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Tiffany Duo Band 0124

Tiffany Duo Band 0124

Titel: Tiffany Duo Band 0124 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Wind Barbara Ankrum Diane Pershing
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weil du es in deinem tiefsten Innern spürst, werden sie dir dann bedingungslos glauben?” Sie biss sich auf die Unterlippe in einem verzweifelten Versuch, die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. “So funktioniert das doch nicht!”
    “Carly, du hast dein Wort gegeben. Ich glaube nicht, dass du eine andere Wahl hast.”
    “Doch. Du vielleicht nicht, aber ich schon!” Sie sprang auf und stürmte ins Badezimmer. Die Tür schloss sie hinter sich. Nick stand auf, folgte ihr und klopfte an die Tür. “Was machst du?”
    “Ich ziehe mich an.” Sekunden später öffnete sich die Tür, und Carly stürzte an ihm vorbei. “Es tut mir leid, aber ich muss hier raus.”
    Nick konnte sie gerade noch am Arm packen. “Kommt nicht infrage.”
    “Ich muss, Nick.” In ihren Augen spiegelte sich Todesangst. “Es sei denn, du willst mich k. o. schlagen und aufs Revier schleppen. Oder vielleicht willst du mir lieber Handschellen anlegen?” Sie hob die andere Hand und hielt sie neben die, die er schon hielt. “Na, mach schon.”
    Nick ließ sie abrupt los und starrte sie ungläubig an. “Carly, du benimmst dich unmöglich.”
    “Ich weiß. Aber ich gehe nicht ins Gefängnis. Ich werde nicht eine Minute hinter Gittern verbringen. Verstehst du das denn nicht?”
    “Nein. Du musst es mir schon erklären.”
    Was sollte sie ihm sagen? Es waren doch nur Momentaufnahmen in ihrem Gedächtnis. Kleine Mädchen in gestärkten Kleidchen, die hinter Gittern standen. Mit schmutzigen Knien, schmutzigen, vom Weinen geröteten Gesichtern. Diese Erinnerungen hatte sie nie ganz zugelassen, hatte sie immer unterdrückt, denn sie war einfach zu verängstigt, um die Kinder in den Momentaufnahmen zu identifizieren.
    Und jetzt waren die Bilder wieder da, und zwar mit niederschmetternder Klarheit. Sie versteifte sich, schloss die Augen, versuchte, die Bilder zu verdrängen, aber es nützte nichts.
    “Mein … mein Vater — das war seine Lieblingsmethode, um uns zu bestrafen.” Carly rang nach Luft. “Von frühester Kindheit an hat er uns mit Geschichten gequält darüber, was sie mit Leuten machten, die in den Zellen saßen. Sie haben sie getreten und geschlagen, und zwar so, dass man es nicht sehen konnte. Und noch viele andere, sogar noch scheußlichere Dinge. Er hat Nina und mich immer in eine dieser leeren Zellen eingesperrt, das Licht ausgemacht und uns stundenlang dort allein gelassen. Zwei Mal hat er uns über Nacht da eingesperrt, in getrennten Zellen.”
    Nick starrte sie nur entgeistert an.
    “Da waren all diese seltsamen Geräusche, irgendjemand weinte in der Nähe, da war ein Huschen und Scharren, vielleicht Mäuse oder Ratten. Gestank — Alkohol, Müll, Urin. Er meinte, dass es eine Lektion für uns sei. So wüssten wir, was mit uns geschehen würde, wenn wir ihm nicht gehorchten, wenn wir ungezogen wären.”
    Nick nahm sie in den Arm, und sie barg das Gesicht an seiner Schulter. “Bei mir hat’s funktioniert. Nina aber wurde immer rebellischer und immer zorniger. Aber ich war nicht so stark wie sie. Ich habe in der Ecke gesessen und gejammert, und Nina herrschte mich an, ich solle damit aufhören. Sie fand mich hoffnungslos, in ihren Augen war ich ein richtiger Jammerlappen. Eine Lektion aber habe ich gelernt. Tu alles, was nötig ist, halte dich an die Regeln, sei verantwortungsbewusst, und gerate bloß nie in Schwierigkeiten.” Sie blickte mit verzagtem Lächeln zu ihm auf. “Ich habe das jahrelang verdrängt, aber die Lektion habe ich nie vergessen. Ich bin so vorsichtig gewesen, dass ich praktisch aufgehört habe zu leben. Es hat seine Spuren hinterlassen, Nick. Ich kann nicht in kleinen, engen Räumen sein, ich kriege keine Luft, wenn ich eingesperrt bin.”
    Nick war erfüllt von Wut und Empörung gegen Carlys Vater und von Mitgefühl und Trauer für Carly.
    “Du bist schon die ganze Zeit dagegen gewesen, aufs Revier zu gehen. Jetzt weiß ich endlich, warum. Aber warum hast du mir denn nichts davon gesagt? Was für Geheimnisse hast du sonst noch vor mir?”
    “Keine.” Carly schluckte nervös. “Mehr Geheimnisse gibt es nicht.” Sie sah ihn verzweifelt an. “Es tut mir leid, Nick. Ich kann da nicht hingehen.”
    Damit stürzte sie an ihm vorbei, raus aus dem Schlafzimmer, hin zur Wohnungstür, riss die Tür auf und verschwand im Hausflur.
    “Carly, warte!”
    Sie hörte Nick rufen, aber sie ignorierte ihn. Sie beschloss, die Treppe zu nehmen und nicht den Fahrstuhl. Sie hatte keine Schuhe an, war also

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