Tiffany Duo Band 128
ernähren, um in dieses verdammte Chanelkostüm zu passen, das ich anhatte, als ich Joe erschoss."
„Er hat dich mit in mein Haus gebracht?" fragte Alicia entgeistert.
„Oh, das schockt dich, was? Natürlich nicht. Er betrachtete mich als nicht gut genug, um über deine Teppiche zu laufen. Als er schlief, habe ich seinen Schlüssel genommen und mir einen Zweitschlüssel machen lassen, so bin ich an das Kostüm und die Pistole gekommen." Sie lachte.
„Warum hast du nie Kontakt mit mir aufgenommen?" fragte Alicia ruhig.
„Tja, das gehörte nicht zu unserer Abmachung, verstehst du. Wenn Mama die Schecks weiterhin einkassieren wollte, musste sie den Mund halten und durfte nie ein Wort über dich oder die Greens verlieren. Ich hätte eigentlich gar nichts von dir wissen dürfen. Aber als sie in den Illustrierten und im Fernsehen die Bilder von der wunderbaren Prinzessin auf dem Debütantinnenball und den vielen Partys sah, war sie völlig fertig. Damals ist es ihr aus Versehen rausgerutscht."
„Und weil Sie wollten, dass das Geld weiterhin floss, haben Sie auch nach dem Tod Ihrer Mutter nie Kontakt mit Alicia aufgenommen", warf Lafferty ein.
„Klar, warum auch nicht?" fragte Amy aufgebracht. „Sie war es mir schuldig. Ihre ganze verlogene Familie ist es mir schuldig. Ich bin ebenso eine Green wie sie!"
„Aber warum hast du Joe getötet?" wiederholte Alicia ihre Eingangsfrage. „Warum?"
„Weil er dachte, er könnte mich einfach fallen lassen! Genauso wie mich die Greens nach meiner Geburt fallen gelassen haben. Solange ich fügsam ,war und nur machte, was er wollte, hat er mich benutzt, aber als ich anfing, Ehrgeiz zu entwickeln, wollte er mich ohne einen Cent einfach abschieben."
Alicia warf Lafferty einen Blick zu.
„Was ist geschehen?" fragte er. „Wie kam es, dass Sie plötzlich Ehrgeiz entwickelten? Was meinen Sie damit?"
Amy schaute auf den zerkratzten Tisch und stieß einen Seufzer aus. „Es ist ein Berufsproblem, gegen das man machtlos ist. Wenn man in ein gewisses Alter kommt, wollen einen die guten Serviceunternehmen nicht mehr, man muss größere Risiken mit neuen Kunden in Kauf nehmen, die Freier wollen meistens junge Mädchen ... ich hatte sozusagen gerade die Grenzen meines Marktwerts erreicht."
,,Und?" fragte Lafferty.
„Ich wollte mein eigenes Geschäft. Ich kenne mich gut aus mit Kleidern und Mode, wirklich. Ich wollte eine Boutique aufmachen."
Alicia spürte, dass Tränen in ihren Augen brannten. Der klägliche Unterton, der in der Stimme ihrer Schwester mitschwang, tat weh.
„Und dann haben Sie versucht, Walker anzupumpen?" fragte Lafferty.
„Er hat mich ausgelacht!" sagte Amy, und der Hass, der sich auf ihrem Gesicht spiegelte, legte ein beredtes Zeugnis davon ab, warum sie ihren Liebhaber getötet hatte. „Er hat gesagt, dass ich woanders hausieren gehen sollte, wenn ich mir ein Nest bauen wollte, und dass es sowieso nicht mehr lange dauert, bis ich Rost ansetze."
Plötzlich herrschte in dem Raum eine ohrenbetäubende Stille. Die beiden Polizisten warfen sich einen Blick zu und schauten dann weg.
„Ich wollte ihm das Geld zurückzahlen, ich wollte nicht schnorren, sondern nur einen Kredit von ihm haben. Es war eine gute Geschäftsidee, aber dieses Schwein war nicht einmal bereit, darüber nachzudenken."
„Und deshalb hast du beschlossen, ihn zu töten", sagte Alicia.
„Da noch nicht. Es hat sich noch eine Weile hingezogen. Erst als ich dich einen Monat später zusammen mit ihm in den Nachrichten sah, kam mir die Idee, dass ich ihn umbringen könnte, ohne dass man mich erwischt. Ich dachte mir, dass ich damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlage. Ich wollte es dir heimzahlen, dass du das Leben hattest, das eigentlich ich hätte haben sollen, und gleichzeitig konnte ich mich an ihm rächen. Es war perfekt."
„Das Leben mit Joe war kein Zuckerschlecken", sagte Alicia leise. „Das solltest du von allen Leuten eigentlich am besten wissen."
„O ja, es muss hart gewesen sein. Mein Beileid. Aber du hast es überlebt, oder? Und das silberne Tafelbesteck ist auch noch vollzählig da. Außerdem hast du ja jetzt Mel Gibson, der dich tröstet."
Die Tür zum Flur öffnete sich, und Woods steckte seinen Kopf durch den Spalt. „Die Zeit ist um", sagte er energisch. „Miss Lassiter muss in ihre Zelle zurück."
„Wir brauchen noch ein paar Minuten", sagte Lafferty kühl.
Woods schaute ihn an und errötete leicht. Er machte die Tür mit einem Knall wieder
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