Tiffany Duo Band 128
Moment, als er ihre Hand losgelassen hatte, war er auch innerlich auf Distanz zu Lucy gegangen. Daran ist Adam schuld, ,nicht ich, sagte sie immer wieder zu sich selbst. Sie versuchte, alles zu vergessen, was ihr in der vergangenen Woche zugestoßen war, während sie sich in eine Arbeit stürzte, die sie schon lange nicht mehr gemacht hatte: Sie putzte.
Jedes Fenster im Haus war geöffnet. Lucy wischte Staub, erst im Wohnzimmer, dann in dem vernachlässigten Esszimmer. Die Küche hatte sie bereits auf Hochglanz getrimmt und nun nahm sie noch ihr eigenes Zimmer in Angriff.
Johns früheres Kinderzimmer. Vorsichtig entstaubte sie die Regale mit den vielen kleinen Kostbarkeiten, die er als Junge gesammelt hatte. Dabei kam ihr immer wieder das Bild vor Augen, wie John dunkelhaarig, ernst und klein seine Comicbücher las und Bildchen von Baseballstars in seine Alben einklebte. Sie musste schmunzeln.
Auf dem Boden des Schranks stand ihre Tasche, die sie inzwischen ausgepackt hatte. Dann sah sie die anderen Kleider durch, die dort hingen, ohne länger vorzugeben, dass sie aufräumte - sie war schlicht neugierig.
Als Erstes sah sie das blaue Sweatshirt mit der Aufschrift des hiesigen Baseballteams. Sie fragte sich, ob John früher wohl selbst Baseball gespielt hatte. Noch interessanter war ein kleiner Cowboy-Anzug. Lucy fuhr mit der Hand über den Stoff.
„Na, macht es dir Spaß, die Hausfrau zu spielen?" fragte John plötzlich scharf.
Lucys Herz tat einen Satz, aber sie schaffte es, ihre Überraschung zu verbergen, als sie sich zu ihm umwandte. Schweigend sah John sich von der Tür aus um. Nichts entging ihm, weder das geputzte Fenster noch die abgestaubten Regale. „Komisch, ich hätte nie gedacht, dass du der häusliche Typ bist. Na ja, man lernt nie aus, nicht?"
„Was, verdammt, ist los mit dir?" schnappte Lucy. Es war ein Fehler gewesen, hierher zu kommen. Einer mehr auf ihrer langen Liste.
John trat ins Zimmer und kam auf sie zu, und als er bei ihr war, berührte er ihr Gesicht, damit sie ihn ansah. „Hat Adam dich nicht überzeugen können? Hat mein kleiner Bruder dir nicht angeboten, dich von hier wegzubringen?" Seine Stimme klang rau, aber sein Daumen strich dabei sanft über ihre Wange. „Ich dachte, du wärst längst weg."
„Willst du, dass ich gehe?"
Er sah sie an und antwortete nicht.
„Willst du, dass ich gehe?" wiederholte Lucy lauter. Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
Er legte ihr die Hand an die Wange. „Ich will, dass du das machst, was du willst", murmelte er.
John stand sehr nahe und ragte schützend, aber auch bedrohlich neben ihr auf. Es wäre ein Leichtes für ihn, sie jetzt zu küssen.
„Ich bin hier", flüsterte sie, „weil ich bei dir sein will. Trotz der Warnungen des Sheriffs und deines Bruders, und gegen meine eigene Vernunft. Aber wenn du willst, dass ich gehe, verschwinde ich jetzt besser."
„Wenn ich wüsste, dass du woanders sicherer wärest, würde ich das in der Tat wollen."
Lucys Herz sank zu Boden. Gut, wenn er meinte, dass es besser so war, bitte! „Ich werde mit Sheriff Maples sprechen, dass er mir eine andere Unterkunft besorgt." Sie wollte John nicht verlassen, aber sie wollte sich auch niemals wieder etwas vormachen. Es gab keine gemeinsame Zukunft für sie - nur einen Funken, der zu gefährlich war, um ihm weiter nachzugehen.
John ließ die Hand sinken und trat zurück. „Wir werden sehen", sagte er und ließ sie alleine.
Er sollte nicht wütend auf sie sein. Lucy kannte den Grund für die Entzweiung der Quaid-Brüder nicht, und wenn es nach John ging, würde sie den auch nie erfahren.
Er hätte sie nie hierher bringen sollen. Tag und Nacht konnte er an nichts anderes denken als an Lucy. Aber gut, das war eben der Preis, den er für ihre Sicherheit zahlen musste.
Lucy saß in einem Schaukelstuhl im Wohnzimmer und hielt das Werwolfbuch in der Hand, das er vor kurzem gelesen hatte. Doch John hatte wohl bemerkt, dass sie nur vorgab zu lesen, denn sie hatte in den letzten fünfzehn Minuten nicht einmal umgeblättert.
„Woran denkst du?" Er trat ins Wohnzimmer und war nicht überrascht, als Lucy zusammenzuckte.
Sie fasste sich schnell. „Das Buch ist sehr gut", sagte sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit.
Als er vor sie hintrat, sah sie ihn aus viel zu hellen Augen an. „Es bringt mich zum Weinen", sagte sie rasch, um die feuchten Augen zu erklären. „Der Werwolf will von Anfang an kein Monster sein." Sie klappte das Buch zu und
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