Tiffany Duo Band 0142
ich klein war, dass Henry mich hasst.” Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu. “Er hasste mich, weil ich wusste, was er fühlte, und weil er es nicht vor mir verbergen konnte.”
“Ehrlich gesagt würde mir das auch nicht gefallen”, gab Blade zu. “Kannst du es kontrollieren?”
Sie kniff die Augen zusammen. “Ich weiß es nicht”, sagte sie nur.
Obwohl sie darauf vorbereitet gewesen war, tat es weh, seine Ablehnung ihres Andersseins zu spüren. Er begehrte sie, brauchte sie in gewisser Weise sogar, aber er musste noch akzeptieren, was sie für Fähigkeiten hatte. Passte so eine Frau in das rationale Leben eines Blade Lombard?
“Es ist egal.” Er umfasste ihre Schultern. “Wir werden daran arbeiten.”
Bei seiner Berührung durchzuckte sie Wärme. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen und gesagt: “Ja, wir können daran arbeiten. Ich weiß, ich bin seltsam, aber für dich würde ich mich ändern.” Die Wahrheit war, dass sie sich nicht ändern konnte, sie konnte nicht abstellen, was in ihrem Kopf vorging. “Keine Sorge, ich bin daran gewöhnt, auf mich aufzupassen.”
“Du bist daran gewöhnt, davonzulaufen. Das ist etwas anderes.”
“Wer sagt das?”
“Wie oft wärest du beinahe gestorben?”
“Ich versuche, das nicht zu zählen. Es wäre zu deprimierend.”
“Ich habe gezählt. Lady, ich werde dich nicht außer Sichtweite lassen.”
“Hätte ich gewusst, was ich dir mit meinen Fantasien antat”, sagte Anna, “hätte ich aufgehört.”
Er schwieg einen Moment lang. “Den Teufel hättest du getan”, sagte er dann.
Anna schloss die Augen für einen Moment und versuchte es dann noch einmal. “Ich habe dich in diese Sache hineingezogen, aber das war nicht meine Absicht. Blade, du musst nicht …”
“Vergiss es. Ich will da nicht heraus. Ich mache mich nicht aus dem Staub.”
Sie sah ihn an. “Wie bitte? De Rocheford weiß nicht, dass du mich kennst. Du kannst mir helfen und dich trotzdem aus alldem heraushalten.”
“Seber könnte mich identifiziert haben. Er hat den Jeep gesehen.”
“Im Dunkeln. Ganz kurz.”
“Der Mann ist ein Profi.”
Anna trat einen Schritt zurück. Sie musste sich von seiner Berührung lösen, musste klar denken. Blade wollte sie jetzt, vielleicht auch für länger, aber das war keine Garantie dafür, dass sie zusammenblieben. In ihrem Leben hatte sie viele Bindungen gelöst. Als ihr Vater starb, hatte sie sich gefühlt, als wäre etwas in ihrem Innern zerbrochen. Beim Tod ihrer Mutter hatte sie nicht sofort dasselbe gespürt, dazu waren sie zu weit voneinander entfernt. Diesen Bruch aber fürchtete sie mehr als alles andere. “Ich will nicht, dass du meinetwegen zur Zielscheibe wirst.”
“Du willst, dass ich mich unter dem Bett verstecke, während de Rocheford dir nach Kräften nach dem Leben trachtet?”
Er klang ungläubig. Plötzlich wandte er sich um, stützte die Hände auf das Geländer und starrte in die aufgehende Sonne, als könnte er dort Antworten finden. Sein Rücken war breit und kräftig. Der Wind spielte mit seinem Haar, das um die breiten Schultern wehte. Er sah wild und finster aus, und Anna fragte sich, ob sie überhaupt irgendeinen Einfluss auf ihn besaß.
Er würde tun, was er wollte, ohne auf ihre Wünsche zu achten. Er würde sich der Gefahr stellen, um sie zu schützen. Sie fühlte sich hilflos und wütend. Zum ersten Mal seit Jahren gab es jemanden, den sie lieben konnte, musste sie jemand anders als sich selbst beschützen. Aber Blade zu schützen war unmöglich.
Er wandte sich um und sah sie an. “Ich sagte dir, dass ich gerade erst das Militär verlassen habe”, sagte er ausdruckslos. “Ich war einige Jahre bei einer Spezialeinheit des Militärs.” Er wirkte ruhig, als wären alle Entscheidungen schon getroffen. “Es hat mich viel Zeit gekostet, dich zu finden, und beinahe wäre ich zu spät gekommen, aber ich habe meine Lektion gelernt. Bis die Situation geklärt ist, wirst du hier in der Suite bleiben und dich ausruhen, denn ich muss in jedem Augenblick wissen, wo du dich aufhältst. Du wirst gutes Essen bekommen, so viel schlafen, wie du willst und alles bestellen können, was du willst, vom Zimmerservice oder aus den Boutiquen unten. Wenn du ausgehen willst, werde ich dabei sein. Ich werde mich um de Rocheford und Seber kümmern. Sie sind Geschichte, glaub es mir.”
Anna starrte Blade ungläubig an. Er sagte, de Rocheford wäre auch sein Problem, aber das lag nur daran, dass sie
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