Tiffany Duo Band 0133
traf seinen Arm, wobei sich aus der Pistole ein Schuss löste, der so laut war, dass es ihr fast die Trommelfelle zerriss. Die Kugel durchschlug das Dach und hinterließ schwarze Pulverspuren auf den grauen Sitzbezügen.
Die Tür, die Bilottis Beine einklemmte, wurde aufgerissen. Seans große Hände, seine starken Arme zerrten Bilotti von ihr herunter und aus dem Auto. Sie hörte ein dumpfes Geräusch und ein Aufheulen, als bei der Aktion Bilottis Kinn gegen den Rahmen krachte. Die Pistole über seinem Kopf schwankte.
In wilder Panik streckte sie die Hand nach dem Türgriff aus, der sich schmerzhaft in ihren Rücken grub, zog daran und purzelte aus dem Auto. Sie stolperte, fing sich wieder und rannte um den Kofferraum herum auf die andere Seite.
Sie sah Arbeitsstiefel und Jeans und Blut. Viel Blut. Seans Blut? Ihr blieb das Herz stehen. Er lag auf Bilotti und nagelte ihm die Hand mit der Pistole über dem Kopf fest. Der Rücken von Seans weißem T-Shirt war dunkel von Blut.
Er war verletzt. Sie war vor Schreck wie gelähmt.
Die Sekunden krochen dahin.
Gowan sollte eigentlich längst hier sein.
Er kam nicht.
Bilotti versuchte seinen Widersacher abzuwerfen, und der Blutfleck auf Seans T-Shirt schien noch größer zu werden.
Sie schluchzte. “Gott. Oh, Gott. Was kann ich tun?”
“Stell dich auf seine Hand”, befahl Sean keuchend. “Bis er die Waffe loslässt.”
Sie tat, was er gesagt hatte. Erneut löste sich ein Schuss. Die Kugel schlug irgendwo unter dem Auto ein. Debbie schrie. Bilotti richtete sich halb auf und grunzte, als Sean ihm mit voller Wucht ein Knie in den Rücken rammte.
“Fester”, befahl Sean heiser.
War er blasser geworden? Sie schnappte nach Luft und bohrte ihren Absatz so fest sie konnte in Bilottis Hand.
Er jaulte auf und ließ endlich die Pistole los. Debbie versetzte ihr einen Fußtritt, sodass sie unters Auto flog.
“Miststück”, stöhnte Bilotti. “Du hast mir die Hand gebrochen.”
“Gut so”, fauchte sie hasserfüllt.
Sean lachte matt.
Oh, Gott. Er blutete immer noch. Sie riss sich die Bluse herunter, um damit den Blutfluss zu stoppen.
Während sie in dem harten Lehm neben ihm auf die Knie niederfiel, hörte sie ein Motorengeräusch, das Knirschen von Autoreifen. Ein Auto? Zwei? Türen knallten. Sie hörte Männerstimmen. Sie presste ihre Bluse gegen Seans Wunde. Er brauchte Hilfe. Mehr Hilfe, als sie ihm geben konnte.
Sie drehte sich um. Und wurde von grenzenloser Erleichterung überschwemmt, als sie Lee Gowan auf sich zukommen sah.
“Halt durch”, sagte sie zu Sean. “Es ist Gowan.”
Bilotti fluchte.
Sean drehte sein aschgraues Gesicht und grinste schief über die Schulter. “Schätze, die Kavallerie hat es doch noch geschafft.”
In dem Moment, in dem Gowan ihn erreicht hatte, wurde er bewusstlos.
Debbie schluchzte. Sean hatte sie vor dem Teufel gerettet und in die Hölle gebracht.
13. KAPITEL
Sean war in Krankenhäusern kein Fremder. Mit dem schweren Unfall seines Neffen, dem Schlaganfall seines Vaters vor zwei Jahren und einer Schwägerin, die im Krankenhaus Ärztin war, hatte er schon eine Menge Zeit in Krankenhauswartezimmern und Cafeterias verbracht. Sean machte es nichts aus zu warten. Er vertrug sogar den Krankenhauskaffee.
Aber das war etwas ganz anderes, als mit einem flachen Kissen unterm Kopf und einer Plastikkanüle im Arm selbst in einem harten Krankenhausbett zu liegen. Ihm tat alles weh. Sein Hals brannte von dem Schlauch, den sie ihm vor der Operation, bei der sie die Kugel aus seiner Schulter entfernt hatten, hineingesteckt hatten. Seine rechte Armbeuge war um die Kanülen herum hart und geschwollen, und seine linke Schulter schmerzte trotz der Medikamente, mit denen sie ihn vollgepumpt hatten, höllisch. Er konnte nichts essen. Er konnte nicht schlafen. Himmel, er schaffte es ja kaum allein ins Bad mit diesen Infusionsschläuchen, die er hinter sich herschleppen musste, und dem Krankenhauskittel, der ihm um den Hintern schlabberte.
Sean grinste. Aber alles in allem fühlte er sich verdammt gut.
Er fühlte sich wie ein gottverdammter Held.
“Du hast dich wie ein gottverdammter Blödmann aufgeführt”, hatte Con ihm gesagt, während Patrick grimmig genickt hatte. “Sich anschießen zu lassen!”
Aber ihm war es egal, was seine Brüder von ihm dachten. Wichtig war nur, dass Debbie sicher war.
Sie war sicher, aber nicht bei ihm.
Sean rutschte auf der gnadenlos harten Matratze herum und versuchte, eine bequemere Stellung zu
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