Tiffany Duo 48
Stimme. Es ist so leicht, auf ihn hereinzufallen. Jeden Tag hatte sie sich nach seinen Küssen, seinen Berührungen
und seinem Lachen gesehnt. Kaylie räusperte sich und drängte diese Gedanken
beiseite. Sie wollte ihm sagen, daß er sie bereits verloren hatte, doch sie hielt sich zurück. Es würde immer eine Verbindung zwischen ihnen geben, mochte sie auch
noch so dünn sein.
Mit dem Telefon in der Hand ging er zur Hintertür. "Ich muß mich um die Tiere
kümmern."
"Wie bitte?"
"Pferde und Rinder."
Sie blickte aus dem Fenster auf die Berge. Zwischen blaugrünen Kiefern und Fichten
standen vereinzelte Ahornbüsche. Dahinter konnte sie einen Schuppen und einen
verwitterten Zaun erkennen. "Was ist das hier eigentlich?"
"Früher war es ein Haus für Holzfäller, dann wurde es in eine Art Farm
umgewandelt. Vor ein paar Jahren habe ich es gekauft." Er sah sie an und
schmunzelte. "Die Idee kam mir ganz plötzlich. Ich brauchte einen Ort, wo ich mich ganz
zurückziehen kann. Der Mann, dem das Grundstück gehörte, ist ein Bekannter von
mir, und wir wurden uns einig."
"Hat dieser Mann, dein Bekannter, auch Frauen hierher entführt?" Sie konnte nicht verhindern, daß sie lächelte. Irgendwie hatte diese Situation auch etwas Komisches.
"Nicht, daß ich wüßte", antwortete Don schmunzelnd. "Aber man kann nie wissen.
Einen Teil des Grundstücks habe ich verkauft, aber dieses Haus und ein paar Hektar
Land habe ich zum Ausspannen behalten."
"Ich wußte gar nicht, daß du dieses Wort überhaupt kennst."
"Auch ich lerne dazu", sagte er leise, "obwohl ich noch nie sehr schnell darin gewesen bin."
Kaylie mußte lachen. Das war etwas Neues an Don, und es war auf jeden Fall
ansprechend. Sie hatte ihn nie als jemanden kennengelernt, der auch mal
entspannen mußte.
Sie sah sich in der großen Küche mit Hängepflanzen in Kupfertöpfen um. Alles
blitzte, die Fenster waren sauber und die Luft frisch und klar. "Und wer räumt hier auf, wenn du nicht da bist?"
"Ein altes Pärchen, Max und Leona." Don öffnete die Tür.
"Wo sind sie jetzt?" fragte Kaylie. Vielleicht konnte sie mit dieser Frau allein sprechen und ihr ihre Lage erklären.
"Daran brauchst du gar nicht erst zu denken." Anscheinend wußte er, was sie dachte. "Ich habe ihnen freigegeben und gesagt, daß ich mich selbst um alles
kümmere."
Schlagartig lösten Kaylies Hoffnungen sich in nichts auf.
Während sie ihn ansah, wurde sein Blick weicher. Wie mußte sie bloß aussehen in
ihrem zerknitterten Kleid, ohne Make-up und mit zerzaustem Haar? Von dem
Teenager, den er einmal geheiratet hatte, war sicher nicht mehr viel zu entdecken.
"Ich bin gleich wieder zurück." Er ging hinaus und ließ Kaylie allein. Sofort lief sie von einem Raum in den nächsten und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. Das Telefon
hatte er
mitgenommen, und es gab nicht einmal einen Funksender. Noch
dazu weit und breit kein Mensch in der Nähe!
***
Kaylie lief von der Küche ins Eßzimmer und durch das Wohnzimmer in die
Eingangshalle. An einer Wand stand ein riesiger gemauerter Kamin, und gegenüber
boten große Fenster einen überwältigenden Blick auf die abfallenden Hügel und das
Tal tief unten. Durch die Bäume konnte man dort einen Fluß glitzern sehen. Die
ersten Blätter der Ahornbäume verfärbten sich bereits herbstlich, und Wildblumen
blühten gelb, rosa und blau auf den Anhöhen.
"Schön, nicht?" fragte Don. Er lehnte im Türrahmen.
Kaylie fuhr herum. Eine Gänsehaut überkam sie. "Es könnte schön sein, wenn meine Situation eine andere wäre."
"Das geht ganz leicht, Kaylie. Du mußt deine Lage nur hinnehmen und den
Aufenthalt genießen."
Sie zögerte. Es klang so einfach. Und verlockend. "Das geht nicht."
Er zuckte nur mit den Schultern. "Dann wirst du wahrscheinlich schreckliche
Wochen vor dir haben."
Wochen? dachte sie entsetzt. Sie mußte heute noch zurück, so schnell wie möglich.
Zwei Tage konnte sie auf keinen Fall wegbleiben, geschweige denn zwei Wochen!
Zum erstenmal fiel ihr die Reisetasche in seiner Hand auf. Es war ihre eigene Tasche!
"Was ist da drin?" fragte sie, obwohl ihr die Antwort bereits klar war.
"Ich dachte, daß du dir vielleicht etwas anderes anziehen möchtest."
"Aber wie..."
"Als du noch schwimmen warst", erwiderte er und lächelte. "Ich hatte nicht viel Ze it, deshalb habe ich einfach ein paar Sachen hineingeworfen. Die Tasche lag
versteckt unter einer Plane hinten im Jeep."
"Du hast meine Schränke
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