Tiffany Duo 48
Auto gegen einen Baum gefahren."
"Aber du sagtest doch, es wäre nicht so schlimm?" Sie wußte, daß ihre Augen ängstlich wirken mußten. Bei diesem Wetter konnte sie nicht zu Fuß nach Hause
laufen. Und hier bei ihm bleiben konnte sie auch nicht.
"Schlimm genug. Und es hängt im Graben fest. Obwohl der Wagen Allradantrieb hat, werden wir ihn nicht ohne Hilfe freibekommen."
"Ich werde Hilfe brauchen", verbesserte Sybil ihn.
"Nein, wir." Nick nahm ihr das Glas ab und achtete nicht darauf, wie sie
zusammenzuckte, als er ihre Hand streifte.
Innerlich fror sie bestimmt immer noch, und es gab nur eine Möglichkeit, warm zu
werden. "Hör auf zu kämpfen, Saralee, es ist nur Energieverschwendung."
"Ich bin aber eine geborene Kämpfernatur."
"Das bist du", gab er mit tiefer Stimme freundlich zu. "Gegen mich brauchst du jedoch nicht zu kämpfen." Er kam näher, setzte sich neben sie auf das Sofa und
strich mit dem Finger über den losen Kragen der Pyjamajacke. "Sollte mich das in Schach halten? Ich sage es dir nur ungern, Liebling, aber diese Jacke ist das Sexieste, was ich je gesehen habe.
Sie zuckte zusammen, als sie seine warme Hand plötzlich auf ihrer kühlen Haut
spürte. "Du mußt verrückt sein."
"Möglich. Wer hat dir den zweiten Liebestrank gegeben?"
Sybil zögerte keine Sekunde. "Dulcy. Ich wollte eigentlich ein Gegenmittel von ihr.
"Wozu? Ich dachte, der Trank hätte nicht gewirkt?"
"Natürlich hat er nicht gewirkt. Aber ich... ich hatte Alpträume. Ich vermutete, ich hätte ein übersteigert arbeitendes Unterbewußtsein und wollte etwas dagegen tun.
Also rief ich Dulcy an. Sie bereitete mir einen zweiten Trank, der dem ersten
entgegenwirken sollte. Es sollte ein ganz anderer sein, und die beiden hatten
einander aufheben müssen."
"Und? Haben sie das?"
Sybil verzog das Gesicht. Nick war jetzt so nahe, daß sie seinen Atern spüren konnte, der ganz leicht nach Cognac roch. Sie fragte sich, ob sie den Cognac auch schmecken
würde, wenn sie ihn küßte. "Dulcy hat einen Fehler gemacht."
"Ach, ja?"
"Ja, sie war der Meinung, du hättest mir einen anderen Trank gegeben, einen
ungarischen, mit ganz anderen Zutaten. Daher machte sie genau den gleichen, den
du mir in Wirklichkeit zubereitet hattest. Danach meinte sie, nun könne sie nichts
mehr daran ändern."
"Sie hat gelogen."
Am liebsten hätte Sybil widersprochen und ihm gesagt, daß Dulcy niemals log, aber
ihre eigene angeborene Aufrichtigkeit hinderte sie daran. "Du meinst, sie hätte doch etwas tun können?"
"Ich meine, sie wußte ganz genau, was ich für einen Trank zusammengebraut hatte.
Sie hat mir schließlich selbst die ganzen Zutaten dafür geliefert, da mußte sie doch
wissen, was ich daraus machen würde."
"Du hast recht", gab Sybil niedergeschlagen zu. "Nicht einmal meiner besten Freundin kann ich mehr trauen."
Nick hatte sich noch immer nicht bewegt. Er war viel zu nahe, und so lange er so
nahe war, konnte sie nicht richtig klar denken. "Vielleicht dachte sie, sie täte dir damit etwas Gutes?" schlug er sanft vor.
"Vielleicht wollte sie auch bloß Unruhe stiften. Dulcy liebt das."
"Bist du denn unruhig?"
Erst jetzt sah sie ihn an, sah geradewegs in seine Augen, die sie zu hypnotisieren
schienen. Es war verrückt, wenn sie sich mit ihm einließ, sie würde nur in
Schwierigkeiten geraten. Außerdem verkörperte er alles, wovor sie zeitlebens
geflohen war. Aber es war auch verrückt, ihm zu widerstehen, denn noch nie hatte
sie einen Mann gesehen, der so unglaublich sexy war. Und aus irgendeinem
unerfindlichen Grund schien er sie zu wollen.
"Nun?" beharrte er mit leiser, eindringlicher Stimme. Die Finger, die eben noch mit dem Kragen der Pyjamajacke gespielt hatten, wurden kühner und tasteten sich in
den Ausschnitt vor. Seine Hand war so warm, beinahe heiß, und Sybil hatte so lange
gefroren.
"Ja", flüsterte sie und seufzte. Sie gab auf. "Ja."
Auch Nick seufzte, es klang fast erleichtert, und für einen Moment schloß er die
Augen. Dann legte er ihr die Hand in den
Nacken und zog sie langsam zu sich. Seine Lippen streiften flüchtig und zart ihren
Mund.
Er wich ein paar Zentimeter zurück, schlug die Augen auf und sah Sybil an. "Die
letzte Chance, Saralee", raunte er, aber er log. Es gab diese Chance nicht mehr, nicht, solange seine Hand noch immer in ihrem Nacken ruhte, solange sein Mund
dem ihren so nahe war, solange er sie mit solch unverhohlenem Verlangen ansah.
Sie hatte nicht mehr die geringste
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