Tiffany Duo Band 128
legte es auf den Tisch. „Vielleicht sollte ich besser nicht weiterlesen.
John bot ihr die Hand und zog sie vom Stuhl hoch. Vertrauensvoll legte sie ihre Finger in seine. Und diese kleine zärtliche Geste brach mit einem Mal alle Schranken nieder, die er sich in den letzten Tagen auferlegt hatte. Er riss Lucy förmlich an sich und küsste sie fordernd auf den Mund. Lucy erbebte, und er zog sie noch enger an sich, als sie seinen Kuss willig erwiderte. Er vergrub die Hände in ihren Haaren, und sie legte die Arme um seine Taille und drängte sich fest an seinen Unterleib. Zugleich strichen ihre Finger forschend über seinen Rücken. Gott, er wollte sie, er begehrte sie mit einer Intensität, wie er es noch nie empfunden hatte. Noch eine Minute länger, und er würde sie gleich hier im Wohnzimmer lieben.
Lucy löste ihre Lippen von seinen und ließ den Kopf an seine Schulter sinken. „Was machst du nur mit mir?"
„Ich küsse dich doch nur", flüsterte er.
Sie lachte heiser. „Nur. Du stellst mein Leben auf den Kopf und erschütterst meinen Vorsatz, mich von Männern fern zu halten. Du willst mich im einen Moment beschützen und im nächsten fortschicken, und wenn ich dich um eine Erklärung bitte, sagst du, dass du mich doch nur küsst ."
„Es könnte noch viel mehr sein", gab John leise zurück. Es war eine riskante Bemerkung, aber im Moment war ihm alles egal.
Lucy hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Tränen verschleierten ihren Blick. „Nein", flüsterte sie, „das kann es nicht."
Lucy saß mit dem Rücken zur Wand auf dem Bett. Mittlerweile hatte sie so gut wie alle Comicbücher gelesen, die sich in Johns Kinderzimmer befanden. Es passte, dass ein Mann ohne Mikrowelle auch kein Kabel fernsehen besaß. Wie sollte sie nur die Nacht herumkriegen?
Früher hatte sie noch gehofft, ihre Angst, im Dunkeln zu schlafen, würde sich mit der Zeit wieder legen. Sie hatte es ein paar Mal versucht, aber das Ergebnis war immer dasselbe gewesen: Sie erwachte mit dem Gefühl von Pauls Händen um ihren Hals.
Sie wusste, dass sie unmöglich hier bleiben konnte. Heute Nachmittag, als John plötzlich hier im Türrahmen dieses Zimmers stand, war ihr klar geworden, dass er seine spontane Einladung bedauerte. Sie war schon viel zu nahe daran, sich in John Quaid zu verlieben, und das durfte sie nicht zulassen. Es war höchste Zeit zu gehen.
Lucy griff nach ihrer Tasche und stopfte ihre Sachen achtlos hinein. Zum Jahrmarkt konnte sie nicht zurück, das war klar. Dort würden sie als Erstes nach ihr suchen. Egal, erst mal weg von hier, weit weg. Dasselbe Spielchen noch einmal: Sie würde verschwinden, ihren Namen ändern und in der Menge untertauchen.
Die Schranktür stand offen, und Lucys Blick fiel auf das blaue Baseball-Sweatshirt. Rasch zog sie es über. Es reichte ihr bis zu den Oberschenkeln, und sie musste die Ärmel hochrollen, um die Hände frei zu haben. Sie hob den Stoff an die Nase. Auch nach all den Jahren roch er noch nach John.
Sie schlich den Flur entlang und blieb stehen, um einen Blick durch Johns Zimmertür zu werfen. Er lag unter der Decke und schlief tief. Am liebsten wäre Lucy hinein geschlüpft und hätte sich an ihn gekuschelt.
Leise öffnete sie die Haustür und trat auf die dunkle Veranda hinaus. Der Himmel war jetzt hellgrau, aber die Veranda lag immer noch im Dunkeln. Auf der anderen Straßenseite parkte ein Polizeiauto mit zwei Männern darin. Sie unterhielten sich und sahen nicht einmal zum Haus hin.
Lucy ging leisen Schrittes an den Rand der Veranda, wo eine Forsythie sie vor den Blicken von der Straße her verbarg. Leise kletterte sie über das Geländer und ließ sich lautlos ins Gras fallen. Dann schlich sie sich durch den Vorgarten des Nachbarn.
Florida , dachte sie, als sie auf den Fußweg trat und um die Ecke bog. Eine der Touristenstädte . Sie konnte sich die Haare färben - vielleicht rot? - und untertauchen. Sich in aller Öffentlichkeit verstecken. Ja, das war eine gute Idee. Florida.
Der Ripper kam wie aus dem Nichts. Plötzlich stand er vor ihr. Die Maske hätte sie nicht wieder so erschrecken sollen, aber das tat sie. Für eine Sekunde lang blieb Lucy wie angewurzelt stehen. Ihre Beine waren plötzlich schwer wie Blei. Sie wollte schreien, doch aus ihrer Kehle kam nur ein heiserer Laut.
Dann ließ sie die Tasche fallen, drehte sich um und wollte los rennen. Vergeblich. Der Ripper schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Dabei presste er sie so stark gegen
Weitere Kostenlose Bücher