Tiffany Duo 40
Zeit mit ihr
verbracht hatte, glaubte er nicht mehr, dass sie den Gedächtnisschwund nur
vortäuschte. Sie war viel zu ehrlich, um sich auf ein so langwieriges
Tauschungsmanöver einzulassen.
Natürlich hieß das nicht zwangsläufig, dass sie keine Informationen über Wiamcyn
hatte. Sie konnte sehr wohl etwas wissen, das die Firma belasten würde, wenn es an
das Licht der Öffentlichkeit käme. Tatsachen vielleicht, die sie in jenem Monat vor
dem Unfall erfahren hatte und an die sie sich jetzt nicht mehr erinnerte. Sie würde
sich ihrem Arbeitgeber verpflichtet fühlen, weil sie loyal war. Ob sie auch loyal
genug war, um in einer Vertuschungsaffäre eine Rolle zu übernehmen, blieb
abzuwarten.
»Der Gedächtnisverlust ist eine Nachwirkung des Unfalls. Glücklicherweise sagt
mein Arzt, dass meine Erinnerung in einiger Zeit wiederkehren wird.« Sie schreckte
hoch, als wäre sie gerade aufgewacht, und schaute sich um. »Wo bleibt eigentlich
unser Essen? Ich sterbe vor Hunger.«
Oliver stellte erleichtert fest, dass ihre Gesichtsfarbe wieder normal wurde. Er
versuchte angestrengt, die Sympathie nicht zu beachten, die er für sie empfunden
hatte, als sie von dem Unfall und dem Krankenhausaufenthalt erzählte. Aber es war
nicht so leicht, ihr bezaubernd schönes Gesicht und die sanften Kurven ihrer Brüste, die sich unter dem dünnen Baumwollstoff ihrer Bluse deutlich abzeichneten, zu
ignorieren. Der Anblick löste in ihm ein Verlangen aus, das er kaum zu zügeln
vermochte. Nervös schaute er zur Seite und fuhr sich in einer fast schon
verzweifelten Geste mit den Fingern durchs Haar.
Ich würde einiges darum geben, wenn ich wüßte, was er denkt, sagte sich Claire,
während sie die Hände im Schoß verschränkte. Sein Blick war wissend, verriet
jedoch nicht, was in ihm vorging. Sie beobachtete, wie er sich nervös mit den
Fingern durch das Haar strich. Dabei fiel ihr auf, wie kräftig seine Hände waren.
Kräftig, aber auch zärtlich, wenn er eine Frau in den Armen hielt? Einen Moment
lang schoss ihr der Gedanke, es herauszufinden, durch den Kopf, doch dann sagte
sie sich, dass ein Flirt mit Oliver Kellogg für sie gefährlich werden könnte. Oliver legte beide Hände auf den Tisch, um sich mit seinen Gesten nicht weiter zu verraten, und schaute Claire an. Es würde kaum einen geeigneteren Zeitpunkt geben, sie in
Sicherheit zu wiegen und zum Reden zu bringen. »Als wir telefoniert haben, haben
Sie erwähnt, dass Sie mit einem Immobilienmakler herum gefahren sind. Wollen Sie
hier ein Haus kaufen?«
»Nein. Ich suche Büroräume. Habe ich Ihnen nicht erzählt, dass ich hier hergeschickt worden bin, um eine Niederlassung von meiner Gesellschaft aufzubauen?«
»Ich glaube, das haben Sie. Um was für eine Gesellschaft handelt es sich?«
»Eine pharmazeutische. ,Wiley Pharmaceutics'. Man hat mich von dem Stammsitz
der Firma in Atlanta hier hergeschickt. Ah, jetzt kommt endlich unser Essen!«
Während des Dinners entspannte sie sich und erzählte von den Herausforderungen,
die dieser Job mit sich brachte. Offensichtlich genoss sie es, dass Oliver ihr
interessiert zuhörte. »Es wird hart werden«, sagte sie, »aber ich liebe
Herausforderungen.«
Sie wird es schaffen, dachte Oliver. Ihre grauen Augen leuchteten, während sie von
ihrer Arbeit sprach, und er spürte ihre Begeisterung. »Sie sind noch sehr jung, um
die Verantwortung für eine Niederlassung zu übernehmen. Ihre Vorgesetzten
müssen großes Vertrauen zu Ihnen haben.«
»Ja. Dass man mir den Job angeboten hat, hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben.«
»Was haben Sie in Atlanta gemacht?«
»Ich war die Assistentin des Präsidenten der Gesellschaft, Ron Wuey«, erzählte sie
leichthin. »Von ihm habe ich viel
gelernt. Ohne seine Anleitung wäre ich dieser Aufgabe hier heute nicht gewachsen.«
Oliver entging nicht der warme Unterton in ihrer Stimme, und er fragte sich, was
wohl zwischen ihr und Ron Wiley vorgefallen sein mochte, bevor sie Atlanta
verlassen hatte. Man erzählte sich, dass sie ein Verhältnis gehabt hätten, und dieser Gedanke verursachte ihm ein seltsam unbehagliches Gefühl. Also verdrängte er ihn
rasch. »Sie haben Glück gehabt, dass dieser Mann auf Sie aufmerksam geworden
ist.«
Claire schaute ihn scharf an. »Glück hatte nur anfangs etwas damit zu tun. Dann
habe ich hart gearbeitet, um mich zu beweisen.«
»Ich wollte Ihnen auch nicht unterstellen, dass Sie das nicht getan
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