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Tiffany Duo 40

Tiffany Duo 40

Titel: Tiffany Duo 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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empfanden, sehr leicht verfallen konnten.
    »Oliver.« Sie merkte nicht, dass sie gesprochen hatte.
    Für ihn jedoch war sein Name auf ihren Lippen beides, eine Frage und eine
    Verlockung zugleich. Er wandte mühsam den Blick ab und trat noch eine Stufe
    zurück. Dann angelte er nach einer Zigarette und zündete sie an. Du mußt ständig
    vor dieser Intimität auf der Hut sein, ermahnte er sich. Dabei sehnte er
    sich genauso danach, wie er sie fürchtete. Doch er konnte sich die Komplikationen,
    die dann folgen würden, nicht leisten. »Wollen Sie auf den Turm steigen? Sie
    können von dort meilenweit sehen.«
    Vorsichtig ging Claire die Treppe wieder herunter. Sie wusste, mit Oliver war keine
    lockere Beziehung möglich. Seit sie ihn zum erstenmal gesehen hatte, war ihr klar,
    dass ein Geheimnis in seinem Inneren verborgen lag. Und wenn sie versuchen
    würde, es zu ergründen, würde das sicher schmerzlich sein. Merk dir das gefälligst!
    belehrte sie sich, und benimm dich nicht wie eine Närrin. »Warum hat nur jemand
    an einem solch einsamen Ort leben wollen?« fragte sie, nur um etwas zu sagen.
    »Sie haben sich die Einsamkeit und Isolation aus freien Stücken gewählt. Die Essenes lebten in einem freiwilligen Exil.«
    Claire hatte sich gefaßt und ging auf den Turm zu, während Oliver ihr, wie sie spürte, in sicherer Entfernung folgte.
    In der nächsten halben Stunde wanderte Claire zwischen den Ruinen hin und her.
    Oliver folgte ihr eine Zeitlang, dann jedoch wurde es ihm langweilig, und er lehnte
    sich gegen die Reste einer steinernen Mauer. Fast bedauerte er, das gemeinsame
    Essen vorgeschlagen zu haben. Schon jetzt fühlte er die Anspannung, unter der er zu
    leiden haben würde, bis sie sich trennten.
    Glücklicherweise war Claire beschäftigt mit dem, was sie in Qumram gesehen hatte,
    und redete während der ganzen Fahrt zurück nach Jerusalem angeregt darüber.
    Gelegentlich las sie laut etwas aus dem Reiseführer vor, und Oliver musste nichts
    weiter tun, ab und zu ein paar kurze Bemerkungen einstreuen.
    Doch als sie das Restaurant erreichten, verfiel sie in Schweigen. Er bestellte für sie beide und stützte die Arme auf den Tisch und betrachtete Claire in dem gedämpften
    Licht. Sie ist blaß, stellte er alarmiert fest. »Fühlen Sie sich nicht gut?«
    Sie lächelte schwach. »Ich glaube, ich habe es übertrieben.
    Die Hitze hat mir nicht gut getan. Aber nach dem Essen geht es mir bestimmt
    besser.«
    Oliver betrachtete sie weiterhin besorgt. »Sind Sie krank?«
    »Eigentlich nicht.« Sie trank einen großen Schluck Eiswasser, setzte das Glas ab und strich mit den Fingern über die vom Eis beschlagene Seite. »Ich. ich hatte diesen
    Sommer einen langen Krankenhausaufenthalt. Und gelegentlich erinnert mein
    Körper mich daran, dass ich noch ein bisschen Erholung brauche.«
    »Sie waren im Krankenhaus?« fragte er.
    Sie nickte und sah zu, wie sie mit den Fingern den beschlagenen Schleier vom Glas
    wischte. Wenn er mich nur nicht so ansehen würde, als wüßte er, was ich denke,
    sagte sie sich. Zu spät bemerkte sie, dass ihre Finger leicht zitterten, und sie verbarg die Hände in ihrem Schoß, wobei sie die Finger gegen die Schenkel preßte, um das
    Zittern zu beenden. Vielleicht beruhige ich mich ja wieder, wenn ich ihn nicht
    ansehe, dachte sie. »Ich hatte einen Autounfall. Ein anderer Wagen hat mich von
    der Straße gedrängt, und ich habe mich überschlagen. Man hat mir gesagt, dass ich
    Glück gehabt habe, den Unfall zu überleben.«
    »Das tut mir leid.«
    Meinte er es ernst, oder war er einfach nur höflich? Man konnte bei Oliver nie sicher sein. »Nun, jetzt geht es mir wieder gut, außer, dass ich eben immer noch manchmal
    sehr schnell erschöpft bin.«
    »Und sonst haben Sie sich wieder vollständig erholt?«
    »O, ja, außer. nun, als ich ins Krankenhaus kam, konnte ich mich an den Unfall nicht mehr erinnern. Genauer gesagt, konnte ich mich an nichts mehr erinnern, was in
    dem Monat davor passiert war. Und ich kann es jetzt auch noch nicht. Manchmal ist
    das sehr enttäuschend.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte er leise. Sie hätte den Gedächtnisschwund nicht erwähnen müssen, sagte Oliver sich. Für sie war er nichts weiter als ein Amerikaner, den sie in Israel
    getroffen hatte. Sie hatte keinen Grund anzunehmen, dass er sich für »Wiley
    Pharmaceutics« oder für Wiamcyn interessierte. Und sie war offensichtlich
    aufrichtig gewesen. Jetzt, nachdem er sie kennengelernt und einige

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