Tiffany Duo Band 128
schaute sich in dem Raum um, in dem sich das Interesse über Alicias Auftauchen noch immer nicht gelegt hatte. Er erwiderte nichts.
„Charlie, ich stemme gleich meine Beine in den Boden und schreie so lange, bis Sie mir sagen, wo er ist, oder bis die Jungs in den weißen Kitteln ankommen und mich abtransportieren. Was ist Ihnen lieber?"
„Sie laufen ihm schon wieder nach, richtig?" fragte Charlie. „Warum?"
„Weil er schon wieder weggelaufen ist. Er redet sich ein, dass wir nicht zusammenpassen oder dass meine Kinder unter unserer Beziehung leiden könnten. Ich hatte auch meine Zweifel, aber jetzt habe ich sie über Bord geworfen. So eine Chance bekomme ich nie wieder, und ich will sie nicht vermasseln."
„Der gute Mike macht sich eine ganze Menge Gedanken", sagte Chandler, versonnen nickend.
Alicia schloss die Augen. „Ist es irgendetwas anderes, Charlie? Will er mich auf die sanfte Tour loswerden und erzählt mir deshalb, dass er sich Sorgen um mich macht?"
Chandler starrte sie an und ließ sein Sandwich sinken. „Lady, das ist das Letzte, was er will. Glauben Sie mir. Er ist total verrückt nach Ihnen."
„Dann sagen Sie mir, wo er ist."
Chandler schüttelte den Kopf. „Er würde mich lynchen."
„Das bezweifle ich. Sonst hätte er es schon längst getan."
Charlie verdrehte die Augen. „Er ist auf dem Hausboot von meinem Schwager drüben in Jersey-Weehawken. Ich gebe Ihnen die Wegbeschreibung."
Er riss ein Blatt Papier von dem Block auf seinem Schreibtisch ab und schrieb etwas auf.
„Ich werde es finden", versicherte Alicia und griff nach dem Zettel. Sie umarmte ihn spontan. „Tausend Dank, Charlie. Das werde ich Ihnen nie vergessen."
„Mike auch nicht. Wenn er zurückkommt, wird er mich dafür büßen lassen." Chandler war knallrot geworden.
Alicia grinste ihn an und rannte an den übrigen Polizisten vorbei, die sich nichts von ihrem Auftritt hatten entgehen lassen. Als sie zu ihrem Auto kam, war es zum Glück noch da. Wenn es abgeschleppt worden wäre, hätte sie sich kurzerhand ein Taxi genommen.
Nichts konnte sie heute davon abhalten, zu Michael Lafferty zu gehen.
Chandlers Wegbeschreibung war einfach. Sie fuhr durch den Holland Tunnel und fand den Hafen ohne Schwierigkeiten. Das Boot Easy Money lag an der von Chandler bezeichneten Stelle vor Anker, aber Lafferty war nirgends in Sicht. Alicia ging an Deck, schaute sich um, als sie ihn mit einem Seil in der Hand über den Kai schlendern sah. Er hatte im Gesicht von der Frühlingssonne bereits leicht Farbe bekommen, und seine Unterarme waren sonnenverbrannt.
Als er sie sah, blieb er wie angewurzelt stehen.
„Hast du keinen Besuch erwartet?" fragte sie.
„Nein."
„Ich hoffe, ich bin eine willkommene Überraschung", sagte sie leichthin.
„Wie hast du mich gefunden?"
„Charlie hat mir verraten, wo du bist."
Lafferty nickte langsam. „Das ist wieder mal typisch." Er kniete sich hin, um eine Leine festzuzurren, die sich gelockert hatte.
„Du darfst es ihm nicht zum Vorwurf machen. Ich habe es aus ihm herausgeprügelt."
„Das hätte ich gern gesehen."
„Es war nicht schön."
Er kam jetzt ebenfalls an Deck und schaute sie an. Er trug Jeans mit einem dunkelblauen T-Shirt und Bootsschuhe aus Leder. Er sah umwerfend aus.
„So", sagte er. Er wirkte besorgt, als ob er sich nicht sicher wäre, was gleich kommen würde.
„Mike, wenn du mich nicht mehr willst, sag es einfach", sagte Alicia ohne große Vorrede. „Ich würde es verstehen. Eine Beziehung muss auf Gegenseitigkeit beruhen. Aber wenn du mich liebst, lauf nicht weg. Du hast mir Zeit gegeben, und ich habe sie gut genutzt. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich liebe dich."
Er schluckte. „Ich liebe dich auch."
Alicia ging zu ihm hinüber und legte ihre Arme um seine Taille. Er umarmte sie, und sie holte, eingehüllt in seinen männlichen Duft und seine starke Umarmung, tief Luft.
„Worauf warten wir dann noch?" flüsterte sie. „Gibt es da unten in dieser Kajüte eine Koje?"
„Ja", sagte er heiser und zog ihr bereits die Bluse aus der Jeans. Er ging leicht in die Knie und hob sie schwungvoll hoch.
„Du hast mir gefehlt", sagte er, während er sie die Treppe hinuntertrug.
„Du mir auch", erwiderte Alicia.
Lafferty zog mit einem Ruck den Vorhang, der die winzige Schlafecke von der übrigen Kabine abtrennte, beiseite.
„Ein Puppenschlafzimmer", murmelte Alicia. „Hast du hier geschlafen?"
„Hier habe ich wach gelegen und dich vermisst",
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