Tiffany Duo Band 0142
werden Sie morgen zu Hause bleiben?”
“Nein. Das Schlimmste habe ich hinter mir. Morgen wird es einfacher werden.”
“Warum tun Sie sich das an?”
“Weil ich das Geld brauche”, sagte Sam. “Kaum bin ich hier, schon schulde ich jedem etwas. Oder so kommt es mir zumindest vor. Das möchte ich wiedergutmachen.”
Obwohl ihr seine Gesundheit wichtiger war als das Geld, das er ihr schuldete, wusste Serena, dass sie ihn nicht überreden konnte, und verstummte.
“Und wieso können
Sie
nicht schlafen?” Während dieser Worte berührte er versehentlich ihr Bein mit dem seinen. Obwohl er es sofort wieder zurückzog, brannte sich das Gefühl in ihr ein. Serena wusste, dass dies genug war, um sie auch noch die restliche Nacht wach zu halten. Was für eine unerwartete, beinahe elektrische Reaktion diese Berührung in ihr hervorgerufen hatte!
Sie nahm sich zusammen, um ihm antworten zu können. “Ich habe ein …, ein sehr schwieriges Treffen mit einem Angestellten hinter mir.”
“Darf ich raten? Sie waren hart und stählern, weil es die Situation verlangte. Und jetzt peinigen Sie Ihre Gefühle, denn in Wirklichkeit sind Sie viel warmherziger.”
“Wieso sagen Sie das?”
“Vielleicht kenne ich Sie besser, als Sie meinen?”
“Oder vielleicht bilden Sie sich das ein.”
Er gluckste. “Ja, vielleicht. Aber ich habe doch recht, nicht wahr?”
“Ja”, antwortete Serena und stöhnte. “Den ganzen Abend mache ich mir schon Sorgen, obwohl ich keine andere Wahl hatte. Ich hätte ihn entlassen sollen – stattdessen habe ich es nur angedroht. Sehen Sie, der Chefredakteur bringt sich nicht mehr genügend ein. Ich muss ihn ersetzen, und zwar bald.”
“Haben Sie denn keinen, der für ihn einspringen kann?”
“Leider nicht. Wir brauchen jemand Neuen.”
“Warum tun Sie es nicht”
Serena hob eine Braue. “Weil mein Tag eben auch nur 24 Stunden hat und weil schon meine Kanzlei allein diese Zeit in Anspruch nimmt.”
“Ihre was?”
“Meine Kanzlei. Ich bin Anwältin. Aber das wissen Sie doch längst.”
“Nein, das ist mir neu.”
Serena merkte, dass ihm diese Neuigkeit nicht behagte. “Haben Sie etwas gegen Anwälte?”
Sam zögerte. “Ich bin mir nicht ganz sicher”, brachte er schließlich heraus.
“Aha, ja, ich
verstehe
.” Wenn dieser Mann nicht verwirrend war, dann was?
“Es tut mir leid, aber Anwälte …”
“Ich kenne die Witze. Wie nennt man hundert Anwälte auf dem Meeresgrund? Einen Anfang. Ich kenne noch mehr, aber tun Sie sich keinen Zwang an.”
Seine düstere Miene hellte sich auf.
“Aber ernsthaft, an wen würden Sie sich wenden, um Ihre Rechte zu vertreten? An einen Maurer?”
“Okay, Sie haben ja recht. Ich war nur überrascht. Ich hatte den Eindruck, dass die Zeitung Ihr Leben sei.”
Serena erzählte ihm, wie es gekommen war, dass die Zeitung gegen ihren Willen in ihren Händen lag.
“Sie tun es also, um Ihrer Mutter einen Gefallen zu tun?”, fragte Sam, als sie fertig war.
“Ja, so könnte man das sehen”, antwortete sie und seufzte. “Und da sie solchen Wert auf die Zeitung legt, kann ich ihr nicht einfach den Rücken zudrehen, wie Kara es gemacht hat.”
“Höre ich da Feindseligkeit heraus?”
“Meine Schwester hat alles stehen und liegen lassen und nur an sich und ihren Freund gedacht.”
“Und Sie sind wütend auf Kara, weil sie versucht, ihren Traum zu verwirklichen?”
Wenn man es so ausdrückte, sah es natürlich ganz anders aus. Aber Serena fing sich. “Wenn es
ihr
Traum gewesen wäre, hätte ich mehr Verständnis. Aber sie tut alles nur für diesen Countrysänger, der, nebenbei bemerkt, nicht einmal richtig singen kann.”
“Liebt sie ihn denn?”
“Sie behauptet es zumindest.”
Sam zuckte mit den Achseln. “Dann ist es vielleicht ihr Traum, mit jemand, den sie liebt, etwas auf die Beine zu stellen.”
“Wenn das der Fall ist, dann hoffe ich nur, dass er sie nicht fallen lässt, sobald eine andere vorbeikommt, die ihm mehr bieten kann.”
“Sie glauben, dass er Ihre Schwester nur benutzt?”
Serena wollte schon antworten, zögerte aber. “Ich weiß es nicht”, gab sie zu. “Die beiden hatten eine leidenschaftliche Affäre, bevor sie nach Nashville zogen und ich hatte keine Gelegenheit, ihn richtig kennenzulernen. Er schien sie zu lieben, aber …”
“Aber die zynische Anwältin Serena aus Edstown hat da ihre Zweifel”, unterbrach sie Sam. “Da sind Sie dem guten Chief ja gar nicht so unähnlich.”
“Ich sehe
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