Tiffany Duo 48
die
Nachricht wegen Everett Kellogg hinterlassen?" erkundigte er sich sanft. "Laut Leona hast du sie gebeten, mir von ihm zu erzählen. Es war deine Idee, daß ich heute noch
zu ihm fahren sollte, ehe die Schneeverhältnisse wieder schlimmer wurden. Es war
dein Vorschlag, ich solle die Straße durch die Schlucht nehmen und nicht bis zum
nächsten Morgen warten. Was ist geschehen, Sybil? Hast du deine Meinung
plötzlich geändert und beschlossen, es sei doch nicht der richtige Zeitpunkt, mich ins Verderben zu stürzen?"
Sybil verschlug es vor Entsetzen die Sprache, sie saß wie versteinert da. "Das glaubst du doch nicht im Ernst", brachte sie schließlich mit rauher Stimme hervor.
"Dann nenne mir eine andere Möglichkeit. Ich bin gespannt, wie du das schaffen
willst, ohne deine Freundin Leona zu belasten. Entweder hat Leona mich belogen
und versucht, mich aus dem Weg zu schaffen, oder aber du bist mir gegenüber weit
feindseliger eingestellt, als ich dachte."
"Weder noch."
Er lächelte mit leisem Spott. "Gut, dann sag mir, was du für eine Erklärung hast."
Sybil atmete tief durch. "Es ist ganz einfach", meinte sie. "Leona muß etwas mißverstanden haben."
"Aber sicher."
"Ich ... wir sprachen diese Woche über Everett", fuhr sie fort und war dankbar, daß wenigstens das den Tatsachen entsprach. "Wir überlegten, ob es von der Jahreszeit her wohl schon zu spät für einen Besuch von dir bei ihm sein könnte. Wir wollten
uns bei den Leuten erkund igen, die hier in der Nähe wohnen, und sie fragen, ob die
Straße offen sei, ehe wir dir Bescheid sagten. Du
bist so dickköpfig, du wärst in jedem Fall hierher gefahren, selbst wenn ich dich
gewarnt hätte, daß die Straße unpassierbar ist."
"Ich hätte das bei hellem Tageslicht und mit entsprechender Kleidung getan, für den Fall, daß ich irgendwo hängenbleiben würde. Also, Leona und du, ihr wolltet euch
vergewissern, ob die Straße sicher ist?"
"Ja." Sie war froh, daß er das schluckte. Ein Teil davon stimmte ja sogar wirklich, Leona mußte nur einfach die Gefahr dieses Unternehmens unterschätzt haben.
Leona glaubte so felsenfest an die Unfehlbarkeit ihres Pendels. Bestimmt würde sie
nun ganz geschockt reagieren, wenn sie erfuhr, in welcher Gefahr Nick sich
befunden hatte. Oder etwa nicht?
"Du lügst."
Sybil drehte sich ruckartig zu ihm um, Schmerz und Entsetzen durchzuckten sie.
"Wie kannst du nur glauben, ich hätte dich in Gefahr bringen wollen? Ich wollte, daß du fortgehst und mich in Ruhe läßt, aber du solltest aus eigener Entscheidung und
heil und unversehrt gehen. Wie konntest du annehmen..."
"Ich glaube nicht, daß du mich dort hinaufgeschickt hast, Sybil." Nick bog in die Zufahrt zu ihrem Haus ein. "Ich vermute nur, daß du Leona decken willst, und, was noch schlimmer ist, daß du noch immer versuchst, dir einzureden, Leona hätte es
nicht darauf angelegt, mich zu beseitigen."
"Nick. . ."
"Nun, momentan ist mir das aber ziemlich gleich. Ich nehme jetzt deinen Wagen, ob es dir paßt oder nicht. Ich fahre zu mir nach Hause, nehme ein heißes Bad, dann rufe
ich die Werkstatt an und vielleicht, ja vielleicht auch die Polizei."
"Wie kann ich dich nur überzeugen ..."
"Gar nicht." Er hielt den Wagen abrupt an, stellte den Motor ab und sah Sybil aufgebracht an.
Erst wollte sie ihm gut zureden, aber dann verzichtete sie darauf. Er würde tun, was
er tun mußte, sie konnte seine
Meinung nicht ändern. Das Schlimmste war, sie wurde den Verdacht nicht ganz los,
daß er eventuell recht haben mochte. "Wann bekomme ich mein Auto wieder? Ich
muß morgen arbeiten."
"Ruf doch Leona an, daß sie dich abholt", schlug er wütend vor.
Sie löste den Sicherheitsgurt und stieg aus in die eiskalte Nacht. Sie konnte bereits hören, wie die Hunde aufgeregt von innen gegen die Haustür sprangen, um
hinausstürmen und sie freudig begrüßen zu können. "Fahr lieber rasch los", meinte sie ruhig. "Sonst laufen dir die Hunde bis fast zu dir nach Hause hinterher."
Sie hörte das Anspringen des Motors nicht, als sie auf das Haus zuging. Ganz
deutlich spürte sie, wie Nicks Blick auf ihr ruhte, aber sie drehte sich nicht um. Auf dem Rücksitz ihres Wagens lagen noch die ganzen Weihnachtsgeschenke, die sie an
diesem Tag in Burlington eingekauft hatte, aber das machte nichts. Hauptsache,
Nick verschwand endlich.
Die Hunde sprangen begeistert an Sybil hoch und machten einen solchen Lärm, daß
sie gar nicht merkte, wie Nick hinter sie
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