Tiffany Duo Band 77
erinnerte sich daran, wie sie sich angefühlt hatten, als er sie in Händen hielt. Wußte er auch noch, wie sie geschmeckt hatten? Ja, ihr süßer Geschmack schien ihm jetzt fast auf der Zunge zu liegen.
Brian stöhnte.
Sie dachte an dasselbe wie er. Er sah es ihr an. Und was auch immer er ihr angetan hatte, sie begehrte ihn dennoch.
Und er war glücklich darüber, obwohl er sich bemühte, das Verlangen, das so machtvoll von ihnen Besitz ergriff, niederzuringen. Es war, als stünden sie sich auf einem Schlachtfeld gegenüber.
„Es ist aber so. Jede Nacht träume ich von dir. Und ich denke, mit dem Träumen ist es jetzt genug." Während er dies sagte, machte er den ersten Schritt. Er nahm ihre Hand in seine und fuhr ihr langsam mit dem Daumen über den Handrücken.
Allein sie auf diese einfache Weise zu berühren, war für ihn fast wie eine Erlösung. Er hatte es sich so sehnsüchtig gewünscht, es war für ihn fast so lebensnotwendig wie der nächste Atemzug.
Wie warm sie war! Und wie ihre Hand zitterte. Oder war es seine eigene?
Brian fiel auf, daß es Jahre her war, seit sie sich ihm von sich aus genähert hatte. Und dann war es etwas Normales gewesen. Eine kurze Umarmung. Ein freundschaftlicher Kuß auf die Wange. Niemals war es so gewesen wie jetzt.
Er nahm ihre Hand, schob sie unter sein Hemd und preßte sie gegen seine Brust, direkt auf sein rasend schnell pochendes Herz. Dann legte er seine Hand auf ihre, hielt sie dort fest und hoffte sehnlich, daß sie erkennen möge, wie es um ihn stand.
„Ich stehe jeden Morgen auf", bekannte er, „und hoffe, daß ich es noch einen weiteren Tag schaffe, meine Finger von dir zu lassen. Und wünsche mir im selben Moment, daß das Gegenteil eintritt. Weil ich genau weiß, daß ich, seit ich dich das erste Mal auf eine gewisse Weise berührt habe, nicht wieder von dir lassen kann."
Behutsam näherte er sich ihr ein kleines Stück. Noch ein Schritt und ihre Brüste würden seinen Oberkörper streifen. Ein schneller Griff zum Gürtel ihres Bademantels und schon hätte er die warme, weiche, nackte Haut endlich vor sich. Langersehnt. Könnte sie liebkosen, könnte sie küssen...
Doch er tat nichts. Bewegungslos stand er da und versuchte, in sie hineinzusehen. Was ging in ihr vor im Moment? Was dachte und empfand sie?
Er wußte, daß sie ihn einmal geliebt hatte, obwohl er sie niemals dazu ermutigt hatte. Ihre Liebe zu ihm war während der langen Beziehung zu Rebecca hoffnungslos gewesen und ohne Zukunft. Heute war ihm bewußt, wie sehr er sie damals gequält haben mußte. Er verfluchte sich im stillen, als er sich an die vielen Male erinnerte, wo er zu ihr gekommen war wie der Freund zu einer guten Freundin und sie um Rat gebeten hatte, weil er wieder einmal Probleme mit Rebecca hatte.
Das mußte für sie schmerzlicher gewesen sein, als er es sich je vorstellen konnte. Und er fragte sich, wie ihre Gefühle für ihn unter solchen Umständen überhaupt hatten überleben können.
„Ich will dich nicht verletzen", sagte er.
Ja, das war das Wichtigste, das, was er niemals aus den Augen verlieren durfte, egal wie sehr auch sein Körper nach ihrem schrie.
Nein, er wollte sie nie mehr verletzen. Das, was er getan hatte, konnte er nicht mehr ungeschehen machen, doch alles Zukünftige hatte er in der Hand.
Hatte sie Angst? Ja, sie stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Doch da war noch etwas anderes...
„Was willst du?" fragte sie schließlich.
Brian holte Luft. Die Frage war einfach zu beantworten. „Dich", er widerte er schlicht und erlaubte sich nun, den letzten Schritt auf sie hin zu tun. „Ich will dich in meinem Bett haben. Heute nacht. Nur dich."
Wie ein Seiltanz übern Abgrund, dachte er. Die Gefahr abzustürzen ist beträchtlich. Ein falscher Schritt wäre das Ende.
Er wollte sie nicht erschrecken. Und es war auch nicht seine Absicht, sie unter Druck zu setzen. Er würde nicht von sich aus die Trennungslinie, die sie um sich gezogen hatte, überschreiten. Doch er war bedenklich nahe an seiner eigenen Grenze angelangt. Kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, als er seine Hände auf ihre Arme legte. Er fühlte, wie sie unsicher wurde, hin und hergerissen zwischen dem widerstreitenden Verlangen nach Nähe und nach Distanz.
Schwermütig klagend und sehnsuchtsvoll schwebten die Klänge des Saxophons zu ihnen herüber. Der Rhythmus hatte etwas Hypnotisches, und Brian malte sich aus, wie er ihn in sich aufnahm, mit ihm verschmolz, während er
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