Tiffany Duo Band 128
verschieben, wenn über ihrem Leben nicht mehr das Damoklesschwert einer drohenden Inhaftierung und möglichen Verurteilung hinge. Es sei offen sichtlich, dass ihre Kinder ihre erste Sorge seien und dass es vielleicht besser für die beiden wäre, wenn ... Alicia hörte mitten in der Seite auf zu lesen und ließ den Blick ganz nach unten schweifen. Sie sah die letzte Zeile: „deshalb werde ich eine Weile nichts von mir hören lassen, damit Du Dir in aller Ruhe überlegen kannst, was Du tun willst. Inzwischen werde ich schon wieder angefangen haben zu arbeiten. Denk darüber nach, Alicia. Es geht um den Rest Deines Lebens."
Der Brief war schlicht mit „Mike" unterschrieben.
Alicia knüllte den Brief zusammen und stopfte ihn in ihre Hosentasche. Als sie sich auf die Ahornbank in der Halle setzte, lag ein trauriger und nachdenklicher Ausdruck auf ihrem Gesicht.
Dann hatte Mike also seine Zweifel, er hatte sie damals nach seinem Ausbruch vor Hannahs Haus nur beiseite geschoben. Er hatte sich darauf konzentriert, dass sie ihre Freiheit wiedererlangte und ihr erlaubt, dasselbe zu tun, ohne sie mit heiklen Debatten über ihre unterschiedlichen Lebensstile oder ihre Familien zu belästigen.
Aber offensichtlich war das Problem damit, für ihn noch längst nicht aus der Welt.
Alicia hatte ebenfalls ihre Zweifel, sie hatten jedoch nichts damit zu tun, wie viel Geld Mike als Polizist verdiente oder wie viele Häuser ihre Familie besaß. Was ihr Sorgen machte, waren ihre Kinder.
Claire war von dem, was sie in der Nacht, in der sie zufällig in die Küche hineingeplatzt war, mitbekommen hatte, noch immer schockiert. Nun, da Alicia frei war und die offizielle Beziehung mit Detective Lafferty an einem Ende angelangt war, würde sie sowohl mit Claire als auch mit Joey über ihre Sehnsucht, die Beziehung mit Michael weiterzuführen, reden müssen. Diese Zeit wollte Lafferty ihr offensichtlich geben.
Maizie kam in die Halle und sah Alicias besorgtes Gesicht.
„Ich wusste gleich, dass es keine guten Nachrichten sind", sagte sie müde. „Was ist denn nun schon wieder schief gelaufen?"
„Ich weiß nicht genau. Vielleicht alles, vielleicht auch nichts. Maizie, sagen Sie, wie hieß diese Kinderpsychologin, zu der Ihr Neffe gegangen ist, nachdem er in der Schule Mist gebaut hatte?"
„Mary Phelps. Ich lasse mir von meiner Schwester die Nummer geben."
„Danke. Ich glaube, es ist für uns alle drei wichtig, dass wir so bald wie möglich mit ihr sprechen."
Während Maizie zum Telefon ging, warf Alicia einen Blick auf den Apparat, der stumm auf dem Teakholztisch stand. Wenn er jetzt klingelte, würde sie wissen, dass es nicht Mike war.
Zehn Tage verstrichen mit quälender Langsamkeit, während Alicia und ihre Kinder drei Sitzungen mit Dr. Phelps hatten. Claire war bockig, Joey konfus, und Alicia war schachmatt gesetzt. Die Psychologin beharrte darauf, dass Alicia ihr Glück mit Lafferty nicht opfern sollte, nur weil ihre Kinder Schwierigkeiten bei der Umstellung hatten; die Therapie würde ihnen helfen, damit fertig zu werden. Alicia tat, worum Mike sie gebeten hatte, und nahm keinen Kontakt mit ihm auf, obwohl sie ihn so schrecklich vermisste, dass sie seine Abwesenheit wie einen körperlichen Schmerz fühlte. Sie vermisste ihn in ihrem Kopf, sie vermisste ihn in ihrem Bett, sie vermisste ihn in ihrer Welt. Als sie schließlich bereit war zu akzeptieren, dass Mary Phelps Recht hatte und sie vielleicht doch beides haben konnte - den Mann, den sie wollte und seelisch stabile Kinder - war sie fast verrückt vor Sehnsucht nach Mike.
Schließlich konnte sie es nicht mehr aushalten, noch länger von ihm getrennt zu sein. Als sie am Morgen des zehnten Tags erwachte, stand ihr Entschluss fest. Sie wartete, bis die Kinder mit ihren Privatlehrern beschäftigt waren, dann nahm sie den Kombi und fuhr in die Stadt. Sie parkte vor dem Revier in Manhattan in der zweiten Reihe und rannte in den Bereitschaftsraum, wo alle sie anstarrten und Charlie Chandler an seinem Schreibtisch ein Thunfischsandwich aß.
„Ein frühes Mittagessen?" begrüßte sie ihn.
Charlie erwiderte nichts. Er war eben dabei, von seinem Sandwich abzubeißen und hielt mit einem verdutzten Gesichtsausdruck mitten in der Bewegung inne.
„Sagen Sie mir, wo er ist", verlangte sie.
„Ah ... ich ... was?" stotterte Charlie, dann schluckte er.
„Lafferty. Wo ist er? Ich weiß, dass Sie es wissen, also versuchen Sie nicht, mir etwas vorzumachen."
Chandler
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