Tiffany Duo 48
glänzendem
Parkett, tadellosen, bunten Webeteppichen, bequemen neuen Sofas und ein paar
geschmackvollen kleinen Tischen. Außer dem Kamin entdeckte Nicholas noch einen
wuchtigen Holzofen, neben dem gut durchgetrocknetes Brennholz aufgestapelt lag.
"Es liegt bei Ihnen, ob Sie mit Holz heizen wollen. Das Haus hat eine elektrische Heizung, die auch jetzt gerade in Betrieb ist. An einem besonders kalten Tag jedoch,
an dem zusätzlich noch ein starker Wind weht, reicht das wahrscheinlich nicht aus.
Außerdem kostet die elektrische Heizung ein Vermögen."
"Ich denke, ich kann es mir leisten", erwiderte Nicholas trocken.
"Nun ja, jeder Jaguarfahrer kann das wohl", konterte sie. "Dort drüben links geht es ins Badezimmer und zum Schlafzimmer, die Küche ist auf der anderen Seite. Oben
sind noch vier weitere Schlafzimmer, aber die sind momentan abgeschlossen. Sie
können sie natürlich öffnen, aber dann ist das Haus noch schwerer zu heizen."
"In Ordnung", tat er betont sanft.
"Wenn Sie wollen, können Sie Ihren Wagen in die Scheune stellen, eine Garage gibt es nicht. Vielleicht wollen Sie ihn aber auch lieber draußen stehenlassen."
"Warum sollte ich das tun, bei diesem Wetter?"
Sie zuckte die Schultern und errötete leicht, in ihre Augen trat ein nervöser
Ausdruck, und ihre Stimme klang hoch und etwas atemlos. "Nur so. Ich zeige Ihnen jetzt die Küche."
Nicholas folgte ihr mit gespielter Ergebenheit und wartete auf seine Chance. Er sah
das Schlafzimmer mit dem altmodischen Doppelbett und den Kissentürmen darauf,
das moderne Bad, die renovierte Küche und den Holzschuppen. Das ganze Anwesen
machte einen warmen, einladenden und gemütlichen Eindruck. Nicholas konnte
nicht begreifen, warum es leerstand und auf
Mieter wartete, und warum Sybil Richardson das Blaue vom Himmel
herunterschwindelte.
Er betrachtete das Bett mit dem Mahagonigestell und sah aus den Fenstern
daneben in die verschneite Landschaft. Er konnte sich gut vorstellen, hier lange
Vormittage im Bett zu verbringen, mit Sybil an seiner Seite.
"Wo wohnen Sie?" wollte er unvermittelt wissen.
Sybil wurde rot, und Nicholas fragte sich, ob sie ihm wohl eine neuerliche Lüge
auftischen würde. "Im letzten Haus an dieser Straße", gab sie seltsam trotzig Auskunft.
"Wie weit von hier?"
"Anderthalb Meilen."
"Und wer ist mein nächster Nachbar?"
"Im Moment bin ich das. Der See ist ganz in der Nähe, und im Sommer sind die
anderen Häuser von Urlaubern bewohnt. Jetzt aber sind sie alle versperrt, nur Sie
und ich wohnen hier."
"Wie gemütlich."
"Darauf würde ich mich nicht verlassen." Sie drehte sich um und eilte durch das Wohnzimmer. "Wenn Sie sonst keine Fragen mehr haben, fahre ich zur Arbeit
zurück."
Er holte sie in der Diele ein. Sie hatte sich vorher nicht einmal die Mühe gemacht,
den Mantel auszuziehen, und bei ihrem überstürzten Abgang nun hinterließ sie eine
kleine Spur weißer Federn. Ihre Zöpfe hatten sich ein wenig gelockert, und Nicholas
versuchte sich auszumalen, wie sie wohl aussehen mochte, wenn sie das Haar lose
trug und es ihr schmales, trotziges Gesicht umrahmte.
Er spürte, wie sie erstarrte, als er die Hände auf ihre Arme legte, er fühlte, daß sie in diesem Moment dasselbe empfand wie er, daß sie genauso auf seine Nähe reagierte
wie er auf ihre. Erst wollte er sie loslassen, doch dann überlegte er es sich anders.
Seine Hände ruhten weiterhin auf ihren Armen, ganz leicht nur, aber er hielt sie
dennoch fest.
"Nur noch eine Frage, Sybil. Warum fühlen Sie sich hier auf der Black Farm so
unwohl?"
"Vielleicht liegt es an Ihnen." Sie wand sich etwas, aber nur, um ihr Unbehagen zu zeigen, nicht, jedoch, um sich von ihm zu lösen.
"Nein, daran liegt es nicht. Alles in allem kommen Sie mit mir gar nicht so schlecht zurecht. Wollen Sie mir ausnahmsweise mal die Wahrheit sagen, oder schwindeln
Sie mich wieder an?"
"Warum sollte ich das tun?"
"Das möchte ich gern von Ihnen wissen."
Sie befeuchtete nervös Ihre Lippen, aber ihr Blick blieb gelassen, und sie errötete
auch nicht. "Jemand wurde hier ermordet."
"Irgendwie überrascht mich das nicht", meinte er seufzend. "In der Scheune?"
"Sie haben eine rasche Kombinationsgabe. Ja, in der Scheune. Der alte John Black wurde von einem seiner Pferde zu Tode getrampelt. Das Seltsame war nur, daß die
Scheune von außen verriegelt war, und daß er am Morgen jenes Tages zehntausend
Dollar von der Bank abgeholt hatte, die niemals gefunden
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