sie nicht und empfand grimmige
Genugtuung, als er zum Lunch heimkam, obwohl er am Morgen verkündet hatte, er
wolle den ganzen Tag auf der Weide bleiben.
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