Tiffany Duo Band 0142
nicht mitnehmen.”
“Keine Sorge. Ich lasse sie ja hier. Aber ich fühle mich irgendwie nackt ohne die Dinger”, erwiderte West trocken und warf jedem einen schwarzen Trenchcoat zu. “Betrachtet das als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Ich habe einem Freund einen Gefallen getan, und er bestand darauf, mich zu bezahlen. Ich habe ein Dutzend von diesen verdammten Dingern bekommen.” West war in der Tat manchmal ein wenig exzentrisch. Lachend nahmen die Männer das vorzeitige Geschenk an.
Dann traten sie alle zum Tisch und sprachen noch einmal ihren Plan durch. De Rocheford erwartete einen Landangriff. Deshalb würden sie übers Meer kommen. Am Nachmittag hatte Blade einen Flug gechartert und mit West zusammen das Anwesen mit einer Kamera aus der Luft erkundet, hoch genug, um keinen Verdacht zu erregen. West war ein ausgefuchster Techniker und ein Perfektionist. Das Ergebnis waren hochaufgelöste Fotos, die de Rochefords Insel in jedem noch so kleinen Detail zeigten.
Carter studierte die Bilder, auf denen die Klippen am besten zu sehen waren. Es war seine Aufgabe, eine Anlegestelle zu suchen, an der der günstigste Aufstieg über die Klippen war. Sie alle waren erfahrene Bergsteiger, aber Carter war außergewöhnlich. Er hatte einen großen Teil seiner Freizeit damit verbracht, Berge zu erklimmen oder Höhlen zu erforschen, und er besaß ein gutes Gefühl fürs Klettern – er fand Halt für Hände und Füße, wo keiner zu sein schien. Er zeichnete einen Pfeil auf ein Bild, dann zog er eine Landkarte heran und zeichnete dort das entsprechende Zeichen ein. Er warf Blade einen Blick zu. “Hier müssen wir hochklettern. Wird nicht einfach werden, ganz ehrlich. Und du bist dir ganz sicher, dass die Dame dort ist?”
Blade unterdrückte seine Enttäuschung. Tatsache war, dass Anna überall sein konnte. Er hatte darauf gebaut, dass sie im Geiste Kontakt mit ihm aufnehmen würde, aber bisher hatte er nichts von ihr gehört. Es waren Stunden seit ihrer Entführung vergangen, und er hatte noch nicht einmal ein Lebenszeichen von ihr.
“Ich vermute es”, erwiderte er tonlos. “Es gibt keine andere Spur, und de Rocheford ist eitel genug, seine Macht zu zeigen. Er hat ein Vermögen für die Sicherheit seines Anwesens ausgegeben. Allein die unzähligen Bewacher. Ich wette, er will damit spielen.”
Er beugte sich über Carters Schulter und musterte den Platz, den er als Anlegestelle ausgewählt hatte. “Hört mal, was haltet ihr davon, wenn wir heute Nacht auch die Polizei zu de Rocheford schicken. Lieutenant Ray Cornell ist Seber schon seit Wochen auf den Fersen, um ihn auf frischer Tat zu ertappen. Ich könnte ihm sagen, wo sich Seber versteckt hält, was bedeutet, dass die Polizei an die Vordertür klopfen und für ein bisschen Aufregung sorgen wird, während wir uns von der Klippenseite nähern. Aber ich stelle diese Möglichkeit zur Diskussion. Ich werde Ray nur anrufen, wenn ihr alle einverstanden seid.”
14. KAPITEL
Hinter Seber und Henry schlug die Tür zu. Anna hörte, wie ein Schlüssel gedreht und ein Riegel vorgeschoben wurde.
Sie lauschte auf die leiser werdenden Schritte, stützte sich auf Hände und Knie und würgte. Die Tablette in ihrer Kehle fiel heraus, die andere musste sie geschluckt haben.
Sie hockte sich hin, wischte sich zitternd den Mund ab und sah sich in dem kleinen Raum um, in den man sie eingesperrt hatte. Die Sonne ging unter. Voller Panik fragte sie sich, ob dies das letzte Tageslicht war, das sie jemals sehen würde. Das einzige Fenster war zwar vergittert, aber nicht verglast. Sie fühlte den Seewind auf ihrem Gesicht, richtete sich auf und taumelte vorwärts, packte die Gitterstäbe, presste sich dagegen, als könnte sie durch Zauberkraft die Stäbe abbrechen.
Der Ausblick war vertraut.
Sie blinzelte ungläubig. Dann erkannte sie, wo sie war. Es war das alte Strandhaus an den Klippen neben Henrys modernem Wohnhaus.
Henry hatte das Anwesen vor Jahren gekauft, als er beschlossen hatte, dass sie alle nach Neuseeland ziehen sollten. Das Strandhaus selbst wurde nie benutzt. De Rocheford hatte es in seiner protzigen Art abgelehnt, in einem Haus zu leben, das weniger als zehn Zimmer hatte. Daher hatte er das moderne Wohngebäude nebenan gebaut.
Für Anna hatte dieses gesamte Anwesen immer nur zu Henry gehört, obwohl es mit dem Geld der Tarrants gekauft worden war. Es war auf der Spitze einer wilden Halbinsel errichtet und so isoliert wie eine Befestigungsanlage, an drei Seiten von
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