Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
sein, aber alle Details stimmten. Trotzdem hatte er nicht direkt mit ihr darüber gesprochen. Das war alles sehr widersprüchlich.
Ellie stand vor ihre Kajüte und wollte gerade eintreten, als ein Steward auf sie zueilte und atemlos verkündete: “Mrs Burnside … Mrs Burnside, Gott sei Dank. Wir haben Sie schon gesucht.”
Kurz darauf befand sie sich in einem kleinen Büro. Dr. Singh, der Schiffsarzt, und der Kapitän stellten sich vor und begrüßten sie.
Ellie vermutete das Schlimmste. Zwar war Ken Burnside nicht ihr Ehemann, aber doch immerhin der Erfahrenere in Sachen Geheimarbeit.
“Ken – mein Mann – wie geht es ihm? Was ist los? Er ist doch nicht …”, keuchte sie atemlos.
Dr. Singh erwiderte streng: “Man kann von Glück sprechen, dass Mr Burnside mich noch rechtzeitig gerufen hat. Eine Stunde später und … Sie hätten mir sofort die Symptome schildern sollen.”
“Aber es war doch nur ein verstimmter Magen”, unterbrach Ellie den Arzt. “Er meinte … hat darauf bestanden, dass er bald wieder auf den Beinen sein würde!” Die tadelnden Blicke der zwei Männer ruhten noch immer auf ihr. Sie holte tief Luft. “Wie geht es ihm? Kann ich ihn sehen?”
“Er hat eine akute Blinddarmentzündung”, sagte der Arzt ernst und wartete einen Moment, damit Ellie die Neuigkeit verdauen konnte. “In diesem Augenblick ist er bereits auf dem Weg nach Cozumel. Von dort wird er nach Florida geflogen, um operiert zu werden.”
Ellie suchte nach einem Stuhl. Der Kapitän reichte ihr die Hand und schob ihr einen zu. “Wir werden alles mögliche tun, dass Sie so bald wie möglich bei ihm sein können”, sagte er mit beruhigender Stimme.
Aber Ellies Gedanken waren schon nicht mehr bei ihrem ‘Mann’. Vielmehr dachte sie über die Folgen für die Mission nach, auf die sie sich seit über einem Jahr vorbereitet hatten. Und wenn Ellie sich erst einmal auf etwas einließ, dann gab es kein Wenn und Aber. Ken hatte sich schon über ihre Sturköpfigkeit lustig gemacht.
Wie sollte sie das den beiden Männern verständlich machen? Sie biss sich auf die Lippe und runzelte die Stirn. “Nein … Nein, ich kann nicht. Ich muss hierbleiben.”
Der Arzt blickte überrascht auf. Aber nachdem Ellie nun den ersten Schock überwunden hatte, kam sie allmählich wieder in Fahrt.
“Sie verstehen nicht”, erklärte sie. “Wir – mein Mann und ich – sind auf einer Geschäftsreise. Es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit für uns. Deshalb wollte er wahrscheinlich nicht glauben, dass es etwas Ernstes ist. Er war überzeugt … ich war überzeugt …” Entschlossen stand sie auf. “Ich bin mir sicher, er erwartet von mir, dass ich hier weitermache. Oder zumindest mein Bestes gebe.”
Dr. Singh sagte nur: “Selbstverständlich.”
Nach einer Weile räusperte sich der Kapitän. “Nun gut. Wie Sie wissen, liegen wir hier noch eine Weile vor Anker. Sie haben bis morgen um siebzehn Uhr Zeit, um sich zu entscheiden, ob Sie lieber bei Ihrem Mann oder bei Ihren Geschäften sein wollen.” Er öffnete die Tür und nickte höflich.
Ellie bedankte sich und wollte schon gehen, als sie sich noch einmal dem Arzt zuwandte. “Könnten Sie mich bitte auf dem Laufenden halten?”
“Natürlich, Mrs Burnside”, antwortete Dr. Singh und verbeugte sich.
Der Steward hatte draußen gewartet und begleitete Ellie nun wieder zu ihrer Kabine zurück. Dort fand sie einen Umschlag auf dem Boden. Sie riss ihn auf und las:
Morgen – zwölf Uhr Mittag. Nehmen Sie ein Taxi vom Marktplatz. Geben Sie dem Fahrer diese Anweisungen: …
Morgen Mittag.
Ellies Knie gaben plötzlich nach, und sie sank aufs Bett. Die zerknüllten Laken auf der Matratze neben ihr erinnerten sie an ihren Partner.
Mein Gott, was hatte sie sich da eingebrockt! Sie starrte auf das Stück Papier in ihrer Hand. Morgen Mittag! Okay, endlich hatte es geklappt. Monate hatten sie darauf hingearbeitet. Jetzt musste sie allein durch. Warum nicht?
Ellie, denk nach.
Der Nachteil bestand darin, dass die Schmuggler nicht gerade viel von der Frauenbewegung hielten. Würden sie überhaupt Geschäfte mit einer Frau machen?
Na und? Das Schlimmste, was passieren konnte, wäre eine Absage. Aber das konnte sie einstecken. Vielleicht vermochte sie es zumindest so lange hinauszuzögern, bis Ken wieder auf den Beinen wäre.
Aber was, wenn das
nicht
das Schlimmste sein würde?
Die Ereignisse der vergangenen Stunden schwirrten Ellie durch den Kopf. Widerwillig erinnerte sie
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