Tiffany Duo Band 0142
getan, um die Vergangenheit zu verdrängen. Fast zehn Jahre lang hatte sie sich eingeredet, dass die Sache mit Dean nichts weiter als eine Teenagerromanze gewesen war, und beinahe hätte sie es auch geglaubt. Aber vor der Wahrheit konnte sie nicht davonlaufen. Jetzt nicht mehr.
All die Erinnerungen, die sie so sorgfältig in sich verschlossen hatte, kamen jetzt wie eine Flutwelle über sie, und ihr war, als würde sie unter dieser Last ertrinken. Von Weinkrämpfen geschüttelt, lief sie durch den Garten. Der Wind wirbelte ihr Staub ins Gesicht, der sich mit ihren Tränen zu schmutzigen Flecken verband. Sie presste ihre Hände gegen die Schläfen, so als könnte sie damit die Bilderflut und den Schmerz, die sie mit sich brachte, aufhalten.
Doch mit unbarmherziger Deutlichkeit sah sie Deans lächelndes Gesicht vor sich, wie er sich früher geduldig ihr albernes Schulmädchengeplapper angehört hatte. Sie wusste wieder, wie es war, wenn sie beide Arm in Arm spazieren gegangen waren und Pläne für die Zukunft geschmiedet hatten. Und sie erinnerte sich an den einen wundervollen Tag, als sie einander geliebt hatten.
Sie lief auf den alten Magnolienbaum zu und lehnte sich an den Stamm des knorrigen Baumes. Durch den Tränenschleier hindurch betrachtete sie die Blitze, die am Himmel zuckten und wünschte, sie wäre tot.
Ich habe dich nie geliebt.
Deans kalte Abweisung klang ihr noch immer in den Ohren.
“Verdammt, Dean!”, schrie sie, während der Donner ihre Stimme übertönte. “Ich weiß, dass du mich geliebt hast.” Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. “Und ich weiß, dass du mich niemals, niemals wieder haben wirst. Du …, du Mistkerl.”
Allmählich verwandelte sich ihr Schluchzen in ein leises Weinen und schließlich in ein zittriges Wimmern. Dann fischte sie ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, putzte ihre Nase und atmete tief durch. Die Luft roch nach Regen und nasser Erde. Das Schlimmste war vorüber. Sie hatte es bis hierhin geschafft, den Rest würde sie auch noch durchstehen. Sie musste nur Dean Parrish aus dem Weg gehen und irgendwie diese Hochzeit hinter sich bringen.
Dann würde sie die Wahrheit wieder aus ihrem Leben verbannen.
Dean wusste nicht mehr, wie lange er auf den Verandastufen gesessen hatte. Als er das Haus betrat, schien niemand seine Abwesenheit bemerkt zu haben. Jennifer und Lance waren ohnehin viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, und Sarahs Mutter war unüberhörbar in der Küche zugange. Nur Katey saß allein auf der Fensterbank mit einer zufrieden aussehenden Siamkatze in ihrem Schoß. Dean kannte das Tier. Sarah hatte es als kleines Kätzchen damals zu ihrem zwölften Geburtstag bekommen. Er versuchte sich an den Namen des Katers zu erinnern, der mittlerweile,
du meine Güte
, mindestens fünfzehn Jahre alt sein musste.
Er schlenderte hinüber zu Katey. “Darf ich mich zu dir setzen?”
Das Mädchen strahlte ihn an und nickte. Dann sah sie angewidert hinüber zu Jennifer und Lance. “Ist doch eklig, oder?”
Er setzte sich lächelnd neben sie. “Ja, ich kann mir vorstellen, dass es nicht so toll ist, den beiden beim Schmusen zuzusehen. Aber sie sind nun mal verliebt.”
“Igitt!”
Dean schmunzelte. “Na ja, aber eigentlich ist das doch etwas Schönes.” Katey sah ihn verständnislos an, während er das Kinn des Katers kraulte. “Nicht wahr, Balthasar?”
“Woher kennst du seinen Namen?”, rief das Mädchen überrascht. Der Ausdruck in ihrem Gesicht erinnerte Dean so sehr an Sarah, dass sein Herz einen Sprung machte.
“Heißt er denn nicht so? Lance hat mir seinen Namen verraten, Prinzessin”, erklärte er, als er begriff, dass Katey keine Ahnung hatte, wie vertraut er mit allem in diesem Haus war.
Plötzlich bemerkte er, wie sich die Augen des Kindes mit Tränen füllten. “Wieso nennst du mich Prinzessin?”
“Ich …, ich weiß nicht. Ist mir so herausgerutscht. Magst du das nicht?”
“Daddy hat mich immer so genannt.” Eine dicke Träne kullerte über Kateys Wange.
“Oh …” Dean rückte etwas näher. “Du vermisst ihn sehr, nicht wahr?”
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte. “Sarah sagt immer, dass er noch irgendwie bei uns ist. Aber ich glaube, das sagt sie nur, damit ich nicht so traurig bin. Wenn ich abends ins Bett gehe, stelle ich mir immer vor, er wäre bei mir, so wie früher. Aber …, aber ich kann ihn nicht sehen.” Katey schluckte und sah Dean an. “Bist du alleine, Dean?”
Er lachte
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