Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
immer wieder auf den Mann, der neben ihr schlief. Er wirkte jetzt völlig ungefährlich, gar nicht mehr wie der Kidnapper, der sie noch vor wenigen Stunden mit einer Pistole bedroht hatte. Seine Lippen waren weich, die Augen geschlossen, seine Züge entspannt. Er war einfach schön – eine männliche Schönheit, die Frauenherzen höherschlagen ließ. Er hatte ein markantes Gesicht mit einer langen geraden Nase, und sein Körper war nahezu perfekt.
Sie verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln. Das sah ihr wieder ähnlich. Endlich war sie einem Mann begegnet, der sie magnetisch in seinen Bann zog, und der Zeitpunkt konnte einfach nicht ungünstiger gewählt sein. In letzter Zeit war sie so stark auf ihre Karriere konzentriert gewesen, dass sie sich nur selten auf ein Date eingelassen hatte. Und die wenigen Verabredungen, die sie gehabt hatte, waren allesamt Reinfälle gewesen.
Ihr Blick fiel auf die Tankanzeige, und sie pfiff leise durch die Zähne.
Fast leer.
An der nächsten Tankstelle würde sie halten.
Fünf Minuten später hatte sie den Wagen vollgetankt und betrat den kleinen Tankstellenladen, um zu zahlen. Sie glaubte nicht, dass jemand Verdacht schöpfen würde. Dem schlafenden Taggert hatte sie eine von Lennys Baseballkappen auf den Kopf gestülpt. Sie griff im Vorbeigehen nach zwei Flaschen Limonade und zwei Bananencremetörtchen. Taggert hatte sein Sandwich kaum angerührt, und er musste bei Kräften bleiben. Es konnte nicht schaden, seinen Blutzuckerspiegel etwas zu erhöhen. Ganz zu schweigen von ihrem eigenen.
Shea war gerade dabei zu zahlen, als plötzlich ein Streifenpolizist den Laden betrat. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus.
“Hi Billy.” Der Kassierer begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln.
“Toby”, entgegnete der Polizist und nickte knapp. “Alles klar?”
Sheas erster Impuls war, sich auf dem Absatz umzudrehen und wegzulaufen, doch sie riss sich zusammen. Sie nahm ihre Einkäufe, wandte sich betont langsam zum Gehen und warf einen schnellen Blick aus dem Fenster. Taggert schlief noch immer tief und fest. Nur gut, dass sie an die Mütze gedacht hatte.
“Wohin soll’s denn gehen, Miss? Ist das Ihr Wagen da draußen?”
Sheas Kehle war wie zugeschnürt. Der Polizist hatte sie angesprochen! Sie holte tief Luft und drehte sich langsam zu ihm um. Sie konnte nur hoffen, dass er sie nicht auf der Stelle erkennen würde. Immerhin trug sie andere Kleidung, hatte ihr Haar streng zurückgekämmt und alles Make-up aus ihrem Gesicht entfernt.
“Mein Mann und ich sind auf dem Weg nach Florida, um meine Mutter zu besuchen”, log sie in ihrem breitesten Südstaatenakzent. “Und ich fahre lieber über die Landstraßen als über den Highway. Wissen Sie, mit unserer alten Klapperkiste scheint mir das sicherer.”
Der Polizist hatte sie nicht erkannt. Er nickte verständnisvoll. “Aber seien Sie vorsichtig. Hier in der Nähe ist heute Nachmittag ein Mörder entflohen.”
“Tatsächlich?”
“Es muss auf allen Kanälen zu sehen gewesen sein, haben mir meine Kollegen berichtet. Ich selbst habe leider keinen Fernseher zuhause.”
Dem Himmel sei Dank.
Er warf ihr einen überraschten Blick zu. “Haben Sie denn nichts davon mitbekommen?”
“Nein. Ich war den ganzen Tag mit den Reisevorbereitungen beschäftigt.”
Der Polizist warf einen Blick durch das Fenster zum Wagen, wo Taggert sich im Schlaf bewegte. Sie musste unbedingt im Wagen sein, bevor er aufwachte.
“Ich muss weiter. Wir haben noch eine ziemliche Strecke vor uns!”, rief Shea mit fröhlicher Stimme. Sie verabschiedete sich und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Das war gerade noch mal gut gegangen. Aber würde der Mann sie später wiedererkennen, wenn er ihr Gesicht in der Zeitung oder im Fernsehen sah?
Sie kletterte in den Wagen und verstaute ihre Einkäufe neben Taggerts Sitz. Er öffnete die Augen und hob seine Hand, um die Baseballmütze abzunehmen.
Und genau in diesem Moment trat der Polizist aus dem Laden heraus, einen Becher Kaffee in der Hand.
Taggert beugte sich zu ihr herüber und setzte zum Sprechen an. Gleichzeitig registrierte Shea mit Schrecken, dass der Blick des Polizisten in Richtung ihres Wagens wanderte. Alles ging blitzschnell. Shea atmete tief durch und handelte instinktiv.
Sie umfasste Taggerts Gesicht, zog ihn zu sich und presste ihre Lippen auf die seinen, um ihn durch den Kuss vom Blick des Polizisten abzuschirmen. Aus den Augenwinkeln sah sie den Polizisten lächeln, als er an ihrem Wagen
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