Tiffany Duo 48
und trank einen weiteren Schluck Cognac. Um zu
beweisen, daß er nicht ernsthaft auf Dulcys Spuren wandeln wollte, vermischte er
die Zutaten absichtlich nachlässig, ehe er die Duftkräuter untenrührte und dazu die
vorgeschriebenen Beschwörungsformeln murmelte. Wodka als letzte Zutat mußte
genügen, der Himmel wußte, wo er echten Honigmet herbekommen sollte! Er
schüttete reichlich von dem Wodka an die Mischung, und der Alkohol verstärkte das
ohnehin schon sehr intensive Aroma nur noch. Das Ganze sollte dann eine Stunde
ziehen. Danach mußte er das Gebräu bloß noch irgendwie seinem auserwählten
Opfer einflößen.
Das war wahrscheinlich leichter gesagt als getan. Zum einen würde sie wohl nach
dem heutigen Tag kaum noch bei ihm vorbeikommen. Und falls doch, dann wurde
sie bestimmt durch den noch nicht sehr angenehmen Duft des Getränks
abgeschreckt.
Er trank den Cognac aus und kehrte zurück ins Wohnzimmer zum warmen Ofen, der
nur ein schwacher Ersatz für ein anheimelndes Kaminfeuer war. Früher oder später
würde er schon einen Weg finden. Die Idee hatte ihn von dem Moment an
fasziniert, seit er zufällig auf dieses Rezept gestoßen war.
Vielleicht hatte er ja ein echtes Aphrodisiakum erfunden? Wenn man bedachte, was
für ein Chaos das auf der Welt auslösen konnte, ein atemberaubender Gedanke.
Oder wieviel Geld er mit einer solchen Erfindung machen konnte! Aber nein, das
Geld war für ihn eigentlich uninteressant. Er könnte sich das Mittel patentieren
lassen und in Sybils komischem kleinen Laden verkaufen. Dann würde sie reich und
berühmt, und in ihrer Dankbarkeit würde sie sich ihm zuwenden ...
Nun müßte es eben nur noch eine Möglichkeit geben, sie hierher in seine Wohnung
zu bringen, im schlimmsten Fall konnte er ihr dann das Gebräu mit Gewalt
einflößen. Nein, in diesem Fall war größte Feinfühligkeit angesagt: Die
Telefongesellscnaft hatte sich selbst übertroffen und das Telefon bereits am
vergangenen Nachmittag angeschlossen. Er konnte Sybil anrufen, sie unter
irgendeinem fadenscheinigen Grund einladen und ihr dann das Getränk vorsetzen.
Natürlich konnte er es auch einfach mit Cognac versuchen, jahrhundertelang hatte
sich diese Methode ausgezeichnet bewährt bei der Verführung widerspenstiger
Frauen. Skrupel hatte er in dem Fall keine, er wollte Sybil, so oder so. Oft waren ja die einfachsten Methoden die besten, obwohl er trotzdem unbedingt einmal
ausprobieren wollte, wie sie auf den Liebestrank reagierte.
Aber alles der Reihe nach. Wie sollte er es bloß schaffen, sie an einem Freitag abend um Viertel nach acht in die Höhle des Löwen zu bekommen? Er lehnte sich auf dem
Sofa zurück, trank noch einen Schluck Cognac und begann, fieberhaft
nachzudenken.
Sybil stand draußen vor der Tür, eingemummt in ihren Daunenmantel und sagte
sich, sie müsse verrückt sein. Neun Uhr abends war ganz sicher nicht der richtige
Zeitpunkt, Nicholas Frtzsimmons einen Besuch abzustatten, wenn sie es genau
betrachtete, war zu keiner Tageszeit der richtige Zeitpunkt, ihn zu besuchen. Das
Wochenende lag vor ihr, zwei herrliche Tage ungestörter Ruhe. Warum war sie also
in dieser verschneiten Nacht noch einmal losgefahren?
Natürlich gab es da einen Grund. Sie wollte nachsehen, ob Dulcys blauer Honda
etwa immer noch vor der Black Farm stand. Sie hatte nur vorgehabt, das zu
überprüfen, dann hatte sie wieder nach Hause fahren und sich zu ihrer erfolgreichen
Verkuppelung beglückwünschen wollen.
Aber Dulcys Wagen war fort, und schon wieder verspürte Sybil dieses unbegreifliche
Gefühl der Erleichterung. Daraufhin wollte sie eigentlich nur in Nicks Zufahrt
wenden und sich auf den Rückweg machen, aber irgendwie war sie dann doch auf
die Farm zugefahren.
Nun ja, sie hatte auch sonst noch genug Gründe. So war sie immer noch besorgt
wegen Leona. Es war überaus ärgerlich, daß das verdammte Pendel Nicks Verdacht
bestätigt hatte. Zu Hause herumsitzen und sich Sorgen zu machen, half ihr dabei
auch nicht weiter. Sie mußte beweisen, daß das Pendel sich geirrt hatte, und dazu
hatte sie zweierlei Möglichkeiten. Entweder, sie bewies, daß sie sich nicht in Nick
verlieben würde, oder aber sie mußte Nick davon überzeugen, daß sein Verdacht
unbegründet war.
Wie dem auch sei, sie konnte nicht zulassen, daß die ungeklärte Sache mit Leona
weiter in ihr gärte. Sie war ein Mensch, der den Dingen stets ins Auge sah,
ausgenommen, wenn es sich um ihre
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