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Tiffany Duo 48

Tiffany Duo 48

Titel: Tiffany Duo 48 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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auf, sie wirkten seltsam verschleiert und gänzlich ohne den
    sonstigen Anflug von Verschmitztheit. Nicholas leerte hastig seine Tasse und konnte
    sich nur mit Mühe davon abhalten, dieser, Farce ein Ende zu bereiten.
    "Ich bin ganz, ganz weit zurück", begann Sybil mit verträumter Stimme. "Es ist kalt hier. Ich trage Felle."
    "Erzähl uns mehr", drängte Leona.
    "Da sind auch Pferde. Ich habe mit ihnen gearbeitet", murmelte sie, und ein anerkennendes Raunen wurde unter den faszinierten Anwesenden laut.
    Nicholas schüttelte stumm den Kopf. Sie mußte die Bücher von Jean Auel über das
    Leben in der Vorzeit gelesen haben. Nun folgte bestimmt eine vage Wiedergabe des
    Romans "Der Clan des Höhlenbären", und wenn sie Pech hatten, konnte das die halbe Nacht dauern.
    Aber Leona war offensichtlich nicht an einer zweiten Aura interessiert. "Geh wieder ein Stück nach vorn, Liebes, in eine Zeit, wo es hell und warm ist. Was trägst du jetzt für Kleidung?"
    Erst herrschte langes, unheimliches Schweigen, doch dann fing Sybil plötzlich kokett
    zu lachen an. Es hörte sich bezaubernd an, sehr sexy und betörend, und erneut
    spürte Nicholas, wie erstaunlich er darauf reagierte.
    "Ich trage kaum etwas. Ein Smaragdhalsband. Und eine kleinere Kette mit
    Diamanten um mein Fußgelenk."
    Entsetzt und ungläubig beugte Nicholas sich nach vorn. Wie gebannt starrte er auf
    die beiden Frauen in der Mitte des nur schwach beleuchteten Zimmers.
    "Was für einen Tag haben wir? Wie heißt du?" erkundigte Leona sich
    einschmeichelnd.
    Sybil lächelte, die Winkel ihres plötzlich so sinnlich wirkenden Mundes zogen sich
    leicht nach oben. "Es ist der 13. Juli 1789. Und ich bin Felicite, die Comtesse de Lavalliere."
    Er mußte aufgestöhnt haben, vorwurfsvoll, zum Schweigen bringende Blicke flogen
    in seine Richtung. Mit äußerster Beherrschung unterdrückte er seinen Widerspruch.
    "Ich brauche absolute Ruhe!" wandte sich Leona an die Gäste, sie hörte sich an wie eine ungehaltene Lehrerin. Dann konzentrierte sie sich wieder ganz auf Sybil und
    sprach mit sanfter Stimme weiter. "Was tun Sie gerade, Comtesse? Und warum
    haben Sie nichts an?"
    "Weil ich auf meinen Geliebten warte."
    "Wer ist ihr Geliebter, Gräfin?"
    "Oh, das darf ich nicht verraten. Ich tue etwas sehr Schlimmes, aber das ist mir gleich."
    Leona hatte eindeutig genug von diesem leisen, sinnlichen Lachen. "Sehr schön,
    gehen wir weiter."
    "Ich will aber nicht!" begehrte Sybil mit heller Stimme auf. "Ich möchte über Alex sprechen."
    "Wir gehen weiter..."
    "Er sieht so gut aus", fuhr Sybil unbeirrt mit einem genüßlichen Seufzer fort. "Er hat die schönsten Augen ..." Unvermittelt sprach Sybil auf französisch weiter,
    vollkommen akzentfrei und korrekt. Nicholas verstand jedes Wort und fragte sich,
    ob er wohl rot wurde bei dem, was sie sagte.
    "Wir gehen weiter", befahl Leona, und diesmal ließ ihr Tonfall keinen Ungehorsam mehr zu. "Es ist jetzt Winter, und..."
    Sybils eben noch so heitere Züge verfielen, grenzenlose Verzweiflung zeichnete sich
    auf ihrem Gesicht ab. Wie versteinert beobachtete Nicholas, wie sich ihre großen
    braunen Augen mit Tränen füllten, ihre Lippen zu zittern begannen und sich ihre
    Schultern wie unter einer Last nach vorn beugten. "Nein!" schrie sie gellend auf, und dieser Laut versetzte die
    Anwesenden in Entsetzen. "Nein, er kann nicht tot sein!" Weinend brach sie auf dem Teppichboden zusammen.
    Nicholas hatte genug. "Holen Sie sie da heraus!" befahl er scharf, seine Stimme durchdrang laut und vernehmlich das aufgeregte Raunen im Zimmer.
    "Wirklich, ich darf jetzt nicht gestört werden!" widersprach Leona hartnäckig. "So gut hat es noch nie funktioniert!"
    Nicholas erhob sich zu voller Größe. Er wußte, im flackernden Kerzenlicht mußte er
    einen eindrucksvollen Anblick bieten, und er war entschlossen, diesen Vorteil
    angesichts all der vielen leichtgläubigen Narren im Raum zu nutzen. "Holen Sie sie zurück. Auf der Stelle!"
    Er war sorgsam darauf bedacht, nicht zu übertreiben. Bewußt hielt er seine Stimme
    gedämpft, es sollte wie eine sanfte, aber wirkungsvolle Drohung klingen. Er war sich
    der Tatsache bewußt, daß er diese Szene schauspielerte, aber das mußte sein, er
    mußte unbedingt Erfolg damit haben. Diese Frau, die dort, verloren in Zeit und
    Raum, um ihren toten Geliebten trauerte, mußte endlich aus ihrem Alptraum befreit
    werden. Er war selbst erstaunt, wie wild entschlossen er dazu war.
    "Also gut", lenkte Leona mit

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