Tiffany Duo Band 0142
Rücken.
Er schob sie in die kleine Abstellkammer. Es regnete jetzt gleichmäßig, und der kleine dunkle Raum wirkte fast heimelig, obwohl die Tür zum Korridor halb offenstand und es daher nicht ganz dunkel war. Blade ließ Anna kurz los, denn der Platz zwischen den Eimern, Besen und Kisten war zu eng für sie beide. Aber als er die Tür zum Restaurant öffnete, legte er die Hand wieder an ihren Rücken.
Es war eine zarte Berührung, kein Festhalten. Anna hätte mühelos von ihm weggehen können, wenn sie gewollt hätte, aber dennoch beunruhigte seine Hand sie. Er musste das jetzt nicht tun. Und plötzlich erkannte sie die Bedeutung dieser Geste: Blade zeigte, dass sie zu ihm gehörte.
Die Vorstellung erstaunte Anna. Ihre Meinung von Männern war nicht sehr hoch. Sie hätte ein Buch darüber schreiben können, wie man Männern aus dem Weg ging oder ihre Körpersprache deutete. Aber sie wusste wenig über die Rituale des Werbens. Während ihres gesamten Erwachsenenlebens hatte sie ihre Beziehungen sorgfältig kontrolliert und stets Distanz gewahrt, um nicht verletzt zu werden. Und um niemanden in die Gefahr mit hineinzuziehen, in der sie sich befand.
Blade hielt die Hand an ihrem Rücken und führte sie zurück an den Tisch, wo sie vorhin ihr Tablett abgestellt hatte. Dann setzte er sich. Er schien nicht zu bemerken, dass sie Aufmerksamkeit erregten. Anna sah ihn an. Ihr war bewusst, dass er ihr die Gedanken vom Gesicht ablesen konnte, aber das war ihr egal. Er schien es sich bequem zu machen, so als wollte er länger bleiben. Anna hingegen hoffte nur, dass er ging, ehe alles noch schlimmer wurde. “Ich habe keine Zeit, mit Ihnen zu reden. Ich muss arbeiten.”
Er zuckte die Achseln. “Dann warte ich eben.”
“Meine Schicht endet um fünf. Bis dahin sind es noch zwei Stunden.”
“Ich möchte gerne einen Kaffee, während ich warte.”
Er wollte auf sie warten! Sie war wie betäubt. Es schien, als wäre Blade überall, wohin sie sich auch wandte. “Der Kaffee hier wird Ihnen nicht schmecken. Er ist scheußlich”, erwiderte sie.
Er zuckte die Achseln und musterte sie. “Ich werde ihn trotzdem trinken.”
Mühsam notierte sie seine Bestellung auf ihrem Block und nahm dann das Tablett hoch. Als sie mit dem Kaffee zurückkam, nickte er zum Dank, versuchte aber nicht, sie erneut mit Fragen zu löchern. Anna war ihm dafür einerseits dankbar, andererseits verstärkte das ihre Neugier. Was wollte er nur von ihr, dass er selbst zwei Stunden Warten auf sich nahm, um mit ihr zu reden?
Äußerlich ungerührt schlürfte Blade seinen Kaffee. In der Tat, dies war wirklich das abscheulichste Gesöff, das er jemals getrunken hatte. Doch das war ihm jetzt auch egal. Ihn trieb vielmehr um, was Anna vor ihm verbarg. Ganz blass war sie vorhin geworden, als er in
Joe’s Bar und Grill
gekommen war. Und sie war sofort fortgerannt. Das bestätigte zumindest eine seiner Vermutungen: Sie war auf der Flucht. Jetzt musste er nur noch herausfinden vor wem oder was, und sie dann überzeugen, ihm genug zu vertrauen, um sich helfen zu lassen.
Natürlich konnte sie vor dem Gesetz auf der Flucht sein – das musste er nachprüfen. Wenn er herausfand, dass sie vor der Polizei floh, dann würde er entscheiden, was zu tun war, je nach der Schwere ihres Verbrechens. Nichts an Anna deutete darauf hin, das sie eine Kriminelle war, aber das könnte auch täuschen. Sie war weiblich und weich, anmutig und elegant – und besaß einen Kern aus Stahl, der ihn irritierte.
Und auch was ihre wahre Identität anging, so war er noch kein Stück weitergekommen. Blade hatte Erfahrung genug, um zu wissen, dass Anna ihm nicht so schnell erzählen würde, wer sie in Wirklichkeit war.
Er musste behutsam mit ihr umgehen. Behutsamer als mit jeder anderen Frau. Er hatte ein paar Mal die Härte in ihren Augen aufblitzen sehen, eine Art Bereitschaft zu kämpfen. Das steigerte sein Verlangen noch. Eine Frau, die nicht kämpfte, würde ihn nicht lange interessieren.
Plötzlich stellte er fest, dass er bereits an eine Beziehung mit Anna dachte, obwohl er sie kaum kannte. Er überlegte und traf eine Entscheidung, die seine Anspannung ein wenig linderte.
Er wusste nicht, wohin das alles führen würde, ob dies der Anfang einer langen Beziehung oder nur einer kurzen heftigen Affäre sein würde. Aber er wollte es herausfinden.
“Ich sehe Sie um fünf”, sagte er und ging.
5. KAPITEL
Blade startete den Jeep, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der
Weitere Kostenlose Bücher