Tiffany Duo 40
besichtigten zwei davon noch vor dem Lunch und
aßen dann in einem Straßencafe auf der Ben Yehuda Street. Wellmann empfahl
Claire »Schwarma«, in Wasser gekochtes Lamm.
»Sie haben sicher schon entdeckt«, bemerkte Wellmann, während sie starken
Kaffee tranken und auf ihr Essen warteten, »dass Israel nicht gerade ein Paradies für Feinschmecker ist.«
»Seit ich angekommen bin, habe ich jeden Abend ein anderes Hotel zum Dinner
ausprobiert«, gab Claire zu. »Ich muss gestehen, dass ich ein klein wenig enttäuscht bin.«
»Ach so, Hotels.« Wellmann machte eine verächtliche Handbewegung. »Die Menüs
haben elegante Namen, aber es ist das ganz normale Hotelessen. Sie bekommen
bessere Gerichte in guten Cafes, und das zu einem wesentlich günstigeren Preis.« Er
rasselte die Namen einiger Cafes herunter, die, wie er Claire versicherte, das beste Essen servierten. »Normalerweise essen die Leiter der regionalen Büros
ausländischer Firmen selten außerhalb. Und auch Sie werden bald selbst kochen,
wie die Einheimischen. Wir machen hervorragenden Käse und haben exquisite
Früchte.«
Während des Lunches riet Wellmann Claire, wo sie am besten einkaufen konnte. Ihr
kam es so vor, als wäre der Mann ein wandelndes Lexikon der Jerusalemer
Geschäftswelt. Das
»Schwarma« erwies sich als schmackhaft, und sie war froh, dass sie Wellmanns
Empfehlung befolgt hatte.
Nach dem Lunch führte Wellmann sie zu einer weiteren Bürosuite. Als sie zu seinem
Wagen zurückgingen, meinte Claire: »Die Räume, die Sie mir gezeigt haben, sind
zwar alle passend, Mr. Wellmann, aber ich würde trotzdem gern noch mehr sehen,
bevor ich mich entscheide.«
Er startete den Motor und fuhr los: »Natürlich, verstehe ich völlig.« Blitzschnell
fädelte er sich in den fließenden Verkehr ein, indem er einen Platz fand, wo Claire
nur andere Fahrzeuge gesehen hatte, und verursachte ihr damit fast einen
Herzinfarkt. Nachdem sie eine Zeitlang seinen Fahrstil beobachtet hatte, der sich in nichts von dem der anderen Fahrer unterschied, verstand sie, warum Derrick ihr
abgeraten hatte, sich einen Wagen zu mieten.
»Es gibt noch mehr Büroräume in der Stadt«, sagte Wellmann gerade. »Ich werde in
meine Listen sehen, wenn ich wieder im Büro bin, schreibe sie auf, und wir starten
einen neuen Versuch nach dem Sabbat. Wo soll ich Sie herauslassen?«
Claire nannte ihm ihre Adresse und hielt sich an dem Haltegriff fest, während er
dorthin fuhr. Als sie vor ihrem Haus aus dem Wagen stieg, war sie froh, wieder
festen Boden unter den Füßen zu haben.
»Shalom!« rief Wellmann ihr über die Schulter zu und schoss davon.
»Shalom!« rief sie ihm hinterher.
Lächelnd betrat sie das Gebäude. Durch einen glücklichen Zufall hatte sie für die
Aufgabe, ein Büro für Wiley Pharmaceutics Niederlassung zu suchen, einen
kompetenten Mann gefunden. Samuel Wellmann war quirlig und ideenreich und
würde nicht ruhen, bis er etwas gefunden hatte, was ihr gefiel. Außerdem würde er
ihr sicherlich auch sagen können, wo sie die besten Möbel und die restliche
Ausstattung finden konnte, und vielleicht wusste er sogar, wie sie Angestellte mit
der
nötigen Ausbildung bekommen konnte. Sie musste daran denken, ihn danach zu
fragen.
Als sie das Apartment betrat, klingelte das Telefon. Sie streifte ihre Pumps im Gehen ab, lief zu dem Apparat und nahm den Hörer ab. »Hallo«, sagte sie atemlos.
»Kommt mein Anruf ungelegen?«
Claire erkannte Olivers Stimme sofort. »Nein, ich.« Sie bemühte sich, ihren Atem
unter Kontrolle zu bekommen. »Ich habe nur nicht erwartet, etwas von Ihnen zu
hören.«
Zwei Blocks weiter rief Claires heisere Stimme in Oliver eine Flut von Bildern hervor: rauchgraue Augen, eine Flut von rotbraunem Haar, feste Brüste, eine schmale Taille
und einen Mund, der zum Küssen geradezu einlud.
»Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass ich Sie wiedersehen wollte?«
Claire trug das Telefon zur Couch und setzte sich hin. »Schön, aber ich habe
angenommen, dass Sie es nur aus Höflichkeit gesagt haben.«
»Ich sage niemals etwas nur aus Höflichkeit.«
Oliver klang ungeduldig, und das irritierte sie. »Wenn ich darüber nachdenke, ist es wirklich nicht Ihr Stil, sich um Höflichkeit zu bemühen.« Falls er geglaubt haben
sollte, sie hätte zu Hause herumgesessen und nur auf seinen Anruf gewartet, würde
sie jetzt klarstellen, dass es nicht so war. »Ich hätte es sicherlich schon bemerkt, wenn ich Zeit gehabt hatte,
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