Tiffany Duo Band 0142
die Tür wäre verschlossen, doch dann drehte sich der Knauf, sie trat ein und schloss die Tür hinter sich.
Um sie herum war alles finster. Sie wagte nicht, ein Licht anzuschalten, für den Fall, dass Blade es bemerkte.
Sie sah die kleine Ausgangstür vor sich, tastete nach der Klinke und zog die Tür auf.
Wind blies herein, schlug ihr die Tür entgegen, brachte sie um ein Haar aus dem Gleichgewicht. Plötzlich wurde die Eingangstür der Kammer geöffnet. Schnell huschte Anna aus dem Raum und ging nach draußen in die Gasse hinter. Sie spürte den Wind an den Beinen, der ihr den Rock an die Schenkel presste.
Anna hörte ihren Namen, drehte sich um und sah, wie Blade ebenfalls hinausstürzte. Ihre Blicke begegneten sich. Panik erfasste sie. Sie wusste, er würde ihr nicht körperlich wehtun, aber sie war zu nervös, um vernünftig zu reagieren. Sie lief um die Ecke, immer schneller.
Sie war nicht weit gekommen, als er ihren Arm packte. Instinktiv wollte sie sich losreißen, und als das nicht ging, holte sie aus und rammte Blade ihren Ellenbogen in den Magen. Er stöhnte, und sie zielte mit dem Fuß, doch er war zu geschickt, wich ihr aus, sodass sie seinen Körper nur streifte. Statt freizukommen fand sie sich plötzlich mit dem Gesicht vor einer Wand wieder.
Ihr Herz schlug heftig, sie atmete keuchend. Einen Moment lang war sie wie betäubt von Blades Bewegungen. Dann fühlte sie an ihrem Rücken, wie seine Brust sich hob und senkte. Sie spürte die Wärme seines Körpers, die wohlig ihre Kleider durchdrang. Er hatte eine Hand neben ihren Kopf gestemmt, und ohne sich zu bewegen sah sie aus dem Augenwinkel die Linie seines Kinns, die sanft geschwungenen Lippen, spürte seinen Blick, als wollte er sie zwingen, ihn anzusehen.
Sie fühlte seinen Atem an ihrem Haar, und ein Schauer überlief sie.
Blade streichelte mit der Hand zart ihre Wange entlang. Anna schluckte. Ihr Herz schlug heftig. Abrupt wurde ihr heiß, ihre Brüste spannten und ihr Bauch kribbelte. Schweiß trat auf ihre Haut.
“Versprechen Sie mir, nicht wegzulaufen, wenn ich Sie loslasse?”
Seine leise Stimme neben ihrem Ohr ließ sie zusammenzucken. Sie zwang sich, sich zusammenzureißen, immer noch vollkommen irritiert über die Lust, die seine Nähe ihr trotz allem bereitete.
Er war ein Fremder, und sie fühlte sich heftig von ihm angezogen. Sie verstand ihre Gefühle nicht. “Ich werde nicht weglaufen.”
Langsam ließ er sie los, als fürchte er, sie würde dennoch zum Parkplatz fliehen. Anna dachte wohl kurz daran, schob den Gedanken aber sogleich beiseite. Blade hätte sie sofort eingeholt. Sie strich sich den Rock glatt und drehte sich langsam zu ihm um.
Sein Gesicht war leicht gerötet, und seine Augen schienen zu funkeln. Er war wütend und versuchte nicht, das zu verheimlichen. In diesem Moment bemerkte Anna den Ohrring, der exotisch wirkte, barbarisch, genau wie er, der ein Pirat sein konnte. Oder ein Ritter.
Er zog die Brauen zusammen. “Würden Sie mir bitte verraten, warum Sie weggelaufen sind?”
Seine Frage verscheuchte den Rest von Angst, den sie gefühlt hatte, als er sie an die Wand gedrückt hatte. “Sobald Sie mir gesagt haben, warum Sie mich festhielten.”
Einen Augenblick schien er wütend zu sein, dass sie ihm mit einer Gegenfrage antwortete. Doch dann lächelte er und betrachtete wie gebannt ihren Mund. “Raten Sie mal”, sagte er.
“Nein.” Anna schüttelte den Kopf und wies die Vorstellung, ein Mann wie Blade könnte sich von ihr angezogen fühlen, entschieden von sich.
Gut, sie war schlank, hatte schöne Augen und einen Mund, den Männer zu mögen schienen. Sie war intelligent und gebildet, aber das konnte er ja nicht wissen. Er wusste nur, dass sie Kellnerin war. Auf der Werteskala eines Mannes wie ihm existierte sie wahrscheinlich nicht einmal.
Sie schüttelte den Kopf noch einmal. “Ich möchte, dass Sie mich in Ruhe lassen.”
Er wirkte jetzt ungeduldig, als wäre er es nicht gewohnt, dass Frauen mit ihm streiten. Er hob die Hand, und einen Moment lang glaubte sie, er würde sie schlagen. Aber es war wieder dieselbe Geste, die er gestern schon gemacht hatte – er hob die Hand, um ihr zu signalisieren, dass er ihr nichts tun wollte.
“Das kann ich aber nicht”, sagte er. “Also: Warum sind Sie weggelaufen?”
Anna erkannte, dass sie vorhin einen Fehler gemacht hatte. Klüger wäre es gewesen, stehen zu bleiben und sich diesem Mann entgegenzustellen, höfliche Distanz zu wahren. Die Flucht
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