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Tiffany Duo Band 0124

Tiffany Duo Band 0124

Titel: Tiffany Duo Band 0124 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Wind Barbara Ankrum Diane Pershing
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Der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht. Sein Verstand war dabei, den Kampf gegen seinen Instinkt rapide zu verlieren. Sie musste sich beeilen.
    Sie hatte seit Jahren nicht mehr gebetet. Aber als das kleine Metallstück weiterhin jedem Versuch, sich aufspüren zu lassen, auswich, schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, dass er ohnmächtig werden möge.
    Weniger als zehn Sekunden später wurde ihr Gebet erhört. Die Augen fielen ihm zu, und die Anspannung floss aus ihm heraus wie eine Welle, die sich vom Strand zurückzieht.
    Tess atmete erleichtert auf und schickte wem auch immer ein Dankeschön.
    Mit der Spitze der Pinzette schob sie zerfetzte Muskeln beiseite und drang noch tiefer in das Fleisch ein. Als sie endlich, endlich auf etwas Hartes stieß, wurde sie von Erleichterung überschwemmt.
    “Da bist du ja, du kleiner Quälgeist.” Sie nahm die Kugel in die Zange. “Jetzt hab’ ich dich.”
    Einen Moment später gab das zerfetzte Muskelfleisch an seiner Schulter die Kugel preis. Ein 38er-Kaliber, wie es schien … in einem Stück und unversehrt. Glück, dachte sie, während ihr die Tränen in die Augen stiegen und ihren Blick verschleierten.
    Sie hatte es getan. Und er atmete immer noch.
    Sie wischte sich ihre nassen Wangen ab, beschämt darüber, dass sie ihre übliche Selbstbeherrschung im Stich ließ. Übung und Erfahrung verliehen ihr neuen Schwung, als sie die Kugel beiseitelegte, nach dem Whiskey griff und etwas davon in die Wunde schüttete, um sie so gut es ging zu desinfizieren. Sie presste einen dicken Streifen des Lakens, das sie vor Beginn der Operation zerrissen hatte, gegen die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Nachdem dies erreicht war, nahm sie den blutdurchtränkten Fetzen weg und verband die Wunde mit dem Verbandszeug, das sie aus dem Krankenhaus gestohlen hatte, dann fixierte sie seinen Arm an seinem Brustkorb, sodass er ihn nicht bewegen konnte. Dabei entdeckte sie die Tätowierung auf seinem linken Unterarm.
    Sie fühlte seinen Puls, der hart pochte und zu schnell ging, aber seine Atmung deutete darauf hin, dass er im Tiefschlaf lag. Es war das Beste für ihn. Der Schlaf würde den Heilungsprozess beschleunigen und bewirken, dass das Fieber nicht weiter stieg. Die ganze Zeit über hatte sich Jack nicht ein einziges Mal bewegt. Er hatte sich an einen Ort zurückgezogen, wo ihn der Schmerz nicht erreichen konnte.
    Sie deckte ihn mit noch mehr Decken zu und ließ ihn die nächste Stunde nicht aus den Augen. Dann stand sie kurz auf, um aufzuräumen und ihre eigenen blutbeschmierten Kleider gegen saubere aus Caras Schrank zu tauschen. Nachdem sie damit fertig war, setzte sie sich wieder neben Jack und schaute ihn an. Dass er diese erbärmliche Pseudooperation überlebt hatte, sprach mehr für den Mann als für ihre Fähigkeiten. Er hatte bereits mehr ausgehalten, als die meisten Menschen ertragen konnten, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu beklagen.
    “Seltsam”, murmelte sie, während sie ihm das nasse dunkle Haar aus der Stirn strich. “Sie sind stark, Jack. Wer auch immer Sie sein mögen.” Sie zog ihm die Decke bis ans Kinn hoch. “Schlafen Sie. Ich lasse Sie nicht sterben. Das verspreche ich Ihnen.” Sie betete, dass es ein Versprechen war, das sie halten konnte. Aber jetzt gab es da etwas, das sie nicht länger aufschieben konnte. Sie schnappte sich ihre Wagenschlüssel vom Küchentresen und schlüpfte leise aus dem Haus.
    Der öffentliche Fernsprecher vor Winstons Apotheke befand sich in einer altmodischen Kabine aus Holz und Glas. Nachdem Tess die Nummer gewählt hatte, klingelte es zwei Mal, bevor sich am anderen Ende der Leitung eine tiefe Stimme meldete.
    “Detective Castillano.”
    “Gil?”
    “Tess? Bist du das?”
    Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme und fühlte sich gleich besser. Tatsächlich war ihr bis zu diesem Augenblick nicht bewusst gewesen, wie sehr sie auf ihn zählte. Gil war seit Adams Tod ihr Fels gewesen, und es gab niemand, dem sie mehr vertraute als ihm. “Ja, ich bin’s.”
    Obwohl sie sofort nachdem sie seine Stimme gehört hatte, ruhiger geworden war, kamen ihre Worte seltsam gepresst heraus. Sie glaubte fast sehen zu können, wie er die Stirn runzelte.
    “Was ist los, Tess? Bist du okay?”
    “Ja … nein.” Sie zögerte und wählte ihre Worte sorgfältig. “Versprich mir, dass das, was ich dir jetzt sage, unter uns bleibt.”
    “Was
?”
    “Du musst es mir versprechen, Gil. Es ist wichtig. Mein Leben könnte davon abhängen.

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