Tiffany Duo Band 0142
Einbildung, er konnte sie
spüren.
Als ob er die Kontrolle über sich verlieren würde. Und obwohl ihm dieses Gefühl bislang vollkommen fremd gewesen war, musste er zugeben, dass darin eine große Faszination lag.
Okay. Vielleicht verstand er nicht, was geschah, und auch nicht, warum. Aber er sollte das Ganze nicht unnötig verkomplizieren. Er begehrte eine Frau, also würde er hinausgehen und sie suchen. So einfach.
Er wandte sich wieder vom Fenster ab. Jack saß noch immer auf dem Stuhl und beobachtete ihn amüsiert. Blade hatte vollkommen vergessen, dass er im selben Raum war. “Ich gehe.”
“Das sehe ich.”
Blade lächelte. “Ich weiß nicht, wann ich wiederkomme.”
“Glaube mir, das verstehe ich. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst.”
4. KAPITEL
Anna hängte den Hörer des Münzfernsprechers ein und zitterte vor Erleichterung. Endlich hatte sie ein Zimmer gefunden, auch wenn die Miete dafür sie beinahe ruinierte.
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, stellte fest, dass sie ihre viertelstündige Pause überschritten hatte und eilte zurück zum Restaurant. In ein paar Stunden würde sie fortkönnen.
Sonnenlicht spiegelte sich im Seitenfenster eines vorbeifahrenden Autos. Sie kniff die Augen zusammen, um den pochenden Kopfschmerz zu unterdrücken.
Als sie den Personaleingang von
Joe’s Bar und Grill
erreicht hatte, erschien das Sonnenlicht schon gedämpfter. Sie sah auf zu den dunklen Regenwolken, roch die Feuchtigkeit in der Luft und fühlte den nahenden Sturm.
Noch mehr Regen. Genau das, was sie brauchte, wenn sie umziehen wollte. Sie ging hinein.
Zumindest war der Ansturm beim Mittagessen vorüber. Wenn es bei
Joe’s
jemals ruhiger zuging, dann jetzt.
Joes Spezialitäten waren schlechter Kaffee, schneller Imbiss und ein noch schnelleres Bier. Die Gäste gehörten eher zu der schäbigen Sorte. Aber solange Anna ein Auskommen hatte, war ihr die Arbeit hier recht.
Sie blickte gerade in Richtung Eingangstür, als ein Gast eintrat, den sie hier niemals erwartet hätte. Blade Lombard. Ihre Überraschung war so groß, dass sie beinahe das Tablett fallen gelassen hätte.
Er trug einen dunklen eleganten Geschäftsanzug. Die Jacke schmiegte sich um seine breiten Schultern, das graue kragenlose Hemd stand offen und hatte vermutlich so viel gekostet, wie sie hier im Monat verdiente. Blade wirkte reich und gefährlich und bei
Joe’s
so fehl am Platze wie ein Raubtier in der Großstadt.
Blade entdeckte Anna und sah sie auf eine Weise an, dass jeder Gedanke, er könne rein zufällig hierhergekommen sein, sofort aus ihrem Kopf verschwand. Es war mehr als offensichtlich, dass er sie gesucht hatte. Und gefunden.
Als er um ein paar Tische herumging, drehten sich die Gäste nach ihm um. Das Stimmengemurmel verstummte – Blade bewegte sich wie ein Panther inmitten vollkommener Stille.
Ein paar Frauen, von denen Anna wusste, dass sie als Prostituierte arbeiteten, unterbrachen ihr Gespräch über das Liebesleben einer ihrer Freundinnen. Sie trugen enge Jeans und noch engere, tief ausgeschnittene Tops, die Jacken nur lose um die Schultern gehängt.
“Gibt es das?”, fragte eine. “Nita, wie viel Bier hatte ich?”
“Nicht genug, um zu glauben, dass du diesen Kerl da mit nach Hause nehmen kannst”, antwortete die andere.
“Er muss nichts zahlen”, murmelte eine weitere.
Die erste seufzte. “Ich dachte eher daran, ihm etwas zu bezahlen.”
Anna blickte wieder zu dem Tisch, den sie gerade hatte säubern wollen. Blade hatte doch gesagt, er würde am Abend kommen, zu ihrem Apartment. Warum war er jetzt plötzlich hier?
Raus hier, Anna, raus!
Abrupt drehte sie sich um, ließ das Tablett einfach auf dem Tisch stehen und ging zu der Seitentür, die auf den Gang zur Damentoilette führte. Dort gab es auch einen kleinen Abstellraum, der im Allgemeinen nicht verschlossen war. Darin wurden die Putzsachen aufbewahrt, und außerdem hatte der Raum eine Tür, die zu einer Gasse auf der Rückseite des Hauses führte.
Sie ging schneller und entwarf einen Plan. Wenn sie es schaffte, auf den Parkplatz zu gelangen, konnte sie sich überall verstecken. Sobald sie sicher sein konnte, dass Blade fort war, würde sie zurückkehren und ihre Aktentasche holen, die in ihrem Spind stand.
Sie berührte die Schwingtür, betrat den Gang. Ihr Herz schlug schnell, ihr Kopf schmerzte von der raschen Bewegung. Sie umfasste den Türknauf, der zum Abstellraum führte. Einen entsetzlichen Augenblick lang fürchtete sie,
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