Tiffany Duo Band 128
ihre Brust, dass ihr der Atem wegblieb.
Er drehte sie um und packte sie schmerzhaft bei den Haaren. Schweigend hob er das Messer.
Lucy trat mit dem Knie nach ihm, er wich kurz zurück und ließ sie für den Bruchteil einer Sekunde los. Doch dann stieß er zu und traf sie in die Seite. Ein scharfer Schmerz durchzuckte Lucy, und sie sank auf die Knie. Ehe sie wieder auf die Beine kam, war er über ihr, riss ihr den Kopf zurück und entblößte ihre Kehle. Aus den Augenwinkeln sah sie die Klinge auffunkeln.
Dann hörte sie Schritte, die rasch herankamen. Ihr Angreifer hob den Kopf und blickte den Weg hinunter. Lucy nutzte die Ablenkung, um sich mit aller Kraft zur Seite zu werfen. Sie landete einen halben Meter entfernt auf dem Rücken. Der Ripper sah sie kurz an, drehte sich dann um und rannte durch das Gras zu einem hohen Zaun, der mit wildem Wein bewachsen war.
Zwei Deputys kamen um die Ecke. Einer zog seine Waffe und folgte dem Ripper. „Stehen bleiben oder ich schieße!" rief er. Dann hallte ein Schuss, und Lucy zuckte zusammen.
Mark Hopkins beugte sich über sie. Lucy war plötzlich kalt, und sie hüllte sich enger in Johns Pullover. In einiger Entfernung begannen ein paar Hunde zu bellen.
„Sind Sie in Ordnung?" fragte der junge Deputy. Er sah zwischen ihrer Tasche und ihr hin und her, einen missbilligenden Ausdruck im Gesicht. „Wir haben Sie gesehen, wie Sie über die Veranda geklettert sind. Himmel, das war knapp."
Als Lucy sich aufsetzte, hielt sie sich die Seite, wo der Ripper sie getroffen hatte. Als Hopkins ihr aufhalf, kreisten Sterne vor ihren Augen und sie fühlte sich unendlich schwindelig.
Jetzt kam auch der andere Deputy zurück und schüttelte den Kopf. „Das Schwein ist entkommen", sagte er enttäuscht. Er war ein junger Mann, noch jünger als Hopkins. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte Lucy fast laut gelacht. Sie wurde von Schuljungen bewacht!
Sie hatte ihn nicht kommen hören, denn plötzlich stand John vor ihr. Er trug nur seine Jeans, sein Haar war zerzaust, und er erweckte den Eindruck, als hätte er, gerade einen Albtraum gehabt. Mit gerunzelter Stirn sah er sie an, dann die Tasche, dann wieder sie. Er musste nicht erst fragen, Lucy konnte sehen, dass er begriff, was sie vorgehabt hatte.
Und warum bewegte er sich jetzt so komisch? Aus irgendeinem Grund schwankte er vor ihren Augen hin und her. „Um Himmels willen, John", bat Lucy, „halt bitte still."
„Ich stehe doch still", sagte John und griff nach ihrem Arm, während Mark Hopkins sie losließ. „Du bist diejenige, die wie eine Betrunkene schwankt. "
„Bin ich nicht", sagte sie und schloss die Augen, damit das Drehen aufhörte. Ihre Seite schmerzte wie verrückt. Sie zog den Pullover hoch und sah nach unten.
Das Messer war durch das Sweatshirt und ihr T-Shirt in ihre Seite ein gedrungen. Lucy starrte auf den Blutfleck und hörte John leise fluchen. Sie sah ihn an.
„Es tut mir Leid, John", sagte sie, „ich habe deinen Pullover mit Blut verschmiert." Dann wurde es schwarz um sie, und sie fiel weiß und leblos in seine Arme. Er hielt sie fest und presste zugleich die Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Als er Lucy auf seine Arme nahm und wegtragen wollte, versperrte Mark Hopkins ihm den Weg.
„Setzen Sie sie sofort ab", befahl er.
„Einen Teufel werde ich tun. Sie muss zum Arzt."
„Ich rufe einen Krankenwagen", beharrte Hopkins, „sobald Sie sie abgesetzt haben."
„Ich werde Lucy hier nicht einfach auf den Boden legen, und ich werde nicht warten, bis der Krankenwagen kommt", sagte John, sichtlich um Ruhe bemüht. „Ich werde sie selbst ins Krankenhaus bringen. Und zwar jetzt." Mit dieser unsinnigen Diskussion verloren sie doch nur Zeit. „Okay. Ein Kompromiss: Sie dürfen fahren", schlug er dem jungen Polizisten vor.
Kurz darauf fand John sich auf dem Rücksitz des Polizeiwagens wie der, der sein Haus überwacht hatte. Er legte Lucys Kopf auf seinen Schoß, und Mark Hopkins fuhr so schnell er konnte und mit eingeschalteter Sirene los.
„Warum nur bist du weggelaufen?" flüsterte er Lucy ins Ohr, aber er kannte die Antwort. Er hatte sie dazu gebracht.
Lucy öffnete ein Auge einen Spaltbreit. John beugte sich mit gerunzelter Stirn über sie.
„Das wird aber auch Zeit", murmelte er. Lucy sah sich in dem kleinen Zimmer des Red Grove Hospital um.
„Bist du verrückt geworden?" fragte er. „Was hast du gedacht, was du da machst?"
„Ich weiß. Tut mir Leid." Sie griff
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