Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
seinen Kuss, diesen Kuss, nach dem sie sich schon lange gesehnt hatte.
Etwas in ihr, das seit vielen Jahren tot war, erwachte zu neuem Leben und wollte sich befreien.
8. KAPITEL
Serena merkte, wie sie immer tiefer in diesem Kuss versank. Sie hatte das Gefühl, sich immer mehr von sich selbst zu entfernen.
Wünsche, Sehnsüchte, Bedürfnisse, die so lange unterdrückt gewesen waren, drängten nun mit aller Macht an die Oberfläche und verlangten nach ihrem Recht.
Nein! Nicht noch einmal, dachte sie verzweifelt. Sie durfte nicht zulassen, dass sie sich erneut vergaß, durfte nicht zulassen, dass ihre Gefühle sie übermannten. Wenn sie dies zuließ, wartete nur Enttäuschung auf sie, eine Enttäuschung, die wahrscheinlich noch viel schlimmer war als beim ersten Mal. Sie musste dem einen Riegel vorschieben, bevor es zu spät war.
Plötzlich merkte sie, dass sie Tränen in den Augen hatte.
Mit letzter Kraft machte sie sich von Cameron los.
Er war ebenso verwirrt wie sie, oder vielleicht sogar noch ein wenig verwirrter, weil er sich genau das gewünscht hatte und wusste, dass auch Serena sich nach ihm verzehrte. Aber warum stieß sie ihn dann fort?
“Ich … ich glaube, ich gehe jetzt besser rein”, meinte sie stockend. Ihre Stimme klang rau und heiser, sie hatte Angst, ihm ihre Gefühle zu zeigen.
Cameron wollte nicht, dass sie ging, er wollte, dass sie hierblieb, bei ihm. Und er wollte sie ansehen, wollte sie immer nur anschauen im hellen Schein des Mondes, der ihr Gesicht zärtlich umspielte.
Verdammt, er musste sich wieder in den Griff kriegen!
Ohne den Blick von Serena zu wenden, nickte er nur und entgegnete knapp: “Gut. Ich komme morgen früh vorbei und sehe nach dir.”
Vielleicht war das keine so gute Idee. Nur mit Mühe hatte Serena es geschafft, sich von ihm zu lösen. Sie wusste nicht, ob es ihr beim zweiten Mal auch gelingen würde.
“Das … das ist wirklich nicht nötig.”
Cameron merkte, dass er immer ärgerlicher wurde. Wieder und wieder stieß sie ihn von sich. Dabei wollte er nur in ihrer Nähe sein.
“Ich komme morgen vorbei, Serena”, beharrte er trotzig. “Bitte sag mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe.”
Noch immer konnte er den Geschmack ihrer Lippen auf den seinen spüren. Sie schmeckte süß und sexy. Erneut erwachte seine Begierde, und er musste sich zusammenreißen, um sie nicht zu berühren.
“Du sollst dir aber meinetwegen nicht so viel Mühe machen”, erwiderte sie nachdrücklich.
Am liebsten hätte er sie geohrfeigt.
“Es macht mir nichts aus”, knurrte er und wandte sich zum Gehen. “Gute Nacht!”
Was für ein tolles Ende eines wundervollen Abends, sagte er sich. Er hörte, wie hinter ihm die Tür fest zugeschlossen wurde.
Zur Hölle mit ihr! Zur Hölle mit allem!
Cameron war schon fast am Auto, als er Serena schreien hörte. Es war ein panischer Schrei voller Angst.
Er drehte sich auf der Stelle um und rannte zurück zum Haus. Die Tür war weiterhin verschlossen, und ohne nachzudenken warf er sich mit aller Kraft dagegen, bis sie von selbst aufsprang.
“Serena!” Cameron sah sich in dem halb dunklen Foyer um. Dann erblickte er sie, und hielt sie im nächsten Moment in seinen Armen.
“Serena! Was …”
Er spürte, wie sie zitterte. Dann hob sie den Kopf und wies mit dem Finger auf das, was sie im Dunkeln gestreift hatte. Etwas hing vom Kerzenleuchter herab und baumelte nach dem abrupten Zusammenstoß mit ihr hin und her.
Einen Arm noch immer um Serena gelegt, suchte Cameron mit der anderen Hand nach dem Lichtschalter, bis er ihn gefunden hatte. Sofort wurde es hell im Zimmer. Nun konnte er das Objekt, das an der Decke hing, deutlich erkennen.
Es war eine Puppe.
Eine Puppe mit langem roten Haar, die an einem Seil an der Decke baumelte, als wäre sie gehängt worden. Eine Puppe, die Serena darstellen sollte.
Cameron war noch nie im Leben so empört gewesen. Er zog Serena noch enger an sich und versuchte, sie vor dem schrecklichen Anblick zu schützen.
Vorn an der Puppe war ein Zettel mit einer Sicherheitsnadel befestigt. Darauf standen nur zwei Worte:
Hau ab!
Fluchend holte Cameron sein Taschentuch hervor und griff nach der Puppe, bis er sie losgerissen hatte. Dann wickelte er sie in sein Taschentuch und legte sie zur Seite, damit Serena sie nicht sehen konnte.
“Wahrscheinlich hast du Recht gehabt”, meinte er dann und gab sich alle Mühe, ihr nichts von dem Zorn zu zeigen, den er verspürte. Dabei überlegte er fieberhaft.
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