Tiffany Duo Band 0133
fertig werden.”
“Aber wie?”, fragte Hope verzweifelt. “Und wann?”
Tiger zuckte die Achseln. “Keine Ahnung!”
“Dir geht’s gar nicht um Gerechtigkeit, stimmt’s? Ich habe nicht den Eindruck, dass du mir helfen willst.”
“Unsinn! Santiago ist doch gar nicht – “
“Wichtig? Sagst du das nur, weil du deine Deckung nicht aufgeben willst?”
Tiger zuckte zusammen, seine Augen verdunkelten sich.
“Erwähn das nie wieder”, sagte er finster. “Keinem Menschen gegenüber, hast du mich verstanden? Bleib ruhig und halt dich im Hintergrund, dann wird dir auch nichts passieren. Tu so, als wärst du nur meine Freundin, dann wird dich niemand behelligen.”
Sie sah ihn ärgerlich an. “Warum soll ich so tun, als wäre ich deine Freundin?”
“Deshalb!” Ohne Vorwarnung beugte er sich zu ihr hinab und küsste sie auf den Mund. Es war ein kurzer, harter Kuss. Hopes Augen füllten sich mit Tränen.
“Lass dass”, sagte sie und stemmte sich gegen seine Brust.
Tiger schüttelte den Kopf.
“Solange wir hier sind, gehörst du zu mir”, betonte er. “Vergiss das nicht! Oder willst du etwa, dass wir beide umgebracht werden?”
Hope sah ihn erschrocken an.
“Nun kommt schon, ihr Turteltauben”, rief Quarrels in diesem Moment ungeduldig. “Wir können unseren Gastgeber schließlich nicht warten lassen.”
Tiger warf ihr noch einmal einen beschwörenden Blick zu. “Lächle”, befahl er ihr und nahm sie erneut am Arm. Dann führte er sie wieder zurück zum Jeep, wo Quarrels auf sie wartete. Er sah sie neugierig an, und Tiger sagte erklärend: “Sie hat ein paar harte Tage hinter sich.”
Der andere Mann lachte.
“Ihre Besorgnis ist wirklich rührend!”
“Ja, nicht wahr?”, lachte auch Tiger.
Mit sehr gemischten Gefühlen ging Hope die Treppe hinter den beiden hinauf. Noch bevor Quarrels klingeln konnte, wurde die Tür bereits geöffnet. Eine lächelnde Frau in einer grauen Hausmädchenuniform hieß sie herzlich willkommen und führte sie in einen der größten Räume, den Hope je gesehen hatte. Obwohl sie selbst aus einem reichen Elternhaus kam, war sie außerordentlich beeindruckt. Luxus, wohin man sah. Plötzlich wurde ihr erneut klar, wie abgerissen sie und Tiger aussahen. Bestimmt rochen sie auch nicht besonders gut.
“Es ist wirklich ein Wunder, dass sie uns nicht zum Personaleingang geschickt haben”, flüsterte sie Tiger zu.
Er lächelte unwillkürlich. Ihm waren die drei Wachen nicht entgangen, die strategisch günstig im Raum platziert waren. Er bewunderte die Bilder und die Kunstobjekte im Zimmer und fragte sich insgeheim, wie er es erreichen sollte, Cardenas’ Vertrauen zu gewinnen. Auf diesen Moment hatte er lange hingearbeitet, und jetzt war es endlich so weit: Er und der Gangsterboss würden sich von Angesicht zu Angesicht begegnen. Leider gab es eine zusätzliche Komplikation, die er nicht mit eingerechnet hatte. Quarrels war eine Bürde für ihn, denn er verfolgte seine eigenen Interessen. Und Hope – wie würde sie sich verhalten? Er durfte einfach nicht zulassen, dass sie ihn ablenkte. Dafür war sein Auftrag zu wichtig, dafür hatte er zu viel für das Zustandekommen dieses Treffens getan. Unwillkürlich seufzte er. Natürlich war es ein Fehler gewesen, sie überhaupt mitzunehmen. Er hätte sie auf der Yacht zurücklassen und sich nicht weiter um sie kümmern sollen. Jetzt waren sie beide in Gefahr, und sie war ein unberechenbarer Faktor. Sie wollte Rache für den Tod ihrer Verwandten, und das konnte die gesamte Operation gefährden. Bei der Vorstellung, dass ihr irgendetwas zustoßen könnte, drehte Tiger sich der Magen um. Es gab nur einen Weg, um das zu verhindern: Er musste sich auf seinen Auftrag konzentrieren und darauf, dass er sie so bald wie möglich lebend hier wieder herausbekommen würde. Wenn er das schaffte, war alles gut.
In diesem Moment betrat ein Mann das Zimmer. Die Wachen nahmen sofort Haltung an.
Hope erblickte einen sehr seriös aussehenden Mann in mittleren Jahren, der eine helle Leinenhose und ein dunkelblaues Seidenhemd trug. Er passte hervorragend in diese luxuriöse Umgebung und strahlte eine Aura von Selbstbewusstsein und Macht aus, die ihr von ihrem Onkel und dessen Freunden her vertraut war. Seine dunklen Augen und die gebogene Nase hätten einem Inkaprinzen gehören können. Er kam mit warmem Lächeln und ausgestreckter Hand auf sie zu. Gegen ihren Willen fand Hope ihn sehr sympathisch. Natürlich wusste sie, dass er ein
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