Tiffany Duo Band 77
Ankündigung neuer hochkarätiger Autoren und einer „Neuerung, die Sie alle sehr begrüßen werden", löste ringsum Aufmerksamkeit aus.
Lonnie wußte, er redete von den City-Beiheften, aber sie hörte seine Stimme kaum noch, als sie seinen lebhaften Ausdruck und das Feuer in seinen Augen sah.
Sie empfand so etwas wie bewundernden Stolz auf diesen dynamischen, lebendigen Sam Triver. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, und plötzlich wurde ihr klar, daß er sich für sie in Szene setzte. Nicht zu glauben - Sam Triver wollte Eindruck auf sie machen.
Die Männer bestürmten ihn mit Fragen, aber er blieb geheimnisvoll und meinte, er wolle sie noch eine Weile im Dunkeln lassen, um ihren „Appetit anzuregen". Damit leitete er zum Thema „Essen" über, entschuldigte sich und führte Lonnie in Richtung Buffet.
„Sehr gut, Mr. Triver", flüsterte sie.
„Oh, vielen Dank, Miss Stockton."
Sie schlängelten sich durch die Menge, und nun endlich erspähte Lonnie den Gastgeber. Sie erkannte den fünfundvierzigjährigen Defranco nach den vielen Fotos, die sie gesehen hatte. Nicht sehr groß, nicht mehr ganz schlank - er war ein passionierter Hobby koch - doch das kaschierte sein maßgeschneiderter Smoking. Er hatte graumeliertes Haar, braune Augen und die perfekte mediterrane Bräune.
Defranco war von einer kleinen Gruppe prominenter Persönlichkeiten umgeben - dem Dirigenten der Pittsburgher Symphoniker, dem Dekan der Universität und einem New Yorker Immobilien-Millionär. Zwei schöne Frauen zierten die Gruppe, eine italienische Prinzessin und die Gattin des Opernintendanten.
Sam schüttelte Defranco die Hand. „Danke für dies großartige Fest, Frank. Ich möchte Ihnen meine neue Anzeigenchefin vorstellen, Miss Lonnie Stockton."
„Ihre was?" fragte Frank. Seine Augen wurden immer größer, sein Mund verzog sich zu einem kennerhaften Lächeln. „Mehr ist sie nicht für Sie, Mann? Sie müssen blind sein!" Er erfaßte Lonnies Hände und führte sie an die Lippen. „Sie sieht eher wie Ihre Venus aus, wie Ihr Wunschtraum, wie Ihr ,Dolce Vita`."
Dick aufgetragene Schmeicheleien hatten Lonnie schon immer kalt gelassen, und wenn Mr. Defranco aufgeregtes Gestammel und rosig überhauchte Wangen erwartete, dann war er an der falschen Adresse.
Mit hoch erhobenem Kopf blickte sie ihm in die Augen. „Das ist wirklich ein schmeichelhafter Vergleich, Mr. Defranco, aber wir wissen beide, daß ich kein dreißig Millionen teures, fünfzig Meter langes Euro-Modell mit Schlafkapazität für zehn bin. Ich bin nicht ozeanfest und würde nicht einmal eine Tages-Charter heil überstehen."
Einen Moment lang herrschte verdutztes Schweigen, und dann warf Frank Defranco den Kopf zurück und lachte schallend. Er ergriff Lonnies Hand und zog sie neben sich, fort von Sam.
„Dieser Schatz bleibt bei mir", verkündete er, und wieder lachte er. „Und nun sagen Sie mir bitte noch einmal Ihren Namen."
„Lonnie Stockton, Mr. Defranco."
„Frank. Nennen Sie mich Frank. Sie scheinen etwas von Schiffen zu verstehen, Lonnie. Wie ist es möglich, daß eine Schönheit mit diesen Augen und diesem Mund Zeit findet, für meinen Freund Sam zu arbeiten und sich dann noch in Yachten auszukennen?"
Lonnie sah aus dem Augenwinkel Sams Ausdruck. Sein Lächeln wirkte verkrampft. War er unzufrieden mit ihrer Show? Sie fand, daß sie ihre Sache ziemlich gut machte. „Soviel weiß ich gar nicht, Frank", antwortete sie lächelnd. „Ich weiß nur, daß dies hier eine Gasperinni ist. Wie schnell fährt sie? Dreißig, fünfunddreißig Knoten?"
„Fünfundvierzig."
Lonnie riß effektvoll Augen und Mund auf. „Das kann nicht Ihr Ernst sein!"
„O doch. Ich hoffe, ich kann es Ihnen irgendwann auf einer kleinen Kreuzfahrt beweisen. Heute abend kann ich Ihnen nur eine Führung anbieten. Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen alles zu zeigen, was Sie sehen möchten - vom Maschinenraum bis zum Cockpit."
Die Schlafkabinen eingeschlossen, dachte Sam, dessen Bewunderung für Lonnies Auftritt einer wachsenden Nervosität wich. Unglaublich, wie geschickt Lonnie den Spieß umgedreht hatte. Sie nutzte Defrancos Party-Charme zu ihrem Vorteil, der Mann hing zappelnd in ihrem Netz, und es war keine Frage, daß er nur ein Ziel im Auge hatte - Lonnie ins Bett zu bekommen.
Sams Magen verknotete sich bei dem Gedanken. Er wandte sich ab und suchte Zuflucht an der Bar.
Mit einem Scotch auf Eis beruhigte er seine Nerven und versuchte, seine Gefühle für Lonnie zu
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