Tiffany Duo 48
Briefe über Liebe, Lust und seltsame Rituale.
Jeden Tag bekam sie einen Brief desselben unbekannten Mannes, der ihr seine Liebe
schwor und versprach, er werde für sie eines "der größten Opfer bringen". Diese Briefe waren schrecklicher als alle zuvor, und die Tatsache, daß sie täglich eintrafen, versetzte Don in Alarm.
Kaylie machte sich weiter keine Gedanken und fand, daß Don sich zu sehr aufrege.
Er fing an, sie Tag und Nacht anzurufen, wenn sie nicht bei ihm war. Eingehend
erkundigte er sich nach ihren Freunden und begann, über sie Nachforschungen
anzustellen.
Kaylie kam sich allmählich vor, als müsse sie ersticken.
Aus Angst um ihre Sicherheit brachte er jede freie Minute damit zu, den Mann
ausfindig zu machen, der sich in ihr Leben einmischte. Er verbrachte Tage bei der
Polizei, aber mit keinem Erfolg. Und das Haus in Malibu, in dem sie damals lebten,
verwandelte er in eine regelrechte Festung mit Wachhunden,
elektronischem Sicherheitssystem und ferngesteuerten Gartentoren.
Kaylie hatte schon immer einen Freiheitsdrang gehabt, und jetzt fühlte sie, wie sie
innerlich zugrunde ging. Ihr Zuhause wirkte wie ein militärischer Sicherheitstrakt.
Don versuchte sogar, das Haus in Canmel abzusichern, doch hier setzte Kaylie sich
durch. Sie meinte, daß auch sie Anrecht auf ein annähernd normales Leben habe,
und widerwillig gab Don nach.
Allerdings entfernten sie sich mehr und mehr voneinander. Don war so von dem
Gedanken besessen, sie zu schützen, daß er nicht bemerkte, wie sie innerlich
verkümmerte.
Mit neunzehn wollte sie endlich eine Unabhängigkeit, die sie nie kennengelernt
hatte, und die Freiheit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Von Don wollte sie
nur geliebt werden, sonst nichts.
Sie hatten beide um ihre Ehe gekämpft. Jetzt, im nachhinein, stellte sie fest, wie sehr sie beide versucht hatten, diese Ehe zu retten. Aber sie hatten sich dennoch nicht
genug angestrengt.
Don war immer herrischer geworden und ihr Wunsch nach Unabhängigkeit immer
stärker.
Die Briefe wurden schlimmer, und als Lee Johnston, der Schreiber dieser Briefe, sie
auf der Premiere von "Besessen"
anfiel, hatte Don die Beherrschung verloren.
***
Jetzt, sieben Jahre später, schluckte Kaylie, um die Angst zu verdrängen, die sie
immer noch jedesmal befiel, wenn sie an Johnstons ausdrucksloses Gesicht und die
blicklosen Augen dachte. Sein schwerer Körper, den er an sie gepreßt hatte, und das
Messer. Niemals würde sie das Gefühl vergessen, den blanken Stahl an ihrer Kehle
zu spüren.
Wenn Don nicht gewesen wäre, wäre sie in jener Nacht vielleicht gestorben.
Aber Don hatte sich in seine Sorge noch mehr hineingesteigert. Obwohl Johnston
eingesperrt war und keine Briefe mehr ankamen, bestand Don auf einer größeren
und sichereren Alarmanlage. Die besten seiner Leute bewachten das Grundstück
rund um die Uhr.
In diesem Gefängnis war ihre Ehe zum Scheitern verurteilt, und Kaylie blieb
schließlich keine andere Wahl, als die Scheidung einzureichen.
Zunächst hatte Don dagegen angekämpft und sogar versucht, sich zu ändern. Doch
das gelang ihm nicht, und Kaylie wußte, daß er das niemals schaffen würde. Selbst
jetzt, nach sieben Jahren, versuchte er noch, ihr Leben zu bestimmen. Es war, als
kämpfe er immer noch gegen den Geist von Lee Johnston an.
Und ihr ging es genauso.
Die Sonne schien über die Berggipfel, und Kaylie warf die Bettdecke von sich. Heute
würde sie vernünftig mit Don reden. Sie war nicht mehr beschwipst, sondern ruhig
und sachlich.
Sie würde einen Weg finden, ihn davon zu überzeugen, daß sie nicht hier zusammen
bleiben konnten. Das ertrug sie einfach nicht.
5. KAPITEL
Es ist Zeit, offen mit ihm zu reden, dachte Kaylie, als sie Don unten im Haus hörte.
Entschlossen ging sie die Treppe hinunter in die Küche. Dort saß er lässig auf einem
Barhocker und blätterte in einem Magazin.
"Guten Morgen", sagte er gelassen. "Hast du gut geschlafen?"
"Um ehrlich zu sein, ich habe nicht viel geschlafen", antwortete sie verwirrt und bemühte sich, ruhig zu bleiben. "Also, du hattest jetzt deinen Spaß", sagte sie und zitterte in dem dünnen Sommerkleid. "Es ist Zeit, daß wir in die wirkliche Welt
zurückkehren."
Don wies mit einer Hand um sich herum. "Dies hier, Lady Melville, ist die wirkliche Welt."
"Ich kann hier nicht bleiben, Don, selbst wenn ich wollte." Hoffentlich klang das vernünftig genug. "Was glaubst du, wird geschehen, wenn ich nicht im
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