Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
selbst?
“Hier links”, sagte sie, “und dann das vierte Haus rechts.”
Das vierte Haus? dachte Dominic, während er in die Auffahrt einbog. Eher schon ein kleines Schloss, mit hohen Rosenbüschen auf der einen Seite der Privatstraße, die nach etwa fünfzig Metern an einem imposanten schmiedeeisernen Zaun endete. Dahinter lag eine ganz leicht ansteigende ausgedehnte Rasenfläche, die bis vor das dreistöckige, von hohen Bäumen umschattete Haus aus Stein mit Erkern, Türmchen und großen Balkonen reichte. Ah, dachte er spöttisch, das süße Leben.
Nachdem er den Motor abgestellt hatte, reichte er Mrs Carlisle die Schlüssel. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und schaute ihn an. “Danke”, sagte sie schlicht.
Ihm stockte der Atem. Diese Augen sind unglaublich, musste er wieder unwillkürlich denken. Wie blasser grüner Marmor. Aber die dunklen Schatten darunter … Was hatten sie da zu suchen?
Er hatte noch mehr Fragen. Die ganze Fahrt über hatte er sie fragen wollen, warum sie vor der Presse davongelaufen war, während die meisten Leute wenigstens fünf Minuten in ihrem Leben berühmt sein wollten.
Doch er war ein Staatsbeamter, und sie war eine verheiratete Frau aus Beverly Hills, und er brauchte nicht mehr über sie zu wissen als das, was er bereits wusste. “Kann ich über Ihr Autotelefon jemanden rufen, der mich abholt?”, fragte er.
Sie schlug sich die Hand vor den Mund. “Oh, ich hätte Ihnen anbieten sollen, Sie irgendwo abzusetzen.”
“Ach was, ich rufe einen Streifenwagen, der sowieso in der Nähe ist. Kein Problem.”
Er hatte Glück. In Beverly Hills City war gerade ein Streifenwagen von seinem Revier in West Hollywood unterwegs. Sie würden ihn gleich abholen.
Dominic stieg aus. Die Frau auf dem Beifahrersitz blieb jedoch sitzen. Sie hatte offenbar nicht die Absicht, sich zu rühren. Bestimmt ist sie ganz fertig, dachte er. Für eine Zivilistin war das eine ganze Menge Aufregung gewesen. Apropos fertig, er war auch hundemüde. Bei dem Gedanken unterdrückte er ein Gähnen. Er war nicht mehr der Jüngste und diese ständigen Nachtschichten konnten tödlich sein. Ein Bier und ein Bett, das waren im Moment die größten Verlockungen.
Er stützte sich mit einer Hand auf das Autodach auf und beugte sich in den Geländewagen. “Sie brauchen nicht zu warten. Meine Kollegen müssen jeden Moment hier sein.”
Sie nickte gedankenverloren, aber sie blieb sitzen und starrte auf die Villa.
“Was ist?”, fragte er.
“Ich hasse es hier”, erklärte sie ruhig.
Ihre Antwort überraschte ihn und erregte seine Polizistenneugier. Er rutschte wieder hinters Steuer, ließ die Tür jedoch offen. “Warum?”, fragte er.
Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. “Haben Sie schon mal einen Menschen verloren, den Sie mehr geliebt haben als sich selbst?”
Diese Frage haute ihn um. Nun gut, sie haute ihn nicht mehr um als all die Bilder, die ihm plötzlich durch den Kopf schossen – Theresa, in einer Blutlache auf dem Boden liegend. Die Beerdigung, Regentropfen, die wie winzige Finger auf den Sarg trommelten, ein Geräusch, das das, was von seinem Herzen übrig geblieben war, auch noch zerfetzte.
“Ja”, murmelte er, während er die Bilder wegschob. “Meine Frau.”
Mrs Carlisle nickte und stieß einen tiefen Seufzer aus. “Dann verstehen Sie es ja. Mein kleiner Sohn, ich habe ihn letztes Jahr verloren.” In ihren Augen waren keine Tränen, aber der tragische Verlust spiegelte sich deutlich in ihrem Gesicht. Sie drehte wieder nervös an ihren Ringen. “Deshalb hasse ich die Presse. Damals haben sie mir keine Ruhe gelassen. Man erlaubte mir nicht, in Ruhe zu trauern. Hierher zurückzukommen erinnert mich immer an das, was ich nicht mehr habe und nie wieder haben werde.”
Dominic fehlten die Worte. Was konnte er sagen? Alles Geld der Welt konnte ihr ihren Sohn nicht zurückbringen. Und es war furchtbar, ja es war gegen die natürliche Ordnung, ein Kind zu verlieren. Eltern, sogar Ehepartner verlor man – so war das Leben. Sicher, einer blieb zurück, aber derjenige machte mit seinem Leben weiter. Doch ein Kind? Von so einem Verlust erholten sich manche Menschen nie.
“Das ist hart”, sagte er.
Er wollte ihre Hand berühren, wollte ihr sagen, dass er verstand, was sie fühlte. Aber ein kurzes Hupen hinderte ihn. Dominic wandte den Kopf und sah, dass hinter ihnen in der Auffahrt ein Streifenwagen stand. Seine Mitfahrgelegenheit war da. Gut, dachte er. Je weniger Zeit er in der
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