Tiffany Duo Band 0142
und ließ es ungemein attraktiv erscheinen. “Ich weiß. Deshalb mache ich es ja.”
Obwohl Serena es nie laut sagen würde, hegte sie schon lange den Verdacht, dass Lindsey etwas für den Chief übrig hatte. Ihre Chancen waren gering. Dan war nicht nur zehn Jahre älter, sondern hatte vor zwei Jahren auch eine wirklich entsetzliche Scheidung hinter sich bringen müssen. Und er war der Ansicht, dass er erst einmal seine Ruhe vor den Frauen brauchte.
Aber vielleicht hatte Serena das Ganze auch falsch interpretiert. Vielleicht gefiel es Lindsey nur, Dan aufzuziehen.
“Okay, fragen Sie nur”, sagte Serena und lachte. “Und wenn Sie etwas herausfinden, sagen Sie es mir zuerst, okay?”
Lindsey salutierte frech. “Zu Befehl, Boss.”
Vierundzwanzig Stunden. Der Mann, der sich Sam Wallace nannte, wälzte sich unruhig in seinem Bett. Er versuchte, die linke Hand zu heben und sein Gesicht zu befühlen. Aber er stöhnte vor Schmerz auf und nahm stattdessen die rechte. Und da fing diese verdammte Pumpe auch schon wieder zu piepsen an. Sam fluchte leise und senkte die Hand, um die Maschine zum Schweigen zu bringen.
Es war jetzt vierundzwanzig Stunden her, seit Serena ihn gefunden hatte. Und noch immer herrschte in seinem Kopf eine einzige Leere.
Frustration machte sich in ihm breit. Wie konnte er sich an Einzelheiten wie den Namen des Präsidenten der Vereinigten Staaten, den Geschmack von Schokoladeneis und das unangenehme Gefühl beim Tragen zu sehr gestärkter Hemden erinnern, doch seinen eigenen Namen vergessen? Wie konnte er sich den Namen jeder blutdürstigen Krankenschwester hier merken, sich aber nicht an den seiner Mutter entsinnen?
Vielleicht sollte er der nächsten Person, die durch die Tür trat, die Wahrheit sagen. Sollten sie ihn doch testen und pieksen, sein Gehirn röntgen und die Löcher finden. Sollten die Seelendoktoren und Neurologen ihn doch untersuchen, als sei er ein seltenes Insekt. Amnesie würde das Urteil lauten und sie würden ihn alle anstarren, als ob er ein Spinner sei. Denn echte Amnesie gab es nicht oft. Das wusste er komischerweise.
Er hörte ein Klopfen an der Tür, und die Nachtschwester trat ein. “Alles okay, Mr Wallace?”
“Prima”, murmelte Sam. Er wusste, dass er heute Nacht nichts mehr sagen würde. Vielleicht morgen. Oder vielleicht war er morgen schon tot. Im Augenblick kratzte ihn das alles wenig.
3. KAPITEL
“Der arme Mann. Wir müssen ihm helfen.”
Serena überraschten die Worte ihrer Mutter nicht. Marjorie Schaffer war eine geradezu besessene Wohltäterin. Sie war im Vorstand sämtlicher Wohltätigkeitsvereine im Ort und außerdem ein aktives Mitglied der Kirche. Sie würde jemand in Not ihr letztes Hemd geben. Nun schien es, dass sie Sam Wallace als bevorzugtes Ziel ihrer Wohltätigkeit auserkoren hatte.
“Wir müssen aufpassen, Mom. Wir wissen nichts über diesen Mann”, sagte Serena, die eine Tasse Tee hielt und im Schlafanzug am Küchentisch saß. Neben ihr schnarchte der Hund ihrer Schwester. Ihre Mutter saß ihr gegenüber. Wie immer trug sie Make-up und Haarfarbe so perfekt auf ihr Kostüm abgestimmt, als ob sie einen Starfotografen erwarte.
Marjorie schien Serenas Warnung nicht ernst zu nehmen. “Du hast dich mit ihm unterhalten. Zweimal sogar. Und er schien dir anständig genug.”
“Also wirklich, Mom, dieser Sam Wallace könnte ein Betrüger oder Verbrecher sein. Seine Geschichte hört sich nicht gerade überzeugend an, und wir wissen so gut wie nichts über ihn.”
“Offensichtlich hat ihn das Glück verlassen, und er braucht unsere Hilfe.”
Serena schnitt eine Grimasse. “Warte wenigstens bitte, bis Dan seine Nachforschungen abgeschlossen hat, bevor du dich einmischst.”
Marjorie murmelte etwas vor sich hin und wechselte dann das Thema. “Kara hat angerufen.”
Diese beiläufige Erwähnung ließ Serena aufhorchen. “Ja? Wie geht es ihr? Ist sie endlich vernünftig geworden? Kommt sie heim und übernimmt die Zeitung? Hat sie dem Idioten endlich den Laufpass gegeben?”
Marjories Lachen klang ein wenig wehmütig. “Leider nicht. Sie liebt diesen Pierce noch immer. Augenblicklich arbeitet sie als Kellnerin in einem Nachtclub in der Nähe von Nashville. Ihr Freund arbeitet auch in diesem Club – er singt und wartet darauf, dass ihn jemand entdeckt.”
Serena seufzte. War ihre Schwester jetzt vollkommen durchgedreht? Kara war früher doch immer so verantwortungsbewusst und zuverlässig gewesen – genauso wie sie. Und Kara
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