Tiffany Duo Band 0142
oder vom Einkaufen zurückkam.
Aber so war es nicht.
Alles
hatte sich geändert.
“Was soll mit meinem Haar sein?”
“Nun ja, es ist kurz.”
Sie zuckte mit den Schultern. “Es ging mir auf die Nerven, also hab ich es abgeschnitten.”
Er ging die Stufen der Veranda herunter und kam langsam auf sie zu. Noch immer hatte sie Schwierigkeiten, ihn richtig zu erkennen. Erst als er dicht vor ihr stand und sie unverwandt ansah, konnte sie ihm ins Gesicht sehen.
“Du hast dich auch verändert.” Sarah war vor lauter Nervosität ganz übel.
Dean lächelte und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. “Tja, meine Haare sind auch etwas kürzer.”
Sie bemerkte, wie ordentlich gekleidet er war. Früher war es schon ein Ereignis gewesen, wenn Dean ein paar neue Jeans getragen hatte. Jetzt stand er in beigefarbener Hose und einem hellblauen Hemd vor ihr. Es entging ihr auch nicht, dass sich unter dem Hemd sein muskulöser Oberkörper abzeichnete.
“Du siehst gut aus.”
Verdammt.
Wie konnte ihr diese Bemerkung nur einfach so herausrutschen?.
“Du aber auch”, grinste Dean zurück. “Trotz deiner Knabenfrisur.”
“So kurz ist es ja nun auch wieder nicht …” Sie hielt inne und sah in sein amüsiertes Gesicht. Früher hätte sie ihn herausgefordert, aber jetzt hatte sie vergessen, wie sie mit seinen Neckereien umgehen sollte.
Und warum konnte sie einfach nicht aufhören, ihn anzustarren?
Die Zeit war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Er war älter geworden, sicher. In seinen Augenwinkeln zeigten sich bereits erste winzige Fältchen, und seine Haare waren heller. Ob sie nur von der Sonne ausgeblichen oder bereits leicht ergraut waren, konnte Sarah nicht erkennen.
Doch da war noch mehr. Er schien auch – reifer. In seinen Augen lag so etwas wie Weisheit. Und vielleicht auch – Reue? Irgendwie wirkte er weder glücklich noch zufrieden, und das beunruhigte sie ebenso wie das plötzliche Verlangen, ihn zu berühren, herauszufinden, ob er sich noch immer so anfühlte, so roch, so schmeckte wie damals. Ihr Herz schlug wie wild.
Sein kurzes nervöses Lachen unterbrach die Stille. “Das ist irgendwie eine unangenehme Situation.”
“Das kannst du laut sagen”, erwiderte Sarah.
“Na ja, wenigstens hast du mir nicht gleich die Augen ausgekratzt.”
“Dafür hab ich nicht die passenden Fingernägel.” Sie hielt ihm ihre Hände entgegen, dann bemerkte sie, dass sie zitterten, und versteckte sie wieder hinter ihrem Rücken. “Vielleicht ein andermal.”
Dean lachte leise. “Hör zu … Was hältst du davon, wenn wir uns kurz unterhalten? Nur wir beide, bevor wir zu den anderen gehen?”
Während er sprach, starrte Sarah auf seine Lippen. Und auf einmal spürte sie wieder, wie es sich angefühlt hatte, ihn zu küssen. Plötzlich waren all die Gefühle, die sie die ganzen Jahre so sorgsam verdrängt hatte, wieder da.
Sie zwang sich, ihren Blick von ihm abzuwenden und ballte die Hände zu Fäusten. D
enk immer daran, was er dir angetan hat.
Nein, nie wieder würde sie schwach werden. Dieser Mann würde ihr Herz nicht noch einmal brechen.
“Warum?”, sagte sie mit fester Stimme. “Hast du etwa vergessen, dass ich nur ein langweiliges Landei aus Alabama bin? Worüber sollten wir uns denn schon unterhalten?”
Damit marschierte sie davon und ließ Dean wie einen begossenen Pudel unter dem bedrohlich schwarzen Himmel stehen.
2. KAPITEL
Ihr nachzulaufen wäre sinnlos gewesen. Das wusste Dean. Außerdem war er als Trauzeuge für seinen Bruder nach Sweetbranch gekommen, und nicht, um sich von Sarah Whitehouse verwirren zu lassen.
Das Grollen des Donners wurde lauter. Dean schaute Sarah nachdenklich hinterher, und als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, ging er zurück zur Veranda und setzte sich dort auf die Stufen. Gott! Wieso konnte er diese Frau mit ihren kurzen Haaren nicht einfach langweilig oder hässlich finden? Stattdessen musste er feststellen, dass die neue Frisur ihr Gesicht noch schöner, ihren Mund noch weicher wirken ließ. Er konnte sich noch erinnern, wie er diesen Mund geküsst hatte.
Kaum zu glauben, wie erwachsen sie geworden war. Sarah war nicht mehr das kleine Mädchen, das einmal seine beste Freundin gewesen war und auch nicht der Teenager, in den er sich mit vierzehn verliebt hatte. Sie war eine Frau – und was für eine! Sie war umwerfend, sexy und klug.
Und sie hätte ihm gehören können.
Die Tränen ließen nicht lange auf sich warten.
Sarah hatte alles
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