Tiffany Duo 48
ein paar
Informationen. Du hast Zugang zu einem der besten Informationssysteme der Welt.
Du brauchst nur auf ein paar Knöpfe zu drücken, und schon erfährst du, was du
wissen willst."
"Ach, ihr Akademiker!" Ray seufzte. "Wie oft soll ich dir noch sagen, daß es nicht so einfach geht?"
"Willst du damit andeuten, daß du mir nicht helfen kannst?"
"Ich sage damit nur, daß nicht alles so leicht ist, wie du denkst. Ich werde mein Bestes tun, alter Freund, aber ich kann dir nichts versprechen. Außerdem braucht
man für solche Dinge Zeit."
"Das höre ich ungern. Du raubst mir alle meine Illusionen über die Wunder des
Computerzeitalters!"
"Wie leid mir das tut", erwiderte Ray spöttisch. "Das ist ja fast, als würde man dir sagen, daß es keinen Weihnachtsmann gibt! Komm, sag mir noch mal, wie diese alte
Tante heißt."
"Leona Coleman. Sie ist um die siebzig, etwa einsfünfundfünfzig groß, untersetzt, hat dunkle Augen und weißes Haar. Sie wohnt seit zwei Jahren in Danbury, wo sie
vorher gelebt hat, konnte ich leider nicht herausfinden. Ich vermute, sie freundet
sich mit älteren Damen an und bringt sie dann dazu, in betrügerische Objekte zu
investieren, entweder durch ihre freundliche Art oder aber mit Hilfe irgendwelcher
angeblich übersinnlicher Tricks. Natürlich unterstelle ich ihr nicht, daß sie ihre Ziele nur über Seancen oder ähnlichen Humbug erreicht, trotzdem umgibt sie irgend
etwas Geheimnisvolles. Alle vertrauen ihr und mögen sie, der Himmel
weiß, warum, und sie versteht es blendend, alle ihre Spuren zu verwischen. Bisher
hat noch keines der Opfer sein Geld auf dieselbe Art und Weise verloren, und
niemand hat bislang eine Verbindung zwischen den plötzlichen finanziellen
Verlusten und dieser reizenden alten Dame hergestellt."
"Aber du hast das getan?"
Nick lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Küchentisch, der ihm als
Schreibtisch diente. "In der Tat. Ich denke, das Problem liegt darin, daß die Leute hier viel zu nahe an der ganzen Sache dran sind, um den Blick dafür zu haben, daß
etwas nicht stimmt."
"Hast du schon mit jemandem über deinen Verdacht gesprochen?"
Nick verzog das Gesicht und sah auf die Reste des übelriechenden Tranks. "Nur mit einer, und sie traf fast der Schlag. Sie beschuldigte mich, die arme alte Frau
ungerechtfertigt zu verleumden. Sie wird mir nicht glauben, ehe ich nicht einen
handfesten Beweis anführe."
"Und du möchtest, daß sie dir glaubt? Gehe ich also recht in der Annahme, daß es sich bei ihr nicht um eine der älteren Damen handelt?"
"Ganz recht. Und ich will gar nicht unbedingt, daß sie mir blind glaubt. Sie soll nur einigen Vorschlägen meinerseits etwas zugänglicher sein."
"Nick, du Glückspilz, du fällst doch immer wieder auf die Füße." Ray seufzte neiderfüllt. "Hast du in letzter Zeit etwas von Adela gehört?"
"Nur, daß sie glücklich und hochschwanger ist."
"Keine Reue?"
Nick dachte eine Weile nach, so wie man oft an einen kranken Zahn mit der Zunge
stößt, um zu sehen, ob er noch weh tut. Nichts tat mehr weh, da war nicht einmal
mehr das geringste Gefühl. "Nein, keine Reue, Ray."
"Nun, ich werde für dich tun, was ich kann. Es besteht die Möglichkeit, daß sie unter falschem Namen lebt, und nach ihrer Körpergröße sind die Leute bei uns nun mal
nicht unbedingt registriert. Es kann eine ganze Weile dauern, aber ich melde mich
wieder bei dir."
"Danke, ich weiß das zu schätzen. Wenn's klappt, springt eine große Flasche
Whiskey für dich dabei heraus."
"Versuch nicht, einen Polizeibeamten zu bestechen, sonst muß ich dich meinem
Vorgesetzten melden. Wie ich den kenne, besteht er dann darauf, mit der Flasche
halbe-halbe zu machen!"
"Das wäre eine Schande! Paß auf dich auf, Ray. Und grüße Conny von mir."
Guter, alter Ray, dachte Nick. Er kippte die Reste des Zaubertranks fort, leerte seine zweite Tasse Kaffee und stellte das Geschirr in die Spüle. Es war wirklich nützlich,
einen Freund beim Sittendezernat in Boston zu haben.
Nick sah aus dem Küchenfenster zum Wald hinter dem Haus. Schon wieder Wolken
im Paradies dachte er und verzog das Gesicht. Wieder tanzten Flocken vom grauen
Himmel herab. Sicher, der Anblick war schön, die frische, klare Luft, die
hochgewachsenen, dunklen Fichten, die bläulich schimmernden Berge am Horizont.
Aber bei Sonne hätte das alles noch wesentlich malerischer ausgesehen.
Hier stand er also, um halb elf an einem Samstagmorgen, und fühlte
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