Tiffany Duo 48
den weißen
Wänden und einer Unzahl von Büchern.
Nick ließ sich auf das bequeme Sofa fallen, fuhr aber gleich wieder hoch, weil er sich auf ein kleines Buch gesetzt hatte. Er nahm es zur Hand und machte es sich bequem.
"Rückführungen" stand mit Goldschrift auf dem Einband. Nick lehnte sich zurück und schlug es auf, in der Hoffnung, darin eine logische Erklärung für seine und Sybils gemeinsame Vergangenheit zu finden.
Das Buch wurde ihm unsanft aus der Hand gerissen. "Was dagegen?" sagte Sybil mit kühler Stimme. Auch der Kaffee, den sie ihm reichte, war ziemlich kalt. Sybil setzte
sich Nick gegenüber in einen Sessel, ganz vorn auf die Kante, so als wolle sie jeden
Moment fluchtbereit sein. "Also, was wolltest du?"
Er betrachtete sie eine Weile schweigend, wie sie so klein und trotzig dasaß. Ihr
dunkelblondes Haar hing ihr in einem schweren Zopf den Rücken hinunter, ein paar
Strähnchen hatten sich gelöst und umspielten ihr schmales Gesicht. Der Blick ihrer
braunen Augen war eisern, aber ihr Mund sah überraschend verletzlich aus. Und
zum Küssen.
Doch solche Gedanken hatte er sich ja eigentlich verbieten wollen, wie ihm einfiel.
Er trank einen Schluck kalten Kaffee und unterdrückte gerade noch einen Schauder
des Widerwillens. "Ich dachte, ich könnte heute ein paar Außenarbeiten erledigen", begann er. "Und ich fragte mich, ob du wohl Lust hättest mitzukommen."
Es war ihm gelungen, sie zu überraschen. Mit etwas so Harmlosem hatte sie nicht
gerechnet. "Was für Außenarbeiten?"
"Ihr habt drei der besten Rutengänger hier in der Nähe von Danbury. Ich wollte sie besuchen, sehen, wie sie arbeiten. Der heutige Tag paßte mir ganz gut dazu."
"Perley Johnson, Lester McIntire und Julius Collier?"
Diesmal war Nick an der Reihe, überrascht zu sein. "Woher weißt du das?"
"Aber Nick! Rutengehen gehört auch zu den sogenannten übersinnlichen
Fähigkeiten. Zufällig bin ich Sekretärin beim 'Verein der Wasserhexen', ich kenne
jeden Rutengänger hier im Umkreis."
"Natürlich." Er schien nur für ganz kurze Zeit aus der Fassung geraten zu sein, aber Sybil hatte sich dennoch sehr darüber gefreut, das sah man ihr an. "Dann paßt ja alles sogar noch besser! Ich habe den dreien bereits geschrieben, und sie
antworteten, sie seien erfreut, mich kennenzulernen. Aber wenn du mitkommst, bin
ich vielleicht noch willkommener."
"Ich würde nur zu gern mit dir kommen", versicherte Sybil. "Es gibt da jedoch ein Problem, genau genommen drei. Perley Johnson ist schon für den Winter nach
Florida gegangen, er kommt erst im Frühling wieder. Lester McIntire ist
leidenschaftlicher Jäger, er ist nach Maine gefahren, um die Jagdsaison noch ein
wenig zu verlängern. Und Julius Collier schließlich ist drüben in Burlington bei Mary Fletcher und erholt sich von einer kleinen Operation. Es ist also keiner von den
dreien da."
"Oh, nein! Gibt es sonst keinen anderen Rutengänger hier in der Nähe, der über ihre Qualitäten verfügt?"
"Nein. Und schon gar nicht jetzt, kurz vor Weihnachten. Ich fürchte, du hast Pech."
Nick gab sich alle Mühe, betroffen auszusehen. "Heißt das, du schickst mich nun
zurück in mein kaltes, einsames Haus?"
"Es ist nicht kalt, wenn du nur den Ofen richtig bedienst", stellte Sybil nüchtern fest.
"Oder wenn du die elektrische Heizung einschaltest. Und was die Einsamkeit betrifft, so kann dir vielleicht John Blacks Geist Gesellschaft leisen."
"Le Belle Dame sans Merci", zitierte er. Er mußte wieder an ihr erst so fließendes Französisch denken, das sie hinterher als so unzulänglich bezeichnet hatte. "Aber ich vermute, du verstehst nicht, was das heißt."
"Oh, doch, das tue ich!" Sie schenkte ihm ihr verschmitztes, betörendes Lächeln, das so viel mehr Wirkung auf ihn hatte als jeder Zaubertrank. "Die schöne Dame, die nie danke sagt!"
"Nein, falsch, es..."
"Erspar's mir, Nick. Man muß nicht französisch können, um zu wissen, daß es 'Die schöne Dame ohne Gnade' heißt. Wie dem auch sei, du irrst dich. Ich bin weder
schön noch gnadenlos. Wenn du deine eigene Gesellschaft nicht mehr ertragen
kannst -und das würde ich nur allzu gut verstehen - dann darfst du mit mir einkaufen
kommen."
"Einkaufen!" wiederholte er wenig begeistert.
"Jawohl, einkaufen. Lebensmittel und Weihnachtsgeschenke. Ich gehe sogar noch
weiter und lade dich hinterher zu einem Hamburger ein.
Er betrachtete sie argwöhnisch. "Ich hätte mir denken können, daß dir so etwas
schmeckt." Er
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