TIFFANY EXKLUSIV Band 02
frei.“
Der Haustechniker kam fünf Minuten später. Er war neu und kannte Ruthie nicht. Glücklicherweise. So wie sie aussah und so beschwipst wie sie war, wäre sie ein prima Opfer für Klatsch und Tratsch gewesen.
Nachdem er aufgeschlossen hatte, bedankte sie sich, betrat das Zimmer, kickte die Pumps von den Füßen und zog die letzten Haarnadeln aus ihren Locken.
„Schlafen“, murmelte sie. „Nur noch schlafen.“ Das riesige Bett war äußerst einladend.
Sie zog den Reißverschluss des hässlichen grünen Kleides auf, streifte es ab, ließ es auf den Boden fallen und trat sogar drauf, als sie zu ihrem Koffer ging. Dabei kam sie an dem großen Spiegel vorbei.
„Gar nicht so schlecht, Sinclair. Du hättest einen Mann heute Nacht ziemlich glücklich machen können“, fügte sie seufzend hinzu.
Celeste, die einen außergewöhnlich guten Geschmack besaß, hatte Ruthie als Dankeschön Luxusdessous geschenkt. Elfenbeinfarbene Seide. Ein duftig leichtes Hemdchen. Dazu den passenden Slip. Unter dem Hemdchen trug Ruthie einen winzigen Spitzen-BH, der mehr enthüllte als verbarg.
„Schade. Niemand da zum Anschauen“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild.
Zu müde, um in ihrem Koffer nach dem geliebten alten T-Shirt zu kramen, das sie normalerweise als Nachthemd trug, fiel Ruthie ins Bett und schaltete das Licht aus. Gleich darauf stellte sie fest, dass etwas nicht stimmte.
Das Zimmer drehte sich.
In diesem Zustand war sie seit ihren Collegetagen nicht mehr gewesen. Damals hatte ihre Zimmergenossin sie herausgefordert, sie unter den Tisch zu trinken. Es war Ruthie gelungen, denn wenn sie sich etwas vornahm, klappte es meistens auch. In jener Nacht hatte sich das Zimmer auch gedreht. Und den Rest der Nacht hatte sie im Badezimmer verbracht …
Heute war sie nicht so betrunken, dass ihr schlecht gewesen wäre. Sie war nur ziemlich beschwipst. Aber es gab einen Trick. Beide Beine unter der Decke hervorstrecken. Die kühle Luft an die Haut lassen.
Aber so richtig wohl fühlte sie sich immer noch nicht. Sie rutschte zur Bettkante, sodass sie im Liegen die Füße auf den Boden stellen konnte. Komisch, dass die Krokodile der Kindheit, die unter dem Bett lauern konnten, in solchen Momenten wieder auftauchten. Ruthie ignorierte sie jedoch, weil diese Lage zumindest das Zimmer zur Ruhe brachte. Die Kopfschmerzen allerdings wurden immer schlimmer.
Sie quälte sich schließlich aus dem Bett und wankte im Dunkeln ins Bad.
„Aspirin!“ Sie suchte in ihrem Toilettenbeutel nach dem Fläschchen. Zuerst geriet ihr eine Kondompackung in die Hand. Sie seufzte. Was der Apotheker wohl von ihr gedacht hatte, als sie, aufgedonnert im Brautjungferndress, im Laden erschienen war, um die Dinger zu kaufen?
Ruthie fand das Aspirinfläschchen und schüttelte zwei Pillen heraus. Sie schob sie in den Mund und drehte den Wasserhahn auf, um direkt daraus zu trinken. Ihr Kopf platzte fast, als sie sich nach unten beugte. „Noch eine“, murmelte sie und nahm eine weitere Aspirin, diesmal ohne Wasser.
Danach schleppte sie sich zurück zum Bett. Trotz aller Müdigkeit fiel ihr auf, dass die Tablette seltsamerweise nicht wie Aspirin geschmeckt hatte. Erschrocken ging sie zurück ins Bad, machte Licht und las das Etikett auf dem Fläschchen, das geöffnet auf der Konsole stand.
„Erkältungspillen!“, sagte sie entsetzt und las die Beschreibung. „Kann müde machen. Alkohol verstärkt den Effekt eventuell.“ Sie schraubte das Fläschchen zu und schaute in den Spiegel. „Frankensteins Braut ist nichts gegen dich, Sinclair“, sagte sie und zog eine Grimasse. „Und jetzt hast du dich auch noch selbst ausgeknockt.“
Na ja, tödlich war das Zeug jedenfalls nicht. Sie würde einfach nur ziemlich tief und ziemlich lange schlafen. Sie ging zurück ins Schlafzimmer und schaffte es noch, den Wecker zu stellen. Normalerweise brauchte sie das nicht, aber sicher war sicher.
Sie streckte sich auf dem Bett aus und schlief sofort ein.
Robert fand sich in der Bar wieder, nachdem er Ruthie am Eingang des Hotelrestaurants verlassen hatte. Er brauchte keinen Drink, er brauchte Zeit. Zeit zu überlegen, wie er die Sache mit Monica klarkriegen konnte.
„Ehrlich sein. Jetzt sofort. Ihr offen sagen, dass ich nicht will. Dann kann sie ihren Wutanfall bekommen, und morgen früh herrscht Ruhe“, sagte er zu sich selbst.
Der Kellner warf ihm einen irritierten Blick zu, lächelte aber dann zufrieden, als er das großzügige Trinkgeld sah, das Robert auf
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