Tiffany Duo 48
Was war nur los mit
ihr? Dieser Mann war lediglich ihr Leibwächter. Mehr nicht. Oder doch? Ihr kam es
vor, als könne er mit einem heißen Blick Eis zum Schmelzen bringen.
"Na prima", sagte Martin und reichte Don ein Adreßbuch "Also, das hier ist Kaylies Adresse. Sie lebt bei ihren Eltern und ihrer Schwester. Arbeiten wird sie hier, aber
auch in Mexiko und in Australien. Ihre Eltern kommen dahin nicht mit, und deshalb
wirst du die Verantwortung für Kaylie tragen. Sie hat ein paar Briefe von Spinnern
bekommen ..." Er warf Don Flannery einen Stapel Briefe zu, nachdem der sich
Kaylies Adresse abgeschrieben hatte. "Ich will, daß du die hier alle
überprüfst." "Warte mal", mischte Kaylie sich ein. "Das ist doch meine Post, oder?"
Gereizt nickte Martin.
Verblüfft streckte Kaylie die Hand nach dem Bündel aus. "Bekomme ich die nicht zu lesen?"
Martin versuchte, sie abzuwiegeln. "Mach dir keine Gedanken. Die Sekretärin wird sie beantworten."
"Auf keinen Fall. Ich lese immer ..."
"Dazu hast du gar keine Zeit", wandte Martin ein. Er war offensichtlich verwirrt.
"Dein Flugzeug geht in drei Tagen, und..."
"Sie gehören mir", beharrte sie und hoffte, nicht zu kindisch zu wirken. Aber vor ihrem neuen Leibwächter würde sie sich durchsetzen. "Wenn es noch etwas gibt,
daß du über mich wissen willst, frag mich einfach", sagte sie beiläufig zu Don.
Verwundert zog er die Augenbrauen hoch und schmunzelte, obwohl er sich
bemühte, einen ernsten Gesichtsausdruck zu bewahren, während er Kaylie die
Briefe reichte. "Wenn du sie durchgelesen hast, würde ich sie gern haben."
Martin wurde immer unruhiger. "Wir haben keine Zeit."
"Keine Bange, bleib ruhig", versicherte Kaylie ihm, und Martin seufzte genervt auf.
"Frauen!" stöhnte er auf, aber Kaylie ging darauf nicht ein. Ihre Wangen brannten, doch ihr neuer Leibwächter sollte von Anfang an wissen, daß sie sich nicht wie ein
kleines Kind behandeln ließ. Martin würde sich schon wieder beruhigen.
Von da an gehörte Don zu Kaylies Alltag. Er war ständig bei ihr, aber niemals
aufdringlich. Nach und nach gewöhnte Kaylie sich an ihn und entspannte sich. Er half
ihr beim Lernen, brachte ihr Kartenspiele bei und spielte sogar Rollen, wenn sie
ihren Text lernen mußte. Hin und wieder kam dabei seine humorvolle Seite zum
Vorschein, wenn er mit todernster Miene den Text veränderte. Regelmäßig brach
Kaylie in Gelächter aus, in das er
mit einstimmte. Und manchmal ertappte sie ihn dabei, wie er sie musterte. Bei
diesem eindringlichen Blick wurde ihr jedesmal heiß und kalt.
In seiner Nähe fühlte sie sich sicher. Selbst wenn sie abends gemeinsam ausgingen,
war er ruhig und kühl, fast entspannt. Doch bei der leichtesten Unruhe, wenn ein
Fan Kaylie zu nahe kam oder Don ihre Unsicherheit spürte, war er am ganzen Körper
angespannt, und sein Blick wurde drohend.
Da ihr sonst kein anderer Mann so nahe wie er kam, fing Kaylie an, sich auf ihn zu
verlassen und ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Er sah so gut wie ihre
Filmpartner aus, war dabei aber lebendiger und wirklicher. Er versuchte nicht, die
allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken oder irgendwelche Leute zu
beeindrucken. Wie ein Teil von ihr war er einfach da, mit diesem sexy Lächeln, das
sie jedesmal in Flammen stehen ließ. Die Monate vergingen.
In Australien ging er mit ihr im Meer schwimmen, wenn sie mit den Dreharbeiten
fertig war, und machte lange Strandspaziergänge mit ihr. Er berührte sie nie, obwohl
er sie manchmal mit einem Blick ansah, der einer Liebkosung gleichkam.
Einmal bemerkte Kaylie, wie er ihre Brüste betrachtete. Einen Augenblick bekam sie
keine Luft mehr und legte unwillkürlich die Hand über den Brustausschnitt ihres
Badeanzugs. Er blickte weg, doch sie hatte die Glut in seinem Blick gesehen.
Schweigend warf er ihr ein Badetuch zu und blieb für den Rest des Tages fern von
ihr.
Erst im darauffolgenden Jahr, nach dem nächsten großen Filmerfolg, änderte sich
die Beziehung zwischen ihnen. Sie drehten gerade in Mittelamerika, und ihre Eltern
waren nach zwei Wochen wieder zurück nach Californien geflogen.
Rastlos ging Kaylie in ihrem Zimmer umher. Vom Fenster aus konnte sie sehen, wie
sich im Westen ein Gewitter über dem Meer zusammenbraute. Ihre eigene
Stimmung war ähnlich, und
sie öffnete das Fenster, um die regenbeladene Luft zu atmen. Ihr war, als könne sie
die Spannung körperlich spüren, und sie konnte nur noch daran denken, wie es
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