Tiffany Duo 40
Da sie nichts gekocht hatte, machte sie
ihm einen Teller mit Sandwiches zurecht, dann widmete sie sich wieder ihrer
unterbrochenen Tätigkeit, der Reinigung des Küchenherds.
»Isst du nichts?« fragte Ray.
»Ich habe schon gegessen.«
Nach einer Weile wollte er wissen: »Ist diese Arbeit nicht zu beschwerlich - bei
deinem Zustand?«
»Nein.«
Ihr kühler Ton unterband jeden weiteren Versuch, ein Gespräch zu eröffnen. So
leicht ließ sie ihn nicht davonkommen. Zweimal hatte sie erklärt, sie wolle nicht für Alanas Sünden büßen. Offensichtlich hatte er es nicht begriffen. Jetzt würde sie es
ihm in aller Deutlichkeit vor Augen führen.
Nachdem er gegangen war, wartete sie eine halbe Staunde, dann trug sie ihren
Koffer zum Auto. Sie beabsichtigte nicht, weit wegzufahren, und es würde nicht
lange dauern, bis Ray sie aufspürte - höchstens ein paar Tage. Dann konnte er sich
den Ford zurückholen, und so hatte sie kein schlechtes Gewissen, weil die den
Wagen benutzte. Später würde sie ihn nicht mehr brauchen, denn sie rechnete
damit, dass sie vor ihrem nächsten Termin beim Arzt auf die Ranch zurückkehrte.
Wenn nicht, würde sie ihrem Mann mitteilen, er müsse sie nach Billings bringen. Es
gehörte keineswegs zu ihrem Plan, sich von Ray fernzuhalten.
Über Floris' Cafe lag ein Zimmer, das zu vermieten und stets frei war. Es gab
niemanden in Crook, der ein Zimmer mieten
wollte. Madelyn parkte den Kombi vor dem Lokal.
Sie hatte nicht vor, sich vor Ray zu verstecken. Er sollte wissen, wo sie sich aufhielt.
Als sie das Cafe betrat, stand niemand hinter der Theke. »Floris? Wo sind Sie denn?«
»Ich komme gleich!« drang die unverkennbar mürrische Stimme der Kellnerin aus
der Küche, und wenige Sekunden später erschien sie. »Wollen Sie nur Kaffee oder
auch was essen?«
»Ich möchte das Zimmer mieten.«
Floris' Augen verengten sich. »Warum?«
»Weil ich eine Unterkunft brauche.«
»Sie haben ein riesiges Haus und einen großen, starken Mann, der Sie nachts im Bett
wärmt.«
»Ich habe einen verdammt sturen Ehemann, dem ich eine Lektion erteilen werde«,
erklärte Madelyn.
»Hm. Männer, die nicht stur sind, müssen erst noch geboren werden.«
»Übrigens, ich bin schwanger.«
»Weiß er's?«
»Ja.«
»Weiß er auch, wo Sie jetzt sind?«
»Das wird er bald herausfinden. Ich verkrieche mich nicht vor ihm. Wahrscheinlich
wird er bald hier hereinstürmen und einen Riesenwirbel machen. Aber ich werde
nicht nach Hause zurückkehren, bevor er einiges begriffen hat.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, dass ich nicht seine erste Frau bin. Natürlich wurde er ziemlich übel reingelegt, aber nicht von mir. Und ich hab's satt, die Sünden abzubüßen, die
jemand anderer begangen hat.«
Floris musterte Madelyn von Kopf bis Fuß und nickte. Plötzlich erhellte ein
zufriedenes Lächeln ihre missmutige Miene. »Okay, Sie kriegen das Zimmer. Ich
seh's immer gern, wenn einem Mann die Leviten gelesen werden.« Auf
dem Weg zur Küche blieb sie stehen und drehte sich um. »Sie haben nicht zufällig
ein bisschen Erfahrung als Schnellimbißköchin?«
»Nein. Brauchen Sie eine?«
»Ja, sonst hätte ich nicht gefragt. Derzeit muss ich kochen und auch noch die Gäste
bedienen. Dieser elende Lundy ist mir letzte Woche davongelaufen, weil ich gesagt
habe, seine Spiegeleier würden wie Gummi schmecken.«
Madelyn dachte kurz nach. Die Situation gefiel ihr. »Ich könnte als Kellnerin
arbeiten.«
»Haben Sie das schon mal gemacht?«
»Nein, aber ich habe Ray neun Monate lang versorgt.«
Floris seufzte. »Ich denke, dann sind Sie hinreichend qualifiziert. Der ist bestimmt nicht so leicht zufrieden zustellen. Sie sind doch gesund? Ich möchte nicht, dass Sie plötzlich umkippen. Immerhin sind Sie schwanger.«
»Mit mir ist alles in bester Ordnung. Gestern war ich beim Arzt.«
»Dann haben Sie den Job. Jetzt zeige ich Ihnen erst mal das Zimmer. Es ist nicht
besonders komfortabel, aber die Heizung funktioniert.«
Der Raum war sauber und mit allen nötigen Möbeln eingerichtet, womit sich seine
Vorzüge bereits erschöpften. Doch das störte Madelyn nicht. Das Bett, das Sofa, der
Tisch mit zwei Stühlen, der Schrank, die Kochplatte und das winzige Bad mit den
rissigen Kacheln genügten ihren Ansprüchen völlig.
Floris drehte die Heizung auf und kehrte in die Küche zurück, während Madelyn
ihren Koffer nach oben trug. Nachdem sie ihre Sachen in den Schrank gehängt hatte,
ging
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