Tiffany Duo Band 128
Dort legte er den Arm um sie und fuhr plötzlich auf. „Deine Wunde", flüsterte er. „Verdammt, die habe ich ganz vergessen."
„Ich habe selber nicht mehr daran gedacht." Er entspannte sich und sank neben sie. Seine Finger tanzten über ihren Arm. „Die Sonne scheint, Lucy, du kannst einschlafen."
„Passt du auf mich auf, John?" fragte sie wie ein Kind.
„Ja", hauchte er an ihrer Schulter. „Immer."
Liebe und Vertrauen gegen Lebensgefahr - war es das wert?
Ja.
Sie wartete, bis sie sicher war, dass John schlief. Dann formten ihre Lippen lautlos Worte: „Ich könnte dich so leicht lieben."
9
Lucy presste das Gesicht ins Kissen, um dem Lärm und dem Licht zu entgehen, die sie störten. Eine warme Hand legte sich auf ihren Rücken und schüttelte sie sacht.
„Komm schon, Lucy", sagte John, „wach auf."
Sie schob sich das Haar aus dem Gesicht und setzte sich auf. „Was ist los?"
Er ergriff ihre Hand und fuhr ihr mit den Fingern über die Handfläche. „Sheriff Maples ist hier. Er will mit dir sprechen."
Sofort war sie hellwach. Vielleicht hatte Maples endlich den Ripper geschnappt?
„Was will er?" fragte Lucy, als sie aufstand und sich hastig anzog. John schüttelte den Kopf. „Er will es mir nicht sagen, aber es sind bestimmt keine guten Nachrichten."
„Wir können Sie nicht mehr vierundzwanzig Stunden am Tag überwachen, Miss Fain", sagte Sheriff Maples kurz.
„Wie bitte?" John ging an Lucy vorbei auf den Sheriff zu. „Sie ist erst vor drei Tagen zum zweiten Mal angegriffen worden, und Sie machen einen Rückzieher?"
Der Sheriff warf ihm einen wütenden Blick zu. „Es ist nicht meine Entscheidung. Die vorgesetzte Behörde hat unsere finanziellen Mittel erheblich gekürzt."
John war außer sich. Doch Sheriff Maples achtete nicht auf ihn und sah Lucy an. Die Sache schien ihn genauso zu bekümmern wie John. „Ich kann einen Wagen Streife fahren lassen ..."
„Na großartig", murmelte John und wandte sich beunruhigt zu Lucy um. „Wir müssen dich aus Red Grove wegbringen und irgendwo ein sicheres Versteck für dich finden."
„Ich würde sie trotzdem lieber hier in der Stadt lassen."
„Das ist schon in Ordnung", erklärte sie. „Es ist eine nette Idee, aber niemand kann mich für immer beschützen."
„Miss Fain." Der Sheriff sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Ich möchte Ihnen noch einmal dringend ans Herz legen, dass sie woandershin gehen. Ich werde so viel Schutz abstellen, wie ich kann."
„Nein", sagten Lucy und John zur selben Zeit.
Sheriff Maples sah die beiden wütend an. Er glaubte immer noch, dass John der Ripper und eine Gefahr für sie wäre.
„Eine der weiblichen Beamten kann..." begann er.
„Nein", unterbrach ihn Lucy wieder, diesmal mit einem beruhigen den Lächeln. Er meinte es gut.
„Wenn Sie hier bleiben, kann ich nicht für Ihre Sicherheit garantieren", sagte er warnend.
Sie achtete nicht auf ihn. „Das kann niemand. Ich lasse es darauf ankommen, Sheriff. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?" Das Gespräch war für sie beendet. „In ein paar Minuten ist er fertig."
Damit wandte sie sich um und ging in Richtung Küche. Ehe sie ein paar Schritte gegangen war, hörte sie die Eingangstür hinter dem Sheriff ins Schloss fallen.
„Ich könnte dich aus der Stadt bringen", sagte John ruhig. „Zum Jahrmarkt kannst du auf keinen Fall zurück."
Lucy widerstand der Versuchung, ihm zu sagen, dass sie nicht mehr weglaufen würde - nicht vor einem perversen Mörder und ganz bestimmt nicht vor ihm. „Ich weiß nicht, wo ich hingehen sollte." Das hatte nicht so kläglich klingen sollen, Lucy war über die Verzweiflung in ihrer Stimme erstaunt.
„Hast du gar keine Familie?"
„Nur eine Schwester." Sie richtete sich sehr gerade auf und wartete, dass er sie der Lüge bezichtigen würde. Immerhin hatte sie seinem Bruder erzählt, dass sie keine Familie mehr hätte. „Aber dort kann ich nicht hingehen."
„Warum nicht?"
Sie wandte sich von ihm ab. „Ich kann es einfach nicht."
Er ergriff ihre Schulter und drehte sie herum. „Ich könnte dir ein Flugticket besorgen, Bahamas, Italien, Karibik, wohin du auch willst. Aber die Vorstellung, dich alleine fortzuschicken, macht mir Angst." Er berührte ihre Wange. „Sag mir, warum kannst du nicht zu deiner Schwester?"
Lucy wappnete sich gegen seinen kühlen grauen Blick. „Bei meiner Schwester bin ich auch nicht sicher." Sofort bereute sie, dass sie ihm so viel gesagt hatte.
„Und warum nicht?" fragte John
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