Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
ihrer beiden engsten Freundinnen arbeitete derzeit im brasilianischen Regenwald und war nicht erreichbar. Die andere lebte in der Nähe, aber sie war eine unverbesserliche Klatschtante.
Noch während sie angestrengt nachdachte, mit wem sie reden könnte, summte das Haustelefon. Sie nahm ab. “Monsignore Larsen ist da”, sagte Cynthia kühl.
“Ich bin gleich unten.”
Cynthia? Konnte sie sich Cynthia anvertrauen? Nein. Ihre Schwiegermutter hatte ihre guten Momente, aber ihre Beziehung war bestenfalls dürftig. Cynthia hatte sie stets unterschwellig spüren lassen, dass sie Jordan dafür, dass sich Reynolds in seiner Ehe unglücklich gefühlt hatte, verantwortlich machte. Manchmal kam es Jordan sogar so vor, als ob Cynthia sie für den schrecklichen Autounfall verantwortlich machte, bei dem Reynolds und Michael umgekommen waren.
Nein, Cynthia konnte sie es nicht erzählen. Aber wem dann? Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf der Frisierkommode herum. Mit irgendwem musste sie einfach sprechen. Während ihr Blick auf der Suche nach einer Idee über ihre Frisierkommode glitt, fiel er auf die Visitenkarte, die sie neben dem Telefon liegen gelassen hatte. Dominic D’Annunzio. Der Polizist, den sie vor einer Woche kennengelernt hatte.
Warum hatte sie die Karte neben dem Telefon liegen gelassen? Warum hatte sie sie nicht in ihren Schreibtisch gelegt oder weggeworfen?
‘Wenn Sie die Polizei einschalten, können Sie die Sache vergessen’, stand in dem Brief.
Nein, überlegte sie, nicht Detective D’Annunzio.
Aber … was hatte er zum Abschied gesagt? Hatte er nicht gesagt, dass sie ihn anrufen solle, falls sie irgendetwas brauchte? Jetzt brauchte sie verzweifelt jemanden, mit dem sie reden konnte, auch wenn er es wahrscheinlich nur so dahingesagt hatte.
Irgendetwas, hatte er gesagt.
Ohne sich selbst eine Chance zu geben, ihre Meinung wieder zu ändern, griff sie entschlossen nach dem Telefonhörer.
Am nächsten Abend saßen Cynthia und Jordan wie gewöhnlich in Cynthias Wohnzimmer und sahen die Nachrichten. Da Cynthia Herzbeschwerden hatte und keine Treppen mehr steigen konnte, war sie irgendwann mit ihrer Schlafzimmersuite vom ersten Stock ins Erdgeschoss umgezogen. Bevor Cynthia sich in ihr mit Seide und Brokat ausgestattetes Schlafzimmer zurückzog, nahm Jordan es abends in der Regel auf sich, mit ihr die Nachrichten anzuschauen. Auch wenn Cynthia angesichts der vielen Gewalt ständig missbilligende Bemerkungen machte, war es doch in Wahrheit so, dass die ältere Frau die Katastrophen des jeweiligen Tages mit einem Wohlbehagen aufsaugte, das etwas Makabres hatte.
Heute Abend war Jordan völlig unaufmerksam, sie schaute kaum hin. Sie war auf dem Sprung, wartete darauf, dass es an der Haustür klingelte.
Als es endlich soweit war, stand sie eilig auf. “Ich gehe”, sagte sie zu ihrer Schwiegermutter, während sie schon aus dem Zimmer eilte. Sie hatte Cynthia nichts von ihrem Besuch erzählt, weil sie den Brief nicht erwähnen wollte.
Detective D’Annunzio hatte sich bei Jordans Anruf erfreulicherweise sofort bereit erklärt, sie heute Abend aufzusuchen. Natürlich hatte er Einzelheiten wissen wollen, aber es war ihr gelungen, ihn auf die persönliche Begegnung zu vertrösten.
Als sie jetzt die Tür öffnete, stand Dominic mit einer Hand auf den Türpfosten aufgestützt vor ihr. Bei seinem Anblick reagierte sie genauso wie in der Woche zuvor – wieder erinnerte er sie an einen extrem anziehenden, erwachsen gewordenen Straßenrowdy. Sein offen stehendes Tweedsakko hing auf eine lässige Art an ihm, auch wenn es ein bisschen schäbig wirkte und der Farbton der Hose nicht ganz dazu passte. Die Krawatte unter dem verknitterten weißen Hemdkragen hing auf Halbmast. Über seinem Hosenbund war nicht der kleinste Bauchansatz zu erkennen, und sie erahnte unter der Kleidung gut durchtrainierte Muskeln.
Er kaute Kaugummi und sein Gesichtsausdruck war wachsam. Auf seinen Wangen und dem trotzigen Kinn war der Anflug eines Bartschattens zu erkennen. Und – daran konnte es keinen Zweifel geben – Jordan fand den Mann, so wie er da vor ihr stand, extrem sexy.
“Danke für Ihr Kommen, Detective”, begrüßte sie ihn förmlich.
Er nickte. “Mrs Carlisle.”
Als er eintrat, wehte ihr ein schwacher Duft von gesundem männlichen Schweiß vermischt mit Pfefferminzgeruch in die Nase. Sie musste lächeln, dann wurde ihr bewusst, dass ihre Nerven in seiner Gegenwart zu vibrieren begannen und sich ihr Puls
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