TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Aber ich wollte dich noch erreichen, bevor du ins Büro gehst.“
„Kein Problem, ich bin schon lange auf. Ich war sogar schon joggen.“
„Kaum bin ich fort, wirst du zu einem Morgenmenschen? Chris, du fehlst mir sehr.“
Normalerweise hätte Christina sich über seine Worte gefreut, aber jetzt machten sie sie eher traurig. Bill tat ihr leid.
„Aber ich habe gute Nachrichten“, fuhr er fort, als sie nichts sagte. „Ich werde hier schneller fertig, als ich gedacht habe. Ich werde morgen Nachmittag wieder in Seattle sein. Und da wir uns so lange nicht gesehen haben, lässt du dich vielleicht von mir zum Abendessen einladen?“
Christina hätte ihm am liebsten sofort alles gesagt, aber das wäre nicht fair gewesen. Sie war ihm ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht schuldig. Das war das Mindeste. „Das ist eine gute Idee“, sagte sie deshalb. „Ich möchte auch mit dir sprechen, und morgen Abend passt mir gut.“
Er zögerte. „Ist etwas geschehen?“
„Ich finde, wir sollten miteinander reden. Aber wir müssen nicht ausgehen. Ich würde uns lieber eine Kleinigkeit kochen.“
„Das ist mir auch recht. Ich bringe eine Flasche Wein mit. Wann soll ich kommen?“
„Wie wäre es um sieben?“
„Gut. Dann bis morgen um sieben.“ Er hängte auf.
Christina seufzte, als sie den Hörer auflegte. Ihr Leben hatte eine unglaubliche Wendung genommen, und sie schien ihre Zukunft weniger denn je in der Hand zu haben. Alles hatte sich verändert. Das Schicksal hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt.
Es war Mittag, und Christina stand am vorderen Eingang des Bürohauses, wo der Sender untergebracht war, und wartete auf Robert. Er hatte sie gleich am Morgen angerufen, um sich mit ihr zum Mittagessen zu verabreden. Seitdem hatte Christina sich damit beschäftigt, zu überlegen, wie sie Bill schonend beibringen könnte, dass sie in ihren Flitterwochen von einem anderen Mann geschwängert worden war, und ob und was sie zu Robert sagen könnte. Er schien fest davon überzeugt zu sein, dass sie sich näher kennenlernen sollten, und sie hatte ihn eigentlich nie wiedersehen wollen. Aber das war gewesen, bevor Joyce sie über ihren Zustand aufgeklärt hatte.
Sollte sie Robert sagen, dass sie ein Kind von ihm erwartete? War sie moralisch dazu verpflichtet? Eigentlich hatte sie es ihm verschweigen wollen. Wenn er dann Seattle verlassen hätte, würde sie einfach vergessen können, dass es ihn gab. Oder war es dazu zu spät?
Was aber würde sie tun, wenn ihr Kind älter war und nach seinem Vater fragte? Schuldete sie ihm nicht die Wahrheit? Aber musste sie nicht Robert darauf vorbereiten? Sollte sie ihm jetzt etwas sagen oder damit warten?
Christina hatte keine Ahnung, wie sie einem Mann, den sie kaum kannte, sagen konnte, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Und sie konnte sich noch weniger vorstellen, wie er auf diese Nachricht reagieren würde. Würde er sofort daran denken, dass damit bestimmte Verpflichtungen für ihn verbunden waren?
Sie wollte nicht, dass Robert finanziell für das Kind aufkam. Aber würde er das verstehen?
Christina war so tief in ihre Überlegungen versunken, dass sie nicht merkte, als jemand neben sie trat. Erst als Robert sich räusperte, wandte sie sich zu ihm um. Er lächelte sie an, offensichtlich erfreut, sie zu sehen.
Christina riss sich zusammen. „Oh, ich habe dich gar nicht gesehen.“
„Ja, du warst mit deinen Gedanken offensichtlich ganz woanders. Und du sahst entzückend aus.“
„Komplimente zur Begrüßung?“
„Warum nicht? Sie sind vollkommen ehrlich gemeint.“
Er hatte eine sehr umgängliche Art, die ihr früher nicht aufgefallen war, vielleicht, weil sie bei ihren wenigen Gesprächen immer das Gefühl gehabt hatte, in die Defensive gedrängt zu sein. Und er sah unglaublich gut aus. Auch das hatte sie sich früher kaum einzugestehen getraut. Vielleicht machte es doch einen Unterschied, ob man jemanden grundsätzlich als anständigen Menschen einschätzte oder in ihm nur den Verführer sah. Sein Haar war feucht vom Regen und die Wangen von der Kälte gerötet. Er lächelte fröhlich, und ihr wurde ganz warm ums Herz dabei. „Wollen wir gehen?“, fragte er.
Christina nickte, und er legte den Arm um ihre Schultern. Sie fühlte sich gleich ein wenig besser, auch wenn sie nicht wusste, warum.
Robert schlug ein Restaurant am Hafen vor, denn er wolle ein paar Möwen sehen. Als Christina ihr Auto in Richtung Hafen steuerte, fragte sie, warum er unbedingt Möwen sehen
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