Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
tat so, als wäre nichts.”
“Aber du warst nicht bereit, die Sache zu ignorieren.”
“Darin war ich nie besonders gut”, bestätigte er. “Als uns niemand beobachtete, nahm ich Gary zur Seite und sagte ihm, er solle die Finger von meiner Freundin lassen. Aber er sah das eher als Herausforderung an. Er kippte sich ein Bier nach dem anderen rein und gab Lauren zu viel Wein. Sie lachten und flirteten ungeniert. Tja, und während ich am Grill Hamburger briet, verschwanden die beiden und feierten eine kleine Privatparty.”
Nick sah in Sheas erschrockenes Gesicht. Doch wenn sie wirklich bei ihm bleiben und helfen wollte, dann musste sie die hässliche Geschichte bis zum Ende hören. “Niemand schien gesehen zu haben, wohin Lauren und Winkler verschwunden waren, also ging ich los, um die beiden zu suchen – und ich fand sie. Sie trieben es gerade in der Waschküche.”
“Oh Gott”, flüsterte Shea. “Davon habe ich nie etwas gehört.”
“Es wussten ja auch nur drei Menschen davon: Winkler, Lauren und ich. Später war Winkler tot, und Lauren hatte wenig Lust, allen zu erzählen, dass sie an diesem Abend betrunken war und es mit meinem Nachbarn getan hatte.”
Er atmete tief ein, bevor er weitersprach. “Jeder wusste allerdings, dass ich diesen Mistkerl Winkler aus dem Haus gejagt und ihm gedroht habe, besser nicht wiederzukommen, wenn ihm sein Leben lieb wäre.”
Er sah Shea fest in die Augen. “Das, Süße, ist ein Motiv.”
Sie nickte kaum merklich. “Das ist es allerdings.”
“Aber ich habe ihn nicht umgebracht.”
“Ich weiß.”
Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. Sie schien so sicher, beinahe naiv in ihrem Glauben an seine Unschuld. “Wer sagt dir eigentlich, dass ich dich nicht von vorne bis hinten anlüge?”
“Mein Instinkt”, erwiderte sie und strahlte. Nicks Herz machte einen kleinen Sprung.
“Wie schade, dass die Geschworenen nicht deinen Instinkt hatten”, seufzte er resigniert.
“Darüber sollten wir uns jetzt keine Gedanken mehr machen.” Sie zuckte mit den Achseln und kritzelte etwas in ihr Notizbuch. “Wir dürfen nur noch nach vorne schauen. Also, wer sonst hätte Winkler den Tod wünschen können?”
“Beinahe jeder”, murmelte Nick.
Als sie am nächsten Morgen ihr Gespräch fortführten, sah Nick schon viel besser aus. Seine Augen waren klar und lebendig, und er war nicht mehr ganz so blass. Shea war sich allerdings nicht sicher, ob es gut für sie war, einen gesunden und erstarkten Nick um sich zu haben.
Sie betrachtete ihre Notizen. Bisher waren die Ergebnisse eher dürftig. Nick hatte ihr von Gerüchten erzählt, dass Winkler einmal eine Affäre mit seiner Sekretärin gehabt und einem Kollegen die Idee zu einem Softwareprogramm geklaut haben soll. Aber all das führte sie nicht weiter. Sie musste ihm jetzt die Frage stellen, die ihr schon die ganze Zeit unter den Nägeln brannte. “Was ist mit Lauren?”, fragte sie.
“Wie bitte?” Er klang empört.
Shea zwang sich dazu, ihm direkt in die Augen zu sehen. “Könnte es sein, dass Lauren den Mord begangen hat, um dir dann die Schuld in die Schuhe zu schieben?”
“Niemals”, antwortete er, wie aus der Pistole geschossen.
Sie hatte so etwas befürchtet. Er war scheinbar noch immer verliebt in diese Frau.
“Also gut”, sagte sie und bemühte sich, ganz gelassen zu wirken. “Das wichtigste Indiz für deine angebliche Schuld waren die Blut- und Farbspuren, die man in deiner Küche fand. Irgendjemand muss sie dort am nächsten Tag absichtlich hinterlassen haben. Wer war alles in deinem Haus?”
Nick seufzte. “Darüber habe ich bestimmt schon hundertmal nachgedacht. Polly Winkler kam vorbei, um ihre Salatschüssel vom Vorabend abzuholen. Das war etwa eine halbe Stunde, bevor sie Garys Leiche in ihrem Garten entdeckte. Norman schaute herein, um mich zum Golfen einzuladen, aber ich habe abgelehnt.”
“Norman Burgess, dein Anwalt?”
“Mein Anwalt, Nachbar und Freund”, präzisierte Nick.
“Sonst noch jemand?”
“Lillian Casson, sie wohnt direkt neben den Winklers, hat auch etwas abgeholt. Dann, nachdem der Mord entdeckt worden war, kamen noch Tom Blackstone und Carter Able vorbei, zwei weitere Nachbarn.”
Shea nickte. “Jeder von ihnen hätte am Abend vorher ein ‘Taggert-Bauunternehmen’-T-Shirt aus der Waschküche stehlen und es zusammen mit dem Baseballschläger verstecken können. Dann, am nächsten Tag, musste die Person nur noch die Spuren in deiner Küche
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