Tiffany Duo 48
haben, das konnte ihm gar nicht entgangen sein.
"Was ich nur nicht verstehe, ist folgendes", murmelte Sybil und schob das
Unvermeidliche noch ein wenig vor sich her. "Warum sind Sie so darauf erpicht, das alles an mir auszuprobieren? Warum nicht an Dulcy oder irgendeiner anderen, die
bereitwilliger wäre?"
"Bei einer bereitwilligeren Frau hätte der Test ja wohl kaum einen Sinn, nicht wahr?"
Mit dem Daumen strich er über ihre Lippen, und diese kleine, sehr erotische
Berührung ging Sybil durch und durch.
"Nein, wahrscheinlich nicht", gab sie zu und bemühte sich, sachlich zu klingen, obwohl sich ihre Stimme atemlos anhörte und ihre Lippen sich wie in einem
zaghaften Kuß gegen seinen Daumen drängten. "Aber ich dachte, Sie hätten es
wenigstens bei jemandem ausprobiert, nachdem Sie sich wirklich sehnten."
In seine Augen trat ein solcher Glanz, daß Sybil ihn nicht ignorieren konnte, ob sie
nun wollte oder nicht. "Ach, Sybil", widersprach er sanft. "Wie kommst du nur darauf, daß ich mich nicht nach dir sehne? Ich weiß nicht einmal, ob ich mich je im
Leben mehr nach einer Frau gesehnt habe als nach dir." Und ehe sie noch etwas
sagen konnte, hatte er sie auf das Sofa hinabgedrückt und nahm sie dann fest in die
Arme, um sie leidenschaftlich zu küssen.
Wie eine weißglühende Flamme ergriff das Verlangen von ihr Besitz, es war ein so
starkes Gefühl, daß Sybil beinahe laut aufgestöhnt hätte. Sie zog ihn enger an sich,
ihre Zunge berührte seine, scheu zuerst, dann immer kühner, bis es nichts mehr
anderes um sie herum gab als ihre miteinander verschmolzenen, fordernden Lippen,
Wärme, Liebe und Verlangen. Ganz tief im Innern versuchte Sybil verzweifelt, sich
an ihren gesunden Menschenverstand zu klammem. Sie redete sich ein, daß das
alles nur eine Sache der Hormone war, daß es nichts mit dem Trank zu tun hatte,
oder gar mit dem Mann, den sie doch im Grunde eigentlich gar nicht mochte. Er
konnte einfach nur unwahrscheinlich gut küssen, und so war es ganz normal, daß sie
darauf reagierte. Immer wieder sagte sie sich das, während sie sich an ihn
klammerte und gegen ihre Leidenschaft ankämpft, die sie zweifellos doch nur ins
Unglück stürzen würde.
Aber als sie gerade im Begriff stand, den letzten Rest ihrer Beherrschung zu verlieren und die vorhin im Scherz ausgesprochene Drohung wahrzumachen, ihm die Kleidung
vom Leib zu reißen, zog Nick sich zurück, gerade so weit, daß sie zu Atem kommen
und in die Wirklichkeit zurückkehren konnte.
"Was meinst du?" fragte er rauh. "Hat es gewirkt?"
Sybil lag auf dem Sofa ausgestreckt, Nick war halb neben, halb über ihr. Sein
Gewicht auf ihrem Körper war warm und schwer, erregend und Geborgenheit
schenkend, und sie wollte ihn ganz an sich ziehen, in sich aufnehmen. Sie spürte den
rasenden Schlag seines Herzens, seine Erregung, den verhangenen,
leidenschaftlichen Blick. Und ihr war klar, daß sie mindestens genauso verletzlich
wirken mußte wie er in diesem Moment. Sie atmete tief durch. "Nein", sagte sie.
Er stand abrupt auf, daß es sie überraschte. Eben noch hatte sie sicher in seinen
Armen gelegen, jetzt war sie allein. Die Wärme seines Körpers fehlte ihr, sie begann
zu frösteln. Ein Schatten fiel über sein Gesicht, als er am Kamin stehenblieb. Er
zuckte die Schultern. "Es war den Versuch wert. Vermutlich sollten wir das Zeug
besser noch nicht auf den Markt bringen."
Sybil setzte sich auf und zupfte mit zitternden Händen an ihrer Kleidung. Nick mußte
doch sehen, wie aufgewühlt sie war, bestimmt hatte er längst durchschaut, daß sie
gelogen hatte. Es spielte keine Rolle. Er hatte beschlossen, nichts von ihr zu wollen.
Das Eingeständnis, daß er sich nach ihr sehnte, war sicher auch nur ein
Verführungstrick gewesen.
"Möchtest du einen Kaffee? Er ist gleich fertig."
Sie stand auf und bedachte ihn mit einem überlegenen Lächeln. Nur bei genauerem
Hinsehen konnte man merken, daß ihr das nicht ganz gelang. "Nein, danke. Ich
finde, ich bin schon angeregt genug."
Er hielt inne. "Du fandest es also anregend?"
Furchtlos hielt sie seinem Blick stand. "Du kannst sehr gut küssen", gab sie zu. "Das muß man dir lassen. Nur beim Liebestrankmischen bist du nicht so überzeugend."
Er nickte. "Möchtest du dann lieber etwas Cognac?"
"Du sagtest doch, du hättest keinen mehr?"
"Das war gelogen."
Das, was ich eben sagte, auch, dachte Sybil niedergeschlagen. "Nein, danke."
Nun mußte er schmunzeln. "Statt dessen
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